
Gleichzeitig wächst die Zahl der Betriebe, die den überwiegenden Anteil ihres betrieblichen Einkommens aus nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten erzielen. Das ist jedenfalls ein Ergebnis der Landwirtschaftszählung 2020 des Statistischen Bundesamtes (Destatis).
Danach erwirtschaften von den 263.500 in der Landwirtschaftszählung erfassten Landwirtschaftsbetrieben fast die Hälfte – oder exakt 42 Prozent – Einkünfte aus nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten. Die Statistiker sagen auch: Das sind 11 Prozentpunkte mehr als bei der letzten Zählung vor 10 Jahren.
Hinzu kommt: Mehr als ein Fünftel dieser auf Nebeneinkünfte angewiesenen Betriebe – also rund 55.300 Höfe – erwirtschaften mehr als die Hälfte des betrieblichen Einkommens durch solche nichtlandwirtschaftlichen Einkünfte. Vor 10 Jahren waren das gerade einmal 13 Prozent der Landwirtschaftschaftsbetriebe – also nur ein Bruchteil.
Diese Entwicklung zeigt einen eindeutigen Trend: Zum einen sind immer mehr Landwirte auf Zusatzeinkommen angewiesen, um ihren Betrieb zu erhalten oder ein einigermaßen ausreichendes Einkommen zu erzielen. Zum anderen versuchen sich viele Bauern ökonomisch breiter aufzustellen. So lassen sich wirtschaftliche Krisen in der Landwirtschaft auf jeden Fall besser überstehen.
Was die Statistik nicht sagt: Wie viele dieser Betriebe – die mehr als 50 Prozent ihres Einkommens aus nichtlandwirtschaftlichen Tätigkeiten beziehen, sind bereits echte Nebenerwerbslandwirte bzw. sehen sich selber so. Auch über die Anzahl der Nebenerwerbsbetriebe an allen erfassten Höfen gibt diese Zählung (noch) keine Auskunft. Bei der vorigen Zählung vor 10 Jahren wirtschafteten von den damals erfassten 299.134 Betrieben immerhin knapp die Hälfte – also 135.412 – im Nebenerwerb.
Womit verdienen die Bauern Geld – außer mit Landwirtschaft?

Die Statistik zeigt auch: Für die Art der Zusatzeinkünfte ist es nicht unerheblich ob der Betrieb von einem echten Nebenerwerblandwirt bewirtschaftet wird – oder von einem Haupterwerbsbetrieb mit (hohem) Nebeneinkommen. Während die erste Gruppe nämlich den größten Teil des Familieneinkommens wirklich mit außerlandwirtschaftlichen Tätigkeiten erwirtschaften (also im Büro oder Fabrik), kommen die Einnahmen der zweiten Gruppe aus landwirtschaftsnahen Arbeiten. Das sagt jedenfalls die Landwirtschaftszählung.
Danach ist die wichtigste nichtlandwirtschaftliche Einnahmequelle der deutschen Bauern die Forstwirtschaft – mit etwa 34 Prozent aller Zusatzeinnahmen. Gegenüber der letzten Erfassung vor 10 Jahren hat sich dieser Anteil deutlich erhöht – damals waren es nur 22,6 Prozent.
Damit haben die Einnahmen aus dem Bauernwald auch den bisherigen Spitzenreiter bei den Zusatzeinnahmen auf Platz 2 verdrängt: Nämlich die Einkünfte aus der Erzeugung erneuerbarer Energien. Während mit dieser nichtlandwirtschaftlichen Einkommensquelle bei der vorigen Zählung noch 38,1 Prozent des Zusatzeinkommens erwirtschaftet wurden – waren es 2020 nur noch 31 Prozent.
Deutlich wichtiger geworden sind auch die Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe: Aus diesem Bereich stammen aktuell immerhin 27 Prozent der Zusatzeinkünfte – vor 10 Jahren waren es gerade einmal 18,1 Prozent. Weitere wichtige zusätzliche Einnahmequellen für die Bauern sind die eigene Verarbeitung und Direktvermarktung mit 18 Prozent, die Pensions- und Reitpferdehaltung mit einem Anteil von 14 Prozent.
Vielleicht nicht ganz überraschend: Es folgt die eigene Verarbeitung von Holz mit 13 Prozent. Dahinter kommen dann echte Arbeiten außerhalb der Landwirtschaft (im Büro) mit 8 Prozent sowie Tätigkeiten im Bereich Fremdenverkehr mit 7 Prozent.
Umfrage von agrarheute – mit anderen Ergebnissen

Zu etwas anderen Ergebnissen kommt eine Befragung die agrarheute mit Online-Lesern zu den landwirtschaftlichen Nebeneinkünften durchgeführt hat. Dort waren allerdings ausdrücklich die Einkünfte von Nebenerwerbslandwirten gefragt und nicht die Nebeneinkünfte von Haupterwerbsbetrieben. Teilgenommen haben immerhin fast 4000 Leser, so dass die Ergebnisse durchaus Aussagekraft haben – jedoch mit den Nebeneinkünften von Haupterwerbsbetrieben nicht wirklich zu vergleichen sind.
Wenig überraschend kommt bei der agrarheute-Befragung heraus: 62 Prozent der Nebenerwerbslandwirte erwirtschaften ihr Zusatzeinkommen mit wirklichen Tätigkeiten außerhalb der Landwirtschaft – also im Büro oder in der Fabrik. Immerhin 8 Prozent der Teilnehmer erzielten ihr Zusatzeinkommen mit erneuerbaren Energien und jeweils 6 Prozent mit Arbeiten für andere Betriebe sowie mit Direktvermarktung.
Deutlich dahinter folgt – die im Haupterwerb wichtigste zusätzliche Einnahmequelle - die Forstwirtschaft mit nur 4 Prozent. Noch weiter abgeschlagen, mit 3 und 2 Prozent, rangieren dann die Pensionspferdehaltung und der Fremdenverkehr bzw.Urlaub auf dem Bauernhof auf den nachfolgenden Plätzen.
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