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Corona-Krise und Folgen

Höfesterben in Corona-Zeiten: Die Folgen der Krise für die Bauern

Milchkühe..
am Montag, 14.06.2021 - 14:30 (Jetzt kommentieren)

Die Corona-Krise hat massive Folgen für die Bauern. Viele Höfe kämpfen ums Überleben.

Bauer im Stall.

Die Corona-Krise hat massive wirtschaftliche Auswirkungen – auch für die Bauern. Zum einen beeinflusst sie die Agrarpreise und damit die Erlöse. Zum anderen treibt sie die Kosten der Produktion auf immer neue Rekordstände. Das Ergebnis: Viele Betriebe geraten in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Dabei gab es für die Bauern bereits vor Corona ausreichend Probleme zu bewältigen. Dazu gehörten: Drei Dürrejahre in Folge, die Auswirkungen der verschärften Düngeverordung, zahlreiche neue Tierwohlauflagen, die neue CO2-Steuer – um nur einige zu nennen. Zusätzlich beeinflusst nun Corona weltweit die Absatz- und Einkaufsmöglichkeiten der Landwirte und damit die Preise und Kosten der Produktion.

Und das nicht gerade zum Vorteil der Bauern – nimmt man einmal die hohen Getreidepreise aus. Bereits im Frühjahr meldete das Statistische Bundesamt so hohe Agrarkosten wie noch nie zuvor. Doch auch danach gingen die Preise für Betriebsmittel aller Art weiter steil nach oben.

Die Frage lautet nun: Welche Folgen haben die Corona-Krise und der Kostenexplosion für die Landwirtschaft? Und: Welchen Einfluss hat die ökonomische Krise auf das Höfesterben und die Betriebsstrukturen?

Dafür gibt es einen Indikator, der einen zeitnahen Blick auf die Entwicklung der Betriebe erlaubt – nämlich die zweimal jährlich erfasste Zahl der Tierhalter im Rahmen der Viehzählung. Zuletzt war das im Dezember 2020 der Fall.

In einem Jahr: Knapp 4000 Milchbauern weniger

milchkuhhalter.

Um es vorweg zu sagen: Die Tierhalter – und hier vor allem Sauenhalter und Milchbauen haben unter Corona am schlimmsten gelitten. Sie mussten – anders als die Getreidebauern – mit schwachen Erlösen und mit explodierenden Kosten zurechtkommen. Neben den hohen Kosten für Energie und sämtliche Betriebsmittel, schlagen bei ihnen die hohen Preise für Getreide und Ölsaaten als Futterkosten zu Buche.

Das heißt auch: Sie haben überwiegend rote Zahlen geschrieben – und das lässt sich auch an der Abnahmerate der Milchbauern und Sauenhalter ablesen. Nimmt man das Jahr 2019 einmal als Ausgangsjahr, so ist die Anzahl der Milchbauern von Dezember 2019 bis Dezember 2020 von 61.000 auf 57.300 geschrumpft. In nur einem Jahr haben damit 3.800 Milchbauern ihre Hoftore dicht gemacht oder sind zumindest komplett aus der Milch-Produktion ausgestiegen. Das sind reichlich 10 Betriebe pro Tag.

Geht man zurück bis zum schlimmen Dürrejahr 2018 – an dessen wirtschaftlichen Folgen viele Milchbauern noch immer zu knappern haben – dann summiert sich der Rückgang der Milchbetriebe sogar auf rund 10.000.

Sauenhalter geben reihenweise auf

Zuchtschweinehalter.

Ähnlich schlimm wie die Milchbauern stehen die Sauenhalter unter Druck – jedenfalls wenn man die Zahl der sauenhaltenden Betriebe als Indikator nimmt. Da hat offenbar nicht einmal die Phase mit den sehr hohen Schweine- und Ferkelpreisen 2019/20 viel geholfen. Bis zum Ausbruch von ASP hatte der sehr gute Export nach China die Preise jedenfalls sehr weit nach oben gehievt. Mit dem ersten ASP-Ausbruch in Deutschland und dem chinesischen Exportstopp ging es mit den Preisen für Schweine und Ferkel jedoch steil nach unten.

Hinzu kamen dann noch die Probleme aus dem gewaltigen coronabedingten Rückstau an Schlachtschweinen. Gleichzeitig sind dann die Produktionskosten explodiert. Ohne ein sehr gutes Jahr 2019 und eine passables ersten Halbjahr 2020 wäre vielen Schweinehalter wohl schon viel eher das Geld ausgegangen. Außerdem machen Tierwohlauflagen und die neue Düngeverordnung (Güllelagerung) neue Investitionen nötig – oder zwingen die Bauern dann eben zum Ausstieg.

Fakt ist: Von 2019 bis 2020 - also in nur einem Jahr - schrumpfte die Zahl der Sauenhalter um 600 Stück oder fast 10 Prozent auf nur noch 6.800 Betriebe. Seit 2010 – also in 10 Jahren – hat sich Zahl der sauenhaltenden Betrieb damit mehr als halbiert. Angesichts des anhaltenden ökonomischen Drucks ist ein Ende dieser Entwicklung nicht abzusehen.

Was die schweinehaltenden Betriebe insgesamt (Mast- und Zuchtschweine) betrifft, ist deren Zahl von 2019 bis 2020 um rund 5 Prozent oder 1.100  auf 20.500 zurückgegangen. Das heiß die Zahl der Mastbetriebe hat langsamer abgenommen als die Anzahl der Zuchtbetriebe. Doch ein gutes Ergebnis ist das deshalb noch lange nicht.

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