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+++ Aktualisiert: 7. April 2020, 14:30 Uhr +++

Diese Erntehelfer aus der EU dürfen trotz Corona-Krise einreisen

Infotafel am Frankfurter Flughafen
am Dienstag, 07.04.2020 - 14:30 (Jetzt kommentieren)

Noch vor Ostern könnten die ersten Saisonkräfte aus Rumänien als Erntehelfer eingeflogen werden. Das sind die Transit-Bedingungen.

Rumänien erlaubt Saisonarbeitern trotz der Corona-Krise ausnahmsweise die Ausreise mit dem Flugzeug ins Ausland. Das teilte Rumäniens Innenminister Marcel Vela mit.

Aktuell lässt das Land wegen eines Militädekrets zwar noch keine Flüge nach Deutschland zu. Am Mittwoch könnte das Dekret jedoch geändert werden, sodass ab Gründonnerstag Erntehelferflüge aus Rumänien stattfinden könnten. Den Rahmen bildet dabei das am vergangenen Freitag von der Bundesregierung vorgelegte Konzept für die kontigentierte Einreise von Saisonkräften unter gesonderten Auflagen für den Gesundheitsschutz. Wer für einen mehrwöchigen Arbeitsaufenthalt einreisen will, muss danach nachweisen können, dass eine zweiwöchige Quarantäne sichergestellt ist oder gleichwertige betriebliche Hygienemaßnahmen und Vorkehrungen zur Kontaktvermeidung gelten.

Ob auch Erntehelfer aus Bulgarien innerhalb des Kontingents einreisen werden, muss sich zeigen. Bulgariens Premier Boiko Borissow kritisierte, es wäre unfair, wenn Spargelstecher und Erdbeerpflücker nach Deutschland reisten, sich dort mit Corona ansteckten und nach ihrer Heimreise in Bulgarien gepflegt werden müssten. Eine Reiseverbot für Bulgaren könnte also kommen, besteht momentan aber nicht.

Diese Flüge aus Rumänien sind geplant

Unterdessen kündigte die Fluggesellschaft Eurowings an, in Zusammenarbeit mit den Bauernverbänden zehntausende Erntehelfer nach Deutschland zu fliegen. Das Tochterunternehmen der Lufthansa Group bietet auf einer eigens eingerichteten Website erste Services an, um dringend benötigte Saisonarbeitskräfte schnellstmöglich an ihre Einsatzorte zu bringen. Dort können Landwirte ihren Bedarf an Sitzplätzen melden sowie den gewünschten Abflugs- und Ankunftsort der Erntehelfer angeben.

Nach aktuellem Stand sind als Abflughäfen in Rumänien Iasi (IAS), Timişoara (TSR), Sibiu (SBZ), Cluj (CLJ) und Bukarest (OTP) geplant. Als Zielflughäfen in Deutschland sind vorgesehen Berlin (SXF), Düsseldorf (DUS), Köln (CGN), Frankfurt (FRA), Hamburg (HAM), Karlsruhe (FKB), Leipzig (LEJ) und Nürnberg (NUE).

Der Spezialist für Gruppenflüge Pro Sky erhöht nach eigenen Angaben derzeit aufgrund hunderter Anfragen von Landwirten die Zahl seiner Erntehelferflüge. Landwirte können online Plätze für Gruppen jeder Größe reservieren.

Österreich lässt Berufspendler aus Ungarn herein

Polizist überprüft Autofahrer

Eigentlich sind Flugverbindungen zwischen Rumänien und Corona-Risikoländern verboten. Auf dem Landweg sind Reisen Richtung Westen aber nicht möglich, weil Ungarn die Grenzen geschlossen hat.

Das gilt allerdings nicht für Berufspendler zwischen Österreich und Ungarn. Wie der Präsident der Landwirtschaftskammer Burgenland, Nikolaus Berlakovich, erläuterte, dürfen Ungarn und Österreicher ohne Kilometerbegrenzung mit einem Arbeitgeberzertifikat oder einem Eigentums- oder Nutzungsnachweis für landwirtschaftliche Flächen zwischen ihren Ländern reisen. Sie sind von der 14-tägigen Quarantäneanordnung und dem Einreiseverbot für Ausländer befreit. Ebenso dürfen österreichische Bauern ihre Agrarflächen in Ungarn weiter bewirtschaften.

Rukwied fordert offene Grenzen für Erntehelfer

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, erklärte, um eine breite Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln aufrechtzuerhalten, sei es unerlässlich, die Grenzen innerhalb der Europäischen Union offenzuhalten.

Grenzschließungen für Personen, die in kritischen Infrastrukturen wie Gesundheit oder auch Ernährung und Landwirtschaft arbeiten, seien nicht zielführend und müssten schnell gelockert werden, forderte Rukwied. Insbesondere die Obst-, Gemüse- und Weinbaubetriebe, aber auch Tierhaltungsbetriebe, die auch Teil der kritischen Infrastruktur seien, brauchten die Sicherheit, dass langjährige und verlässliche Fachkräfte aus anderen EU-Staaten kommen dürften.

Mit Material von dpa, AIZ
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