
Für Landwirte im Nebenerwerb war 2022 ökonomisch ausgesprochen erfolgreich. Alles wurde besser: Umsatzerlöse, Gewinn und Einkommen stiegen kräftig. Natürlich gingen auch die Kosten nach oben. Aber das wurde von den höheren Einnahmen (einschließlich Direktzahlungen) abgefangen. Damit dürfte das vorige Wirtschaftsjahr 2021/22 die wirtschaftliche Situation auf den Nebenerwerbshöfen spürbar entspannt haben.
Das lässt sich auch an der abnehmenden Schuldenlast (Nettoverbindlichkeiten) ablesen. Die Investitionen blieben indessen relativ stabil – trotz der deutlich höheren Einnahmen. Möglich wird eine solche Analyse durch das Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL). Dort stehen diese Daten über einen langen Zeitraum zur Verfügung. Und sie ermöglichen einen detaillierten Blick in die Bücher der Nebenerwerbsbauern. Dabei erweist sich diese Betriebsform über die Jahre als ausgesprochen anpassungsfähig – vor allem wegen des hohen Einkommensanteils, der aus nichtlandwirtschaftlicher Tätigkeit stammt.
Fakt ist: Die Nebenerwerbslandwirtschaft behauptet einen festen Platz innerhalb der bestehenden Betriebsstrukturen. Trotz des erfolgreichen letzten Wirtschaftsjahres sind die Unterschiede zu den Haupterwerbsbetrieben jedoch groß – sowohl was die Produktionsschwerpunkte der Nebenerwerbsbauern betrifft als auch beim (hohen) Anteil der Subventionen am landwirtschaftlichen Einkommen.
Rekord bei Erlösen und Einkommen – hohe Investitionen

Die hohen Agrarpreise des letzten Jahres schlagen sich zunächst in deutlich steigenden Umsatzerlösen für die Nebenerwerbslandwirte nieder. Mit 2.136 Euro je Hektar waren die Umsatzerlöse nicht nur 16,4 Prozent höher als im vorigen Jahr – sondern es waren auch die höchsten Umsatzerlöse seit mindestens 22 Jahren, wie die Daten des Testbetriebsnetztes zeigen. Von diesen Erlösen kamen 38 % aus der Pflanzenproduktion, 36 % aus der Tierproduktion und der Rest aus übrigen Einnahmequellen wie Dienstleistungen, Lohnarbeit für Dritte oder auch Biogas.
Allerdings sind die Kosten – technisch die betrieblichen Aufwendungen - ebenfalls deutlich nach oben gegangen – nämlich um 11,6 % auf 2.304 Euro je Hektar. Das ist zwar mehr als die Nebenerwerbslandwirte aus dem Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen erlöst haben, aber wie die Haupterwerbsbetriebe auch, kommen zu den Erlösen noch die Direktzahlungen und Zuschüsse für Umweltmaßnahmen hinzu. Das waren 492 Euro je Hektar.
In der Summe erwirtschafteten die Nebenerwerbsbauern so einen Gewinn von 460 Euro je Hektar. Das ist ein Plus von 26,5 % zum vorigen Wirtschaftsjahr und der beste Wert seit 2013 als der Gewinn bei 480 Euro je Hektar lag. Haupterwerbsbetriebe erwirtschafteten 2022 übrigens einen Gewinn von 890 Euro je Hektar. Das ist sogar ein Plus von 47,5 % und der beste Wert der letzten 22 Jahre.
Höhere Erlöse und steigender Gewinn schlagen sich am Ende auch in den Einkommen der Nebenerwerbsbauern nieder. So stiegen die landwirtschaftlichen Einkommen im Nebenerwerb (Gewinn + Personalaufwand) im Wirtschaftsjahr 2021/22 um 25,6 % auf 19.120 Euro je AK. Das wäre ebenfalls der beste jemals im Rahmen des Testbetriebsnetzes gemessene Wert. Haupterwerbstriebe haben ihr Einkommen im letzten Wirtschaftsjahr sogar um 35 % steigern können, auf 46.118 Euro je AK. Auch das wäre eine neue Bestmarke.
Was die Bruttoinvestitionen betrifft, so blieben diese im Nebenerwerb mit 433 Euro je ha zum Vorjahr relativ stabil – im langfristigen Vergleich jedoch auf dem dritthöchsten Niveau der letzten 22 Jahre. Bei den Haupterwerbsbetrieben erreichten die Bruttoinvestitionen mit einem Zuwachs von 19 % auf 745 Euro je Hektar sogar einen neuen Rekordwert.
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