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Strukturwandel

Höfesterben extrem: Mehr als 5 Millionen Landwirte in der EU geben auf

Ein Landwirt pflügt mit dem Traktor einen Acker
am Dienstag, 11.04.2023 - 10:38 (1 Kommentar)

Innerhalb von 15 Jahren haben mehr als 5 Millionen landwirtschaftliche Betriebe in der EU ihre Existenz verloren. Das heißt, mehr als jeder Dritte Betrieb schloss seine Hoftore für immer.

Tortengrafik zur Zahl landwirtschaftlicher Betriebe in der EU.

Die Europäische Union schmückt sich gern mit dem Erfolg ihrer Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Vor allem die Europäische Kommission taucht ihre Politik gern in das warme Licht einer auf die Zukunft ausgerichteten Strategie wie zum Beispiel den Green Deal.

Ein Blick auf die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa wirft hier aber einen langen Schatten: 2020 gab es in der EU noch 9,1 Millionen landwirtschaftliche Betriebe. Das sind rund 5,3 Millionen weniger als 2005. Dies entspricht einem Rückgang von rund 37 %.

Der Strukturbruch fiel je nach Betriebsart unterschiedlich aus. Betroffen waren vor allem Gemischtbetriebe mit einem Minus von 2,6 Millionen und Viehhaltungsbetriebe mit einem Minus von 1,6 Millionen. Bei den spezialisierten Pflanzenbaubetrieben fiel der Rückgang mit 0,9 Millionen geringer aus.

Vor allem tierhaltende Landwirte und Gemischbetriebe gaben die Agrarproduktion auf

Balkendiagramm zur Entwicklung der genutzten Agrarflächen.

Um diese Zahlen interpretieren zu können, braucht es einen Blick auf die Grundverteilung. Nur rund ein Fünftel (22 %) der landwirtschaftlichen Betriebe in der EU haben ihr Hauptstandbein in der Tierhaltung. Am häufigsten sind die Milchviehhaltung mit rund 5 % aller Betriebe, gefolgt von Rinderzucht und -mast, Geflügel sowie Schafen, Ziegen und sonstigem Weidevieh mit jeweils 4 %.

Einen etwas geringeren Anteil haben im Jahr 2020 mit 19 % die Gemischtbetriebe. Sie hatten mehrere Standbeine, ohne dass eine einzige Tätigkeit mindestens zwei Drittel der Standardproduktion ausmachte.

Auf die beiden Gruppen tierhaltende und Gemischtbetriebe entfallen 2020 rund 42 % der Betriebe, was in absoluten Zahlen einen Wert von 4,4 Millionen ausmacht. Dem stehen rund 4,2 Millionen Betriebsaufgaben in den zurückliegenden 15 Jahren gegenüber, was das große Sterben in diesen Sektoren deutlich macht.

Pflanzenbaubetriebe entwickeln sich in der EU-Landwirtschaft relativ stabil

Fast drei Fünftel (58 %) aller landwirtschaftlichen Betriebe im Jahr 2020 sind spezialisierte Pflanzenbaubetriebe. Etwas mehr als ein Drittel (34 %) waren auf den Ackerbau, etwa ein Fünftel (22 %) auf Dauerkulturen und ein kleiner Anteil (2 %) auf den Gartenbau ausgerichtet. Dies geht aus den Daten von Eurostat hervor.

Einige landwirtschaftliche Betriebe (1 % der Gesamtzahl) konnten nicht klassifiziert werden, weil es sich bei ihnen um Subsistenzbetriebe handelt oder weil sie Güter produzieren, für die keine Standardproduktion berechnet werden kann.

Spezialisierte Ackerbaubetriebe nehmen den größten Flächenanteil ein

Im Jahr 2020 entfiel etwas mehr als die Hälfte (52 %) der landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) in der EU auf Betriebe, die auf Pflanzenbau spezialisiert waren, etwa ein Drittel (33 %) auf Viehzuchtbetriebe und der Rest auf gemischte Betriebe (15 %). Auf Länderebene schwankt der Anteil der von den einzelnen Spezialisierungsarten bewirtschafteten LF stark.

Bauern in Südosteuropa bewirtschaften hohen Anteil an Spezialkulturen

Im Großen und Ganzen wurde in vielen osteuropäischen Ländern wie Bulgarien (73 %), Ungarn (72 %) und Rumänien (67 %) sowie in Mittelmeerländern wie Griechenland (74 %), Malta (63 %) und Kroatien (61 %) ein hoher Anteil an Betrieben beobachtet, die sich auf Spezialkulturen ausgerichtet haben. Dies spiegelt häufig die günstigen Bedingungen für den Anbau bestimmter Getreide-, Obst- oder Olivensorten wider.

Spezialisierte Viehzuchtbetriebe waren hingegen in mehreren nordwesteuropäischen Ländern wie Luxemburg (82 % aller Betriebe), Irland (79 %) und den Niederlanden (58 %) stärker vertreten.

Kommentar

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