Auffällig ist, dass der Fakt des Klimawandels in den wenigsten Fällen abgestritten wird. Deutlich wird jedoch auch, dass viele Landwirte von der endlosen Zahl an Berichten und Studien zum Klimawandel genervt sind. Viele Extrem-Wettereignisse werden von Wissenschaft und Medien einfach dem Klimawandel zugeschlagen. Ob dies plausibel ist und konkret belegt werden kann oder nicht. Dabei gibt es zwischen Landwirten und Wissenschaftlern durchaus eine unterschiedliche Wahrnehmung der Klimaprobleme.
Das verdeutlicht eine Studie aus den USA, die sich ausdrücklich mit den unterschiedlichen Sichtweisen beider Gruppen und deren Ursachen befasst. Das Ergebnis dieser Untersuchung kann man wohl zu einem guten Teil auch auf die Verhältnisse in Deutschland und Europa übertragen. Auch wenn es in einigen Punkte durchaus Unterschiede geben mag.
Landwirte sind Problemlöser
Die entscheidende These der Studie gleich vorweg. Sie besagt: Bauern sind Problemlöser. „Die Mehrheit der Landwirte betrachtet überschüssiges Wasser auf ihrem Land und wechselndes Wetter als ein Problem und ist bereit, ihre Praktiken anzupassen, um ihren Betrieb zu schützen, sagt die Autorin Linda Prokopy von der Universität Purdue.
Gespräche über adaptives Management sind deshalb effektiver als über die Ursachen des Klimawandels zu sprechen.
Befragt wurden bei der Untersuchung 6.795 Menschen aus dem Agrarsektor, zu ihren Überzeugungen über den Klimawandel und um festzustellen, ob Variationen des Klimas durch menschliche Aktivitäten, natürliche Ursachen oder eine gleichwertige Kombination von beidem ausgelöst werden.
Sehr unterschiedliche Ansichten
Mehr als 90 Prozent der 173 befragten Wissenschaftler und Klimaforscher gaben an, dass der Klimawandel real ist, und mehr als 50 Prozent führen den Klimawandel hauptsächlich auf menschliche Aktivitäten zurück. Weitere 30 Prozent gaben an, der Klimawandel sei auf eine Kombination menschlicher Aktivitäten und natürlicher Ursachen zurückzuführen.
Im Gegensatz dazu gaben 66 Prozent der 4.778 befragten Farmer an, dass sie glauben das es den Klimawandel gibt, wobei nur 8 Prozent die menschlichen Aktivitäten als Hauptursache nannten. Ein Viertel der Produzenten gab an, dass der Klimawandel hauptsächlich durch natürliche Veränderungen in der Umwelt verursacht wurde, und 31 Prozent glauben sogar, dass es nicht genügend Belege dafür gibt, dass der Klimawandel stattfindet oder nicht.
Bessere Kommunikation ist der Schlüssel
Die Umfrageergebnisse heben die Spaltung zwischen Wissenschaftlern und Landwirten in Bezug auf den Klimawandel und die großen Herausforderungen bei der Kommunikation von Klimadaten und Trends auf nicht polarisierende Weise hervor, sagte Prokopy.
Die Fokussierung auf die Ursachen des Klimawandels könnte die Landwirtschaft polarisieren und zu Untätigkeit bei der Risikovorsorge führen, sagte Studienmitautor Lois Wright Morton, Soziologe an der Iowa State University.
Um den produktiven Dialog zu fördern, müssten Wissenschaftler und Klimaforscher die Diskussion "aus der Sicht des Landwirts führen", heißt es weiter. Die Meinungsverschiedenheiten über den Klimawandel sind zum Teil darauf zurückzuführen, wie Einzelpersonen wissenschaftliche Fakten mit ihren eigenen persönlichen Werten verbinden, sagte Morton dazu.
"Meinungsverschiedenheiten hängen mit einer Vielzahl von Faktoren zusammen, wie persönlichen Erfahrungen, kulturellen und sozialen Einflüssen und der Wahrnehmung von Risiko", sagte Prokopy. Sie rät den Wissenschaftlern, "zu erkennen, dass ihr Weltbild sich von dem der Landwirte unterscheiden könne". Die Moderation der Kommunikation von Klimainformationen auf der Grundlage dieser Erkenntnis, ist nach Einschätzung von Prokopy der Schlüssel.
Landwirte konzentrieren sich aufs Wetter
Die Klimawissenschaft müsse außerdem auch besser kommuniziert werden, indem Vermittler wie etwa Berater hinzugezogen würden, um die Daten auf eine Weise zu übersetzen, die für die Erzeuger am relevantesten sei, fordern die Autoren der Studie.
"Die Landwirte konzentrieren sich zwangsläufig auf das kurzfristige Wetter, Entscheidungen in der aktuellen und in der nächsten Saison und das Management unmittelbarer Risiken", sagte Prokopy. "Sie denken darüber nach, wann sie auf ihrem Feld etwas tun können, und was sie tun müssen, anstatt 20 bis 30 Jahre später hinzuschauen", heißt es weiter.
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