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Getreidemärkte und Green Deal

Green Deal: Getreide-Produktion in Europa bricht dramatisch ein

getreideernte.
am Donnerstag, 24.06.2021 - 12:41 (2 Kommentare)

Der Green Deal hat für die Getreidemärkte verheerende Auswirkungen. Das sagte der Verband der europäischen Getreidehändler Coceral in einer Online-Diskussion am Mittwoch.

Folgen sind die Destabilisierung der Agrarmärkte und die Verlagerung von Umweltproblemen. Die Getreide-Experten erwarten einen scharfen Einbruch der Getreide-Produktion und einen erheblichen Verlust an Exporten. Dabei wird die Europäische Union von einem der größten Getreideexporteure der Welt wahrscheinlich zum Nettoimporteur.

Am 23. Juni hatte COCERAL eine Live-Online-Debatte, über die Folgen der Green-Deal-Vorschläge der Kommission geführt. Ziel der Debatte war nicht nur, die Prognosen von COCERAL bekannt zu machen, „sondern auch einen Beitrag zur öffentlichen Debatte zu leisten und Input von anderen Interessengruppen zu erhalten“, teilte Coceral mit.

Dabei betonten die Getreideexperten: „Die Bewertung ist weder akademischer Natur noch basiert sie auf komplizierten Modellen. Es handelt sich um eine empirische Bewertung, die von Analysten und Unternehmern sowie nationalen Verbänden, die Mitglieder von COCERAL sind, erstellt wurde und die untersucht, wie sich die Agrarproduktion der EU verändern würde“.

Einbruch der Getreideproduktion – Verlagerung der Probleme

Weizenproduktion.

Im Rahmen der Strategie „Farm to Fork“ hat die Europäische Kommission bestimmte Ziele für 2030 vorgeschlagen. Dazu gehören die Ausweitung der ökologischen Produktion auf 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche von derzeit etwa 8 Prozent. Und außerdem die Reduzierung des Einsatzes von chemischen Pflanzenschutzmitteln – neudeutsch Pestizide - um 50 Prozent!!

Dabei kam Coceral unter anderem zu dem Ergebnis, dass diese Politik die Getreideproduktion stark reduzieren würde und die EU außerdem zu einem Nettoimporteur machen würde. Die Ziele der Kommission wurden auch schon von anderen Vertretern der Landwirtschaft als unrealistisch kritisiert, zumal die Kommission bisher selbst keine eigene Folgenabschätzung vorlegte. Dabei sind die Meinungsverschiedenheiten offenbar so groß, dass sie auch ein Grund für die Verzögerung GAP-Reform und der dabei ausgereichten Gelder sind.

Coceral geht jedenfalls davon aus, dass die vorgeschlagenen grünen Ziele die EU-Produktion von Weichweizen, der Hauptgetreideart in der EU, von rund 128 Millionen Tonnen, die in diesem Jahr erwartet werden, auf etwa bestenfalls noch 109 Millionen Tonnen im Jahr 2030 nach unten drücken würde. Coceral verweist zudem auch auf die Risiken einer Destabilisierung der Agrarmärkte und kritisiert die Verlagerung von Umweltproblemen in andere Teile der Welt. Ausdrücklich fordert man auch von der Kommission eine detaillierte Folgenabschätzung ihrer grünen Ziele.

Vom Getreide-Exporteur zum Nettoimporteur

Getreide verladen.

Die EU ist einer der größten Exporteure von Weizen und Gerste, und gleichzeitig von importiertem Mais und Raps abhängig. „Wir sind künftig also nicht mehr einer der großen Exporteure, aber vielleicht einer der großen Importeure“, sagte Oliver Balkhausen, Vorstandsmitglied von Coceral und Forschungsleiter bei Archer Daniels Midland.

Die Umweltziele könnten auch die Abhängigkeit der EU von Ölsaatenimporten durch eine Reduzierung des Rapsanbaus verstärken. Das dürfte nach Einschätzung von Coceral dazu führen, dass die EU jährlich mehr als 10 Millionen Tonnen Raps importieren muss, verglichen mit derzeit rund 6 Millionen Tonnen.

Außerdem sprach auch Giorgio Dalla Bona, CEO von Cereal Docks International, einem Unternehmen mit Sitz in Italien. Er betonte, dass eine geringere Agrarproduktion die Abhängigkeit Europas von Importen erheblich erhöhen wird. Olivier Calvar, Europa-Regionalmanager von Viterra, betonte ebenfalls, dass es für die EU von entscheidender Bedeutung sei, ihre derzeitige Präsenz auf den globalen Agrarmärkten zu behaupten.

Eine Studie des US-Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte Ende des vorigen Jahres bereits die verheerenden Auswirkungen des Green Deals auf die Agrarpreise und Kosten aufgezeigt.

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