
Bereits im Januar waren die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) erfassten landwirtschaftlichen Betriebsmittelpreise auf ein neues Allzeithoch gestiegen. Nun meldet Destatis für den Monat März einen Preisanstieg für gewerbliche Produkte von 3,7 Prozent. Produkte aus dem Vorleistungsbereich verteuern sich sogar 5,7 Prozent.
Eine ähnliche starke Kostenexplosion hat es zuletzt vor 10 Jahren gegeben. Dabei handelt es sich bei den gewerblichen Produkten um die Preise, die die Hersteller ab Werk verlangen – also bevor diese Produkte weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Damit sind sie ein guter Frühindikator für die Entwicklung der Einkaufpreise für Betriebsmittel in der Landwirtschaft – und natürlich auch für die Preisdynamik in der gesamten Wirtschaft.
Manche Ökonomen warnen bereits vor einer galoppierenden Inflation. Schaut man einmal auf die jüngste Kostenentwicklung für landwirtschaftliche Betriebsmittel, dann ist für noch höhere Kosten eigentlich keinerlei Spielraum. Doch Landwirte wissen: In den letzten Wochen haben sich Düngemittel, Diesel und Energie, Pflanzschutz und auch Investitionsgüter wie Maschinen und nicht zuletzt auch die Baukosten enorm verteuert.
Diese Preisexplosion spiegelt sich auch in den Einkaufspreisen für gewerbliche Produkte wider und in den immer schneller steigenden Produktionskosten der Landwirte.
Rohstoffe und Vorprodukte extrem knapp - Lieferengpässe

Die Gründe für den starken Preisanstieg liegen auf der Hand: Unterbrochene und nicht funktionierende Lieferketten, ein riesiger Rückstau beim Schiffstransport, extrem knappe und teure Container– sowie weitere Verzögerungen bei der Verladung und beim Transport von Rohstoffen und Produkten infolge fortgesetzter Corona-Restriktionen.
Hinzu kommt: Der starke Anstieg der Energie- und Treibstoffpreise und in Deutschland und die weiter steigenden Stromkosten. Einen zusätzlichen Schub erhält die Teuerung in Deutschland durch die seit diesem Jahr geltende CO2-Steuer. Auf der anderen Seite fährt die Wirtschaft in vielen Ländern nach dem dramatischen Corona-Einbruch die Produktion wieder hoch und braucht dringend Rohstoffe und Vorprodukte. Das Resultat: Eine explodierende Nachfrage trifft auf eine ausgesprochen knappes Angebot – und dies zeigen die explodierenden Preise.
In der vorigen Woche hatte die Europäischen Zentralbank (EZB) ausführlich über Engpässe bei der Versorgung mit wichtigen Vorprodukten aufgrund der Pandemie berichtet. Die Banker hatten zahlreiche Industrieunternehmen nach der Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten befragt. Wie stark auch die Wirtschaft von den Versorgungsproblemen betroffen ist, zeigt das Beispiel Fendt: Wegen fehlender Halbleiter musste die Produktion in zwei Werken stilllegt werden. Trotz voller Auftragsbücher werden die Aktivitäten vieler Firmen durch die Lieferprobleme ausgebremst, berichtete die EZB.
Und das Problem wird nicht so schnell verschwinden: In den letzten Wochen hat es zunehmende Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern, Industriemetallen, Chemikalien, Plastik und vielen anderen Dingen gegeben. In Deutschland fehlt unter anderem auch Schnitt- und Bauholz. Diese Probleme haben sich durch die fortgesetzten Schwierigkeiten beim Transport und dem Mangel an Fracht-Containern verschärft.
Die Lieferengpässe werden im zweiten Quartal wohl weiter zunehmen, bevor sich die Situation in der zweiten Jahreshälfte dann allmählich entspannt, sagen die EZB-Banker.
Betriebsmittel: alles wird teurer – Preise auf Allzeithoch

