Die Wissenschaftler des WBAE sagen in ihrem Gutachten: “Eine klare Schwäche des Ökolandbaus stellen die niedrigen Erträge dar“. Weiter heißt es: „Nach dem derzeitigen Wissensstand hat der Ökolandbau produktbezogen aufgrund der niedrigen Erträge ähnlich hohe Treibhausgasemissionen wie der konventionelle Landbau und kann demnach nicht als grundsätzlich klimafreundlicher eingestuft werden.“
In diesem Zusammenhang verweist der WBAE auf ein zweites Problem: Die niedrigen Erträge sind auch vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung problematisch. Um mit dem Ökolandbau die gleiche Menge an Nahrungsmitteln zu produzieren wie mit konventionellen Methoden, müsste der Ackerbau in anderen Regionen intensiviert oder die Ackerfläche deutlich ausgedehnt werden.
Auf dieses Dilemma des Ökolandbaus haben bereits zahlreiche andere Untersuchungen und Studien hingewiesen.
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Ökolandbau allein ist nicht die Lösung

Natürlich hat der Ökolandbau auch Stärken, betonen die Wissenschaftler. Vor allem weist die ökologische Landbewirtschaftung hinsichtlich vieler Umweltgüter positive Effekte auf. Er kann daher zur Reduktion der gegenwärtigen umwelt- und ressourcenpolitischen Herausforderungen in Deutschland beitragen, ist das Fazit.
Der WBAE empfiehlt den Ökolandbau deshalb als ein Element eines nachhaltigeren Lebensmittelkonsums. Dies gilt nach Meinung der Wissenschaftler umso mehr, je mehr er mit einer Reduktion des Konsums tierischer Produkte und einer Verringerung der Lebensmittelverschwendung einhergeht.
Der WBA stellt jedoch gleichzeitig fest: „Klar ist auch, dass eine schrittweise Ausdehnung des ökologischen Landbaus in Deutschland nicht das wesentliche bzw. einzige Instrument sein sollte, um die landwirtschaftsbedingten Umweltprobleme zu lösen.“ Vom Grundsatz her und global gesehen sind aus Sicht des WBAE nachhaltigere Landbausysteme mit höherer Flächennutzungseffizienz als im Ökolandbau denkbar.
Mehr Ökolandbau in roten Gebieten?

Der WBAE empfiehlt die Öko-Förderung zielgerichtet weiter zu entwickeln. Die Wissenschaftler nennen beispielsweise eine stärkere Förderung des Ökolandbaus in den „roten Gebieten“. Hier könnten die verringerte Intensität des Ökolandbaus zum Grundwasserschutz beitragen. In Regionen mit hohen Tierdichten wirkt zudem der reduzierte Besatz an Nutztieren je Hektar Fläche besonders positiv, heißt es weiter.
Ökoprodukte können nach Einschätzung des WBAE solange zu einem nachhaltigeren Warenkorb beitragen, wie die positiven Umwelteffekte des Ökolandbaus bei der Bewältigung der Umweltprobleme in Deutschland mehr Gewicht haben als die möglichen negativen Verlagerungseffekte.
Weiter heißt es: Da sich aber beide Landbausysteme weiterentwickeln und die Bewertung stark vom Grad der Ausdehnung des Ökolandbaus und den sonstigen Veränderungen im Ernährungssystem abhängt, ist diese positive Einschätzung für Ökoprodukte in Abständen zu überprüfen – Beispielsweise wenn der Ökolandbau in Deutschland den derzeit politisch erwünschten Flächenanteil von 20 Prozent erreicht hat.
Ökopunktemodell und neue Technologien

Der WBAE mach aber noch einen anderen Vorschlag: Im Unterschied zu Klimawirkungen sowie Tierwohlaspekten lassen sich andere wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit, etwa die Auswirkungen auf die Biodiversität, weniger gut produktspezifisch darstellen. Eine Möglichkeit könnte eine Nachhaltigkeitsbewertung sein, die es erlauben würde, Betriebe in verschiedene Nachhaltigkeitsstufen einzuordnen. Der WBAE schlägt deshalb ein Ökopunktemodell als einen möglichen Ansatz vor, um die Ökosystemdienstleistungen im Rahmen der agrarischen Landnutzung besser zu erfassen.
Und noch ein Aspekt war den Wissenschaftlern wichtig: Nämlich die Einführung neuer Technologien. Diese können nach Einschätzung des WBAE neue Perspektiven für eine nachhaltigere Ernährungssicherung und die Verringerung negativer Umwelteffekte der Anbausysteme eröffnen. So könnten etwa Pflanzenschutzmittel, selektiv und zielorientiert eingesetzt, Nahrungsmittelverluste verringern und zu nachhaltigeren Anbausystemen beitragen.
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