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Weizenvermarktung

Kontovergleich: Welche Strategie bringt das meiste Geld?

am Freitag, 19.02.2016 - 07:00 (Jetzt kommentieren)

Weizen verkaufen, einlagern oder Optionen kaufen? Die Vermarktung ist eine Wissenschaft für sich. Unterm Strich zählt, was am Ende auf das Konto kommt. Drei Vermarktungsstrategien im Vergleich.

Am 1. September haben die Redakteure des agrarmanagers mit den drei rheinischen Ackerbauern Wagner, Maier und Schulze einen Vermarktungswettbewerb gestartet (die Ausgangslage können Sie in der agrarmanager-Ausgabe 10/2015 ab Seite 32 nachlesen). Die Ackerbauern haben im Sommer je 1.000 t Weizen gedroschen und wollen diese mit börsengestützten Vermarktungsinstrumenten bestmöglich vermarkten. Drei verschiedene Strategien, drei Ergebnisse.

Strategie 1: Weizenverkauf und Futureskauf

Für Ackerbauer Maier, der seinen physischen Weizen ex Ernte verkauft (für 168 €/t) und Eins zu Eins gegen „Papier-Weizen“ von der Matif getauscht hat, sieht die Rechnung nach zwei Monaten folgendermaßen aus:

  • Kontostand zum Start: 20.000 €
  • Kontraktkauf am 1. September: 177,50 €/t
  • Kontraktwert  am 1. November: 186,50 €/t
  • Börsengewinn (9,00 €/t × 1.000 t): 9.000 €
  • Transaktionskosten (half-turn): 250 €
  • Kontostand (1. November): 28.750 €

Der Matif-Kontrakt hat sich zwischen Anfang September und Ende Oktober um 9 Euro je Tonne verteuert, bei 1.000 t (20 Kontrakte mit je 50 t Weizen) macht das einen Börsengewinn von 9.000 Euro. Der Kontostand bei dem ursprünglich mit 20.000 Euro gefüllten Börsenkonto hat sich auf 28.750 Euro erhöht, da die Kosten für den Kontraktkauf in Höhe von 250 Euro bereits abgebucht wurden.

Strategie 2: Weizenverkauf + Call-Kauf

Maiers Kollege Schulze wettet mit Call-Optionen auf einen Preisanstieg beim Weizen. Die werden wertvoller, wenn die Preise für Matif-Weizen an der Börse steigen. Dazu hat der Ackerbauer am 1. September insgesamt 20 Call-Optionen (=1.000 t Weizen) gekauft.

  • Kontostand zum Start: 20.000 €
  • Optionskauf am 1. September: 8,30 €/t
  • Verkaufswert am 1. November: 10,50 €/t
  • Börsengewinn (2,20 €/t × 1.000 t): 2.200 €
  • Transaktionskosten (full-turn): 500 €
  • Kontostand (1. November): 21.700 €

Schulze erzielt durch den Kauf der Call-Optionen einen Börsengewinn in Höhe von 2,20 Euro je Tonne (10,50 €/t bis 8,30 €/t) bzw. 2.200 Euro. Sein
Gesamtgewinn einschließlich bereits verbuchter Transaktionskosten beträgt am 1. November 1.700 Euro. Der Kontostand ist damit unterm Strich auf 21.700 Euro gestiegen.

Strategie 3: Einlagerung + Call-Verkauf

Auch Landwirt Wagner stellt sich dem Vermarktungswettbewerb. Anders als seine Kollegen rechnet er mit stagnierenden oder sogar weiter fallenden Getreidepreisen. Er hat deshalb seine 1.000 t Weizen weggepackt und parallel dazu 40 Call-Optionen auf 2.000 t Matif-Weizen verkauft. Vom Käufer der Optionen hat er dafür eine Prämie in Höhe von 7,70 €/t bzw. insgesamt 15.400 € vereinnahmt. Die Prämie verbessert sein Vermarktungsergebnis, sollten die Weizenpreise tatsächlich über Winter nicht die Kurve kriegen.

  • Kontostand zum Start: 20.000 €
  • Verkaufswert am 1. September: 7,70 €/t
  • Vereinnahmte Prämie: 15.400 €
  • Rückkaufwert am 1. November: 10,50 €/t
  • Börsenverlust (Verkauf 2 Optionen): 335 €
  • Verlust aus 38 offenen Optionen: 5.320 € (=(7,70 €/t-10,50 €/t) × 50 t × 38 offene Optionen)  
  • Transaktionskosten (full-turn): 1.000 €
  • Kontostand (1. Oktober): 28.745 €

Der eingelagerte Weizen Wagners hat sich durch den Preisanstieg am Kassamarkt (nach Abzug der Lagerkosten) um 8.000 € verteuert. Auf der anderen Seite ist die ursprünglich vereinnahmte Options-Prämie in Höhe von 15.400 € kräftig auf 8.900 € dezimiert worden. Dieser Börsenverlust resultiert aus der Neubewertung der verkauften Optionen zum Stichtag 1. November.
Bei Wagner muss die Optionsposition laufend an den jeweiligen Terminpreis angepasst werden. Börsenprofis nennen diesen Vorgang dynamisches Hedging. Der dadurch notwendig gewordene vorzeitige Rückkauf von zwei Optionen hatte Wagner im Oktober einen zusätzlichen Börsenverlust in Höhe von 335 € beschert.

Fazit:

Der sofortige Weizenverkauf schneidet nach zwei Monaten Vermarktungswettbewerb am schlechtesten ab, wie in der Tabelle oben rechts nachzulesen ist. Bisher am besten schlägt sich die Einlagerung mit Call-Verkauf. Dazwischen rangieren die Strategien mit gleichzeitigem Kauf von Terminkontrakten beziehungsweise Optionen.

 

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