Welche Betriebsmittel sind aber nun besonders von der starken Teuerung betroffen und wo geht es im Frühjahr weiter nach oben: An erster Stelle zu nennen sind hier alle Treibstoffe, wie Diesel und Benzin. Hinzu kommen aller Energie-Produkte, wie Heizöl, Erdgas und Strom. Hier waren die Kosten für Landwirte bereits im Januar steil nach oben gegangen und hier setzt sich der Preisanstieg auch im Frühjahr unvermindert fort – zeigen die Daten über die gewerblichen Verkaufspreise.
So sind Kraftstoffe im März 17,4 Prozent teuer als ein Jahr zuvor, für Heizöl werden 44,6 Prozent höhere Preise verlangt und für Erdgas müssen die Abnehmer 53,4 Prozent mehr auf den Tisch blättern. Auch Strom hat sich kräftig verteuert – nämlich um fast 10 Prozent. Doch das ist noch lange nicht alles: Während die Preise bei Pflanzenschutz im Januar nur leicht gestiegen waren, meldet Destatis im März bei anorganischen Grundstoffen und Chemikalien bereits einen Preisaufschlag von fast 5 Prozent.
Gleichzeitig berichtete der Rabobank-Analyst Sam Taylor gegenüber dem Agraronlinedienst agfax von kräftig steigenden Preisen und Liefer-Engpässen bei Herbiziden und Fungiziden. Mittlerweile sind die Großhandelspreise für Glufosinat und Glyphosat gegenüber dem vorigen Jahr um 50 % gestiegen, berichtet Tylor und auch der Wirkstoff Atrazin ist 40 % teurer. Diese Kosten werden wohl bald an die Landwirte weitergereicht.
Für die wichtigsten Mineraldünger sind Preise in den letzten Monaten bereits durch die Decke gegangen – auch das war bei den Januardaten noch nicht berücksichtigt: So hat sich der wichtigste Stickstoffdünger der deutschen Bauern, nämlich Kalkammonsalpeter (KAS), seit dem Herbst um satte 40 Prozent verteuert – und für Diammonphosphat (DAP) müssen sogar gut 50 Prozent mehr auf den Tisch geblättert werden. Und die Preise steigen weiter.
Das wird ein extrem teures Jahr für Landwirte

Ein zentraler Kostentreiber für Tierhalter sind die Preise für Futtermittel. Hier sorgen die stark gestiegenen Preise für Getreide und Ölsaaten natürlich auf der anderen Seite für explodierende Kosten. Bei den derzeitigen schlechten Milch- und Fleischpreisen ist das besonders bitter. Bereits im Januar hatte der Preisauftrieb für Ölschrote bei 14 Prozent gelegen – und Futtergetreide war mehr als 16 Prozent teurer.
Nun meldet Desatis bei den gewerblichen Preisen für Futtermittel im März eine Teuerung von 15,9 Prozent. Gleichzeitig sind die Abgabepreise für Schweinefleisch im März gut 20 Prozent niedriger als im Jahr zuvor und für Nahrungsmittel insgesamt, sind die Preise im März zwar leicht gestiegen – jedoch sind sie dennoch niedriger als im März vor einem Jahr – jedenfalls im Großhandel.
Deutlich teurer waren bereits im Januar die Kosten für die Instandhaltung und den Kauf von Maschinen und Geräten. Hier lag der Aufschlag zwischen 2 und mehr als 3 Prozent. Das setzt sich im März mit unvermindertem Tempo fort. Destatis meldet für den Großhandel für Erntemaschienen einen Preisanstieg von fast 2 Prozent. Und nicht zu vergessen: Auch das Bauen verteuert sich weiter. Hier wirken sowohl die steigenden Energiepreise als auch die deutlich höheren Preise für Baustoffe und Holz preistreibend.
Für Nadel-Schnittholz meldet Desatis im März einen Preisanstieg von sage und schreibe 21 Prozent. Das hätte sicher auch die meisten Waldbesitzer gerne mehr in Tasche. Auch im Fertighausbereich sind die Preise im März fast 6 Prozent höher als im Jahr zuvor und die meisten anderen Baustoffe haben sich enorm verteuert. Das wird also auf der ganzen Linie ein extrem teures Jahr für Landwirte.
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