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Landwirtschaftliche Einkommen und Kosten

Wer macht am meisten Gewinn: Ackerbau, Milch oder Veredlung?

Agrarlandschaft Luftaufnahme
am Mittwoch, 07.04.2021 - 09:39 (4 Kommentare)

So einfach wie die Frage, ist die Antwort allerdings nicht! Der wirtschaftliche Erfolg der Landwirte hängt nämlich mindestens ebenso von den agrarpolitischen Vorgaben ab, wie von der eigentlichen Marktentwicklung.

Das zeigen verschiedene Parameter sehr eindrucksvoll – unter anderem die Produktionskosten: Diese steigen mit den politischen Vorgaben – wie etwa der Düngeverordnung oder den Auflagen zum Tierwohl – steil an, ohne dass die Bauern auch nur einen Cent mehr verdienen. Und auch ohne dass diese Kostenexplosion durch den Markt selbst verursacht würde.

Die andere Seite der Medaille ist: Die Erlöse folgen fast ausschließlich den Absatzmöglichkeiten und den erzielbaren Preisen für landwirtschaftliche Produkte. Diese kann der Landwirt also kaum beeinflussen, egal was er produziert. Allerdings kann sich die Preisentwicklung in den verschiedenen Produktionszweigen manchmal auch stärker unterscheiden – wie die jüngste Entwicklung am Schweinemarkt zeigt.

In den meisten Jahren gilt jedoch die alte Regel der Marktanalysten: Eine steigende Flut hebt alle Boote an. Das heißt: In guten Jahren steigen die Preise für die meisten Agrarprodukte und Betriebsformen gleichzeitig. Und wenn es einmal schlecht läuft, verdienen die Kollegen der anderen Produktionsrichtungen meist auch nicht gut  – was ein Blick in die Vergangenheit bestätigt.

Ein Vergleich der wichtigsten drei Betriebsformen, also Ackerbau, Milch/Futterbau und Veredlung, über die vergangenen 10 Jahre soll zeigen, wer unter den gegebenen Bedingungen wirtschaftlich am besten zurecht gekommen ist. Ob die Unterschiede aber auch in der Zukunft fortbestehen, ist angesichts der sich immer schneller ändernden agrarpolitischen Rahmenbedingungen mehr als fraglich.   

Einkommen: Ackerbau vor Veredlung und Milch

Landwirtschaftliche Einkommen

Die Daten für den betriebswirtschaftlichen Vergleich liefert das Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) mit einem sehr umfangreichen Datenpool. Und um zu Beginn gleich die spannendste Frage zu beantworten: Wo ist das betriebliche Einkommen am höchsten – also der Gewinn plus Personalaufwand –, dann zeigt sich für die letzten 10 Jahre eine relativ eindeutige Reihenfolge: Das höchste Einkommen pro Arbeitskraft erzielten im Schnitt der letzten 10 Jahre die Ackerbaubetriebe mit 40.700 Euro je AK. Dabei lieferten die Jahre 2010 bis 2014 den deutschen Ackerbauern die mit Abstand besten Ergebnisse – mit dem absoluten Spitzenjahr 2013/14 und Weizenpreisen weit über 200 Euro je Tonne.

Die Veredlungsbetriebe erreichten im Schnitt der vergangenen 10 Jahre ein Einkommen von 38.117 Euro je AK – also etwa 6 Prozent weniger als die Ackerbauern. Besonders erfolgreich waren für die Schweinehalter die Wirtschaftsjahre 2016/17 und 2019/20. Das Wirtschaftsjahr 2019/20 bescherte den deutschen Veredlungsbetrieben mit 72.800 Euro je AK sogar ein doppelt so hohes Einkommen wie in Normaljahren – im Prinzip ausschließlich wegen des boomenden Chinaexports. Der dramatische Absturz kam dann mit der Afrikanischen Schweinepest und dem Importstopp der Chinesen.

Am schwierigsten ist die wirtschaftliche Situation auf lange Sicht offenbar für die Milchbauern: Hier lag das Einkommen im Mittel der letzten 10 Jahre nur bei 30.490 Euro je Arbeitskraft. Ein Rückstand auf die Ackerbauen von etwa einem Viertel und auf die Schweinehalter von einem Fünftel. Wirtschaftlich am erfolgreichsten war für die Milchbauern das Jahr 2017/18 – mit Milchpreisen von zeitweise über 40 Cent – und einem Einkommen von 44.600 Euro je AK. Auch dieses Ergebnis bleibt jedoch noch weit unter den Spitzenwerten der beiden anderen Betriebsformen. Gleichzeitig stehen bei der Milch auch vier von zehn Jahren mit einem Einkommen von gerade einmal 22.000 bis 24.000 Euro je AK in den Büchern – nämlich als die Milchpreise zeitweise bis auf 22 Cent abgestürzt waren.

