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Wassermangel und Landwirtschaft

Deutschland trocknet aus: In 20 Jahren einmal der Bodensee

Feldarbeit.
am Montag, 21.03.2022 - 16:12 (4 Kommentare)

Man mag es kaum glauben. Deutschland gehört zu den Ländern, mit dem höchsten Wasserverlust – weltweit. Das zeigen Satellitenmessungen.

Bewässerung.

In Deutschland beträgt der Wasserrückgang etwa 2,5 Gigatonnen oder Kubikkilometer im Jahr. Damit gehört es zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit,“ sagt Jay Famiglietti, der Direktor des Global Institute for Water Security an der Universität im kanadischen Saskatoon, gegenüber der ARD. Famiglietti wertet im Auftrag der NASA und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt Daten der sogenannten Grace-Satelliten aus.

Der Wissenschaftler berichtet nur die Fakten, über die Ursachen will er nicht spekulieren. Er sagt: "Deutschland hat in 20 Jahren Wasser im Umfang des Bodensees verloren. Das ist unvorstellbar viel Wasser." Die beiden Grace-Satelliten messen fast auf den Tag genau seit 20 Jahren Veränderungen der Schwerkraft der Erde, die etwa durch den unterschiedlichen Wassergehalt entstehen. Die Daten der Grace-Satelliten haben zwar ein relativ grobes Raster, denn ihre Ergebnisse sind in Quadraten von 150 Kilometern Seitenlänge dargestellt. 

Aber selbst so kann man regionale Unterschiede sehen, erklärt Famiglietti gegenüber tagesschau.de. "Und wenn man es sich genau anschaut, sieht man, dass es in der Region um Lüneburg ein besonders hohes Maß an Wasserrückgang gibt, ebenso im Südwesten, in Baden-Württemberg und im Südosten, in Bayern." Allerdings ist praktisch ganz Deutschland rot, und das heißt überall ist weniger Wasser.

Landwirtschaft leidet und auch der Wald

Getreide in der Dürre.

Vor allem in akuten Dürrephasen macht sich dieser Entwicklung bemerkbar. Die Auswirkungen waren in den vergangenen Jahren auch in der Landwirtschaft deutlich spürbar: Während anhaltender Trockenphasen - wie im Sommer 2018 - kam es in einigen Regionen auch zu Problemen mit der öffentlichen Wasserversorgung. Auf den Feldern verdorrten das Getreide und in den Wäldern litten die Bäume. Das Problem dabei ist: Gerade in Trockenzeiten bewässern die Bauern ihre Felder stärker, um Ernteschäden zu begrenzen. Auch Hausbesitzer verbrauchen dann oft mehr Wasser, damit ihr Garten nicht vertrocknet.

Noch sind das Probleme, die in einzelnen Jahren oder auch an einzelnen Orten auftreten. Der Hydrologe Prof. Martin Grambow, oberster Wasserwirtschaftler des bayerischen Umweltministeriums, sagt angesichts der Daten der Grace-Mission in der ARD: "Es sind Sachen, die bei uns noch nicht veröffentlicht sind, die aber eigentlich allesamt dieses Bild leider stützen. Dass wir letztendlich ein systemisches Defizit haben. Und das Unangenehme dabei ist: Das geht lange, lange Zeit gut. Und wenn es dann aber merkbar wird, dann ist es bei Weitem zu spät."

Hydrologen fordern deshalb schon jetzt Vorsorge zu treffen. Neue Wassergewinnungsgebiete müssten geschützt werden. Und größere Versorgungsverbünde könnten sicherstellen, dass die zunehmend knappe Ressource Wasser auch in Jahrzehnten noch überall ausreichend zur Verfügung steht. Doch während das Angebot knapper wird, ist der Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren angestiegen.

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