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Brände in der Landwirtschaft

Wenn Haus und Bauernhof brennen – Daten, Fakten, Brand-Ursachen

hausbrand.
am Freitag, 08.07.2022 - 13:33 (Jetzt kommentieren)

Brände vernichten Existenzen. In der Landwirtschaft ist das so, wie im privaten Bereich. Natürlich kann man sich gegen Schäden versichern. Doch oft bleiben die Brandopfer auf einem Teil des Schadens sitzen. Ganz zu schweigen von den psychologischen Folgen, bei Stallbränden mit vielen toten Tieren oder beim Totalverlust der Produktionsgrundlagen. Ein Wiedereinstieg bzw. Neuanfang ist oft nicht von heute auf morgen zu machen.

Leider gibt es in Deutschland keine offizielle Statistik über Brände und Brandschäden in der Landwirtschaft. In Österreich schon. Und die Verhältnisse und Daten kann man sicher grob vergleichen. Danach zeigt die Statistik der in unserem Nachbarland von vom Österreichische Bundesfeuerwehrverband – kurz ÖBFV und der Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO), dass im Jahr 2020 etwa 22 Prozent aller – also knapp ein Viertel – aller Brandeinsätze der Feuerwehr in der Landwirtschaft erfolgte.

Gleichzeitig entfallen auf diese landwirtschaftlichen Brände auch ein ähnlich großer Anteil an den finanziellen Schadensummen bie Bränden. Dabei wird offensichtlich, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in den letzten 10 Jahren (genau wie in Deutschland) deutlich abgenommen hat. Nicht so die Zahl der Brandfälle. Nach einem Anstieg zum Anfang des Jahrzehnts, blieben die Brandfälle – trotz schrumpfender Betriebszahlen - in den letzten 5 Jahren relativ konstant. Gleichzeitig haben die finanziellen Schäden, die durch landwirtschaftliche Brände entstanden sind, geraderzu dramatisch zugenommen.

Das deutet auf eine deutlich höherwertige und modernere Ausstattung der Betriebe mit Tieren und Technik hin, gleichzeitig aber wohl auch auf das anhaltende größenmäßige Wachstum der Betriebe und Produktionseinheiten. Und noch eine Entwicklung wird an Hand der österreichischen Brandstatistik deutlich: die Landwirtschaft nimmt einen immer größer werdenden Anteil in der Gesamtzahl aller Brände und der Schadenssummen ein. Auch das bei schrumpfender Betriebszahl.

Die Zahlen sind eindeutig: Meldete die Feuerwehr 2008 noch 17 % aller Brände aus der Landwirtschaft, waren es 10 Jahre bereits bei 23,5 %. Der Anteil der Landwirtschaft an den gesamt durch Brände verursachten Schäden stieg im gleichen Zeitraum von 11,8 % auf 21,6 %.

Deutschland: belastbare Zahlen liegen nicht vor - warum?

Stallbrand.

In Deutschland gibt es weder eine bundesweite Erhebung der landwirtschaftlichen Brände noch führen die Bundesländer eine Statistik über Schadensfälle und Brandursachen, beklagt die landwirtschaftliche Initiative „Stallbrände“. In einigen Bundesländern – wie etwa in Niedersachsen – gibt es noch nicht einmal eine Meldepflicht von Stallbränden. Deshalb versucht die Initiative „Stallbrände die medial berichteten Brandereignisse – vor allem eben Stallbrände – selbst zusammentragen und dabei Schadenshöhe und die Folgen für die betroffenen Landwirte darzustellen.

Demgegenüber hat der Wissenschaftliche Dienst der Bundesregierung auf eine Anfrage vom Oktober 2020 über die Ursachen und die Anzahl der Brandereignisse in der Landwirtschaft keine eigenen Erkenntnisse oder Erhebungen mitgeteilt, sondern sich auf eine Untersuchung von Jürgen Kunkelmann vom Karlsruher Institut für Technologie aus dem Jahr 2016 bezogen und außerdem auf Teil-Berichte aus den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen.