Kosten steigen in der Tierhaltung viel stärker

kosten.

Der Einfluss der Landwirte auf die Preise ist sehr gering – um nicht zu sagen gleich Null. Das Ergebnis lässt sich also vor allem durch eine Senkung der betrieblichen Kosten verbessern. Das heißt für Landwirte: Entweder wachsen und die Produktion ausweiten, um die Stückkosten zu senken – oder die Produktion so effizient und kostengünstig wie irgend möglich zu organisieren. Dazu gehört der Einkauf der Betriebsmittel ebenso, wie die eingesetzten Arbeitskräfte und der Grad der betrieblichen Spezialisierung.

Fakt ist auch: Betrachtet man einmal die Kostenentwicklung – das BMEL nennt das die betrieblichen Aufwendungen – in den drei Betriebsformen, so fällt eines auf: Die Kosten bezogen auf die betriebliche Fläche sind bei den Milchbauern und den Schweinehaltern in den letzten 10 Jahren erheblich stärker gestiegen als bei den Ackerbauen. So verteuerte sich die Produktion in den Veredlungsbetrieben in nur 10 Jahren um knapp 43 Prozent und bei den Milchbauern um 39 Prozent. Bei den Ackerbauern stiegen die Kosten im gleichen Zeitraum um etwa 12 Prozent – und damit deutlich langsamer.

Dabei sind die Ackerbaubetriebe mit über 140 Hektar Betriebsgröße deutlich größer als die Milch- bzw. Futterbetriebe mit 76 Hektar und als die Veredlungsbetriebe mit knapp 70 Hektar. Das bedeutet einen erheblich geringeren Arbeitskräftebesatz je Flächeneinheit für den Ackerbau gegenüber Milch und Veredlung – von zuletzt 1,6 AK zu 2,5 AK zu 2,8 AK je 100 Hektar LN, natürlich mit ganz unterschiedlichen Tätigkeiten.  

Außerdem schlagen auch sehr unterschiedliche Kostenarten zu Buche – wie etwa Futter- und Tierzukauf auf der einen Seite und auf der anderen Seite etwa die Düngerkosten. Dennoch: Der Unterschied des Kostenanstiegs ist enorm und hat wohl auch mit den rasant wachsenden Auflagen in der Tierhaltung zu tun.

Der meiste Gewinn und die höchsten Subventionen

Gewinnentwicklung landwirtschaftlicher Betriebe

Stellt man sämtliche betrieblichen Aufwendungen den Erträgen gegenüber, also im Prinzip den Kosten die Erlöse, und berücksichtigt man außerdem die Zinsen, dann erhält man den betrieblichen Gewinn. Hier ist ebenfalls eine eindeutige Reihenfolge zu erkennen, nämlich Veredlung vor Milch und Ackerbau. Die Veredlungsbetriebe machen im 10-Jahresmittel, bezogen auf die Fläche, einen Gewinn von 952 Euro je Hektar. Im Spitzenjahr 2019/20 war der Gewinn der Schweinehalter sogar doppelt so hoch – was allerdings eine absolute Ausnahme war.

Der Gewinn der Milchviehbetriebe lag bezogen auf die Fläche im 10-Jahresmittel bei 677 Euro je Hektar – bei Spitzenwerten von knapp 1.000 Euro und etlichen Katastrophenjahren mit weniger als 500 Euro. Der Gewinnabstand der Milchbauern zu den Schweinehaltern beträgt damit über die Jahre immerhin 30 Prozent.

Ackerbaubetriebe erwirtschafteten einen Gewinn von 502 Euro je Hektar. Die höchsten Gewinne konnten die Ackerbauen mit knapp 900 Euro je Hektar verbuchen – im Wirtschaftsjahr 2013/14, mit ähnlich hohen Getreidepreise wie in diesem Jahr.

Und noch ein letzter Vergleich: Nämlich die Subventionen bzw. der Anteil der Direktzahlungen und Zuschüsse am betrieblichen Einkommen. Dieser Anteil lag bei den Ackerbaubetrieben im Mittel bei etwa 55 Prozent, Milchbauern bzw. Futterