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Acker-Boden als CO2-Senke

Humusaufbau: Klima retten und Geld verdienen

Boden durchwurzelt
am Dienstag, 03.09.2019 - 05:00 (1 Kommentar)

Durch CO2-Speicherung im Acker Geld verdienen. Das ist jetzt möglich. Mit Humusaufbau und Zertifikatehandel.

So schnell kann es gehen. Landwirte werden von Umweltsündern zu Klimaschützern. Bisher drehte sich die Diskussion vorrangig um die Emissionen aus der Tierhaltung und der Bodenbearbeitung. In letzter Zeit kommt jedoch ein ganz neuer Aspekt hinzu: Landwirtschaftliche Böden sind nämlich der größte Speicher von organischem Kohlenstoff. Und die gespeicherten Mengen lassen sich noch erhöhen. Damit würde der Agrarboden zur CO2-Senke. Das konnte bisher nur der Wald.

Um eine CO2-Anreicherung durch Humusaufbau zu erreichen, ist aber eine andere Art der Bodenbearbeitung nötig. Humus bildet sich aus den Rückständen von Pflanzen und aus organischen Düngern. Und da sieht es auf vielen Äckern derzeit nicht gut aus. Auch der Anbau von Zwischenfrüchten, Leguminosen und tief wurzelnden Pflanzen ist ein Weg.

Klar ist aber auch: Humusaufbau ist ein langwieriger und aufwendiger Prozess. Der größte Teil des eingebrachten Kohlenstoffs wird nämlich relativ schnell wieder abgebaut und als Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Nur ein kleiner Teil bleibt im Boden und wird langfristig gespeichert.

Humusaufbau als Einnahmequelle

Bodenberarbeitung

Humusaufbau ist aber auch aus finanziellen Gründen eine Option. Bei einer künftigen Bepreisung betrieblicher Emissionen, müsste nämlich die Speicherung von CO2 eben so angerechnet werden. Bereits jetzt können Landwirte aber auch CO2-Zertifikate an Emittenten aus der Industrie und aus anderen Branchen verkaufen. Dazu schließt der Landwirt mit einem Händler eine Vereinbarung zum Humusaufbau ab. Die Einhaltung der abgeschlossen Vereinbarung wird über GPS-genaue Probeentnahmen in einem Labor gemessen.

Nach zwei bis fünf Jahre wird dann festgestellt wie viel Humus aufgebaut wurde. Dieser Zuwachs bildet dann die Grundlage für die Auszahlung des Erfolgshonorars. Weitere fünf Jahre danach wird eine abschließende Untersuchung durchgeführt.

Eins der ersten Unternehmen in Deutschland, dass CO2-Zertifikate auf dieser Grundlage handelt, ist die Firma Carbocert aus Bodnegg in Baden-Württemberg. Das Unternehmen hat bereits erfolgreich Vereinbarungen mit Landwirten  aus Deutschland und aus der Schweiz zum Humusaufbau abgeschlossen.

Nach den Berechnungen von Carobocert kann der Landwirt beim Aufbau von 1 Prozent Humus je ha kann ein Erlös von ca. 1.200 Euro ja Hektar erzielen. Pro Tonne gebundenes CO2 würden danach etwa 30 Euro ausgezahlt. Unter Einhaltung bestimmter Fruchtfolgen und ackerbaulicher Methoden wird eine Zunahme von 0,1 bis 0,2 Prozent Humus pro Jahr für möglich gehalten.

Zahl der Anbieter und Händler nimmt zu

Pflanze Humus

Mittlerweile gibt es auch andere Anbieter von humusbasierten CO2-Zertifkaten. Dazu gehört etwa die Stiftung Lebensraum mit Sitz in Hengstbacherhof in Rheinland-Pfalz. Auch die Ökoregion Kaindorf in Österreich arbeitet bereits 220 (Öko)Landwirten an einem zertifizierten Humus-Aufbauprogramm. Der deutsche Anbieter aus Rheinland-Pfalz arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie die Carbocert.

Landwirte können im Rahmen eines vertraglich festgelegten Monitoring-Systems mit genauer Flächenerfassung und Bodenanalyse an einem Humus-Aufbauprogramm teilnehmen. Nach 3 Jahren wird dann der Humusaufbauerfolg auf diesen Flächen bilanziert. Für jede erfolgreich gebundene Tonne CO2 erhält der Landwirt durch die Stiftung Lebensraum 30 Euro ausgezahlt. Ein Anteil von 10 Prozent wird erst dann aufgeschüttet, wenn sich der Humusaufbau nach einem weiteren Jahr als stabil erweist.

Das Geld für die Humusaufbau-Prämien kommt von Unternehmen, die sich CO2 neutral stellen möchten. Dafür erwerben diese Unternehmen die regionalen Humuszertifikate. Insgesamt zahlen die Firmen je Tonne durch Humusaufbau zu kompensierendes CO2 einen Betrag in Höhe von 45 Euro. Davon werden 30 Euro Humusaufbau an die Landwirte ausgezahlt und 15 Euro für die Umsetzung, die Betreuung und das Monitoring eingesetzt.

Einen ausführlichen Bericht über den deutschen Ackerboden als Klimaschützer und CO2-Speicher finden sie in der aktuellen Ausgabe von agrarheute.

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