Das Fazit des Wissenschaftlichen Dienstes ist: „Belastbare Zahlen zu Brandereignissen in landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland und somit auch zur Höhe der Schadenssummen in den letzten zehn Jahren lassen sich offenbar nicht ermitteln.“

Leider muss man dazu sagen.Denn: Nur wenn man die Probleme und Risiken auch kennt, kann man Abhilfe schaffen. Die oben gennannte Untersuchung von Kunkelmann erfasst zudem nur Fälle von 1999 bis 2012 – in der Zwischenzeit hat sich jedoch sowohl was die materiale Ausstattung der Betriebe betrifft, als auch im Hinblick auf die Herdengrößen und andere Dinge viel getan, wie die aktuelle österreichische Statistik zeigt.

Kunkelmann nennt von den bekannten Brandursachen an erster Stelle Elektrizität (23 %) und schon an zweiter Stelle Brandstiftung (15 %). Vor allem der zweite Punkt ist für viele Landwirte und vor allem Tierhalter sicherlich erschreckend. Eine andere Statistik weist außerdem auch dem ungenauen Begriff „menschliches Fehlverhalten“ eine hohe zweistellige Schadensquote zu.  

Stallbrände am häufigsten – meist wegen Elektrik

Interessant ist natürlich, einen Blick auf die deutlich exaktere österreichische Brandstatistik zu werfen und zu schauen, was dort über die Schadenursachen gesagt wird. Zu den Brandursachen und den Schadensorten hat das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) eigens eine Befragung unter 500 betroffenen Landwirten durchgeführt. (So etwas ist in Deutschland leider nicht möglich).

Dabei kam heraus, dass von allen Bränden auf Landwirtschaftsbetrieben 43 % - also fast die Hälfte - in Ställen stattfinden. Das heißt auch: Tiere sind sehr oft betroffen. Auf Platz zwei in diesem Ranking findet sich der Scheunenbrand mit 15 % und dann mit 11 % folgen schon die Brände in Wohngebäuden. Brände an Elektrogeräten, Maschinen und im Fuhrpark sind hingegen im nur niedrigen einstelligen Bereich zu finden, auch wenn die Schäden an Land-Maschinen hoch sind und schnell mehrere 100.000 Euro betragen. Und was sagt die Schadensstatistik über die Brandursachen? Einiges! So zeigt die österreichische Erhebung eine deutliche

Übereinstimmung und einen wesentlichen Unterschied zu der zugegebenermaßen nicht besonders aktuellen deutschen Untersuchung: 1. Elektrobrände sind mit 25 % bei den österreichischen Berufskollegen (wie in Deutschland) die mit Abstand häufigste Brandursache. Dagegen wird Brandstiftung mit „nur“ 7 % noch hinter der Heuselbstentzündung auf Position drei genannte und damit nicht einmal halb so oft wie bei der Untersuchung von Kunkelmann in Deutschland.

Lange Betriebsausfälle – hohe Schadensummen

Durch die Brände enteht natürlich vor allem finanzieller Schaden für die betroffenen Landwirte. Dazu kommen jedoch außerordentliche Stress-Situationen und es gibt auch sehr oft psychische Folgen. In Österreich berichtete mehr als der Hälfte der betroffenen Landwirte zudem davon, dass der organisatorisch-bürokratische Aufwand nach dem Brand sehr hoch war und dass es natürlich auch erhebliche Produktionsausfälle gab. Dagegen waren nur wenige Landwirte (5 %) zusätzlich auch noch von einem Imageschaden im Dorf oder in der Region betroffen.

Interessant war auch: Knapp jeder achte Landwirt war bereits einmal von einem Brandereignis betroffen. Manche auch häufiger. Die meisten Brandfälle in Österreich melden Ackerbau- und landwirtschaftliche Mischbetriebe. Außerdem kommt es in Vollerwerbsbetrieben doppelt so häufig zu Bränden wie in der Nebenerwerbs- Landwirtschaft. Die Höhe des finanziellen Schadens lag bei den Betrieben die Angaben machten bei 200.000 Euro – und damit sehr hoch.

Mögliche Betriebsausfälle erstrecken sich im Schnitt über einem Zeitraum von bis zu 6 Wochen. Aber es gab auch Ausfälle zwischen 4 Monaten und 2 Jahren. Gerade einmal 16 % der von einem Brand betroffenen Landwirte haben Mittel zur Schadensbehebung von der öffentlichen Hand erhalten, häufiger von der Gemeinde, eher selten von Land und Bund. Die meisten Betriebe dürften jedoch gegen Brandereignisse versichert gewesen sein.

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