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Untersuchungsergebnisse

Warum Landwirte nicht mehr investieren

Bauern Tierhalter
am Mittwoch, 15.01.2020 - 10:56 (Jetzt kommentieren)

Die fehlende Planungssicherheit durch die Agrarpolitik ist das größte Investitionshindernis für Bauern. Das bestätigt sowohl eine Untersuchung des Thünen-Instituts und auch eine Befragung der Volksbanken in Niedersachsen.

Die negativen Auswirkungen mangelnder Klarheit in den agrarpolitischen Rahmenbedingungen der Landwirtschaft hat die Direktorin des Thünen-Instituts (TI) für Betriebswirtschaft, Prof. Hiltrud Nieberg, auf einer Veranstaltung in Berlin beschrieben. „Ein junger Landwirt, der heute einen neuen Schweinestall bauen will, hat ein Risiko von 50 Prozent, eine Fehlinvestition zu tätigen“, sagte die Wissenschaftlerin bei einem Agrarkongress in Berlin.

Für Nieberg ist die fehlende Planungssicherheit eine entscheidende Ursache für den gegenwärtigen Unmut in der Landwirtschaft. Die Wissenschaftlerin plädierte dafür, in der derzeitigen Diskussion um die Entwicklung der Landwirtschaft ökonomische Aspekte angemessen zu berücksichtigen. „Landwirtschaft steht im internationalen Wettbewerb“, betont Nieberg.

Dies bedeute auch, dass sich die Preise in der Regel an der jeweils kostengünstigsten Produktionstechnik orientierten. Wolle man für die Landwirte einen anderen Weg, gehe dies nur, „wenn sie einen finanziellen Ausgleich zur Abdeckung der erhöhten Produktionskosten erhalten“.

Prämien für Umwelt und Tierwohl

Schweinebauer

Eine realistische Umsetzung einer nachhaltigen Landwirtschaft hält die Agrarökonomin am ehesten für möglich, wenn den Landwirten Umwelt- oder Tierwohlprämien angeboten werden. So könnten die Bauern in die Lage versetzt werden, ihre Produktionssysteme an die gesellschaftlichen Erwartungen anzupassen.

Zur Finanzierung böten sich neben einem Umbau der EU-Agrarzahlungen auch steuerliche Optionen wie eine Fleisch- und Milchabgabe oder eine Mehrwertsteuerlösung an.

„Die Umsetzungschancen hängen vom politischen Willen von Bund und Ländern ab“, sagte Nieberg. Keine Chancen räumt die Thünen-Wissenschaftlerin dagegen dem Vorschlag für eine EU-weite Umsetzung hoher gesellschaftlicher Standards und einen damit verbundenen Außenschutz ein. Anderseits könnten Initiativen für ein Umwelt- und Tierwohllabelling agrarpolitische Maßnahmen ergänzen, allerdings nicht ersetzen, sagte die Wissenschaftlerin.

Umfrage: 75 % kritisieren fehlende Planungssicherheit

Zu ähnlichen Aussagen hinsichtlich der agrarpolitischen Prioritätensetzung wie die Thünen-Wissenschaftlerin kam es bei einer Veranstaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Volksbanken Ende vorigen Jahres.

Dort benannten rund 75 Prozent der mehr als 300 befragten Landwirte "fehlende Planungssicherheit und unsichere politische Rahmenbedingungen" als größte Hemmnisse für Investitionen.

Auf die Stimmungslage von mehr als 70 Prozent der befragten Landwirte wirkt zudem das kritische öffentliche Meinungsbild zur Landwirtschaft "besonders negativ".

Mit Material von Agra-Europe, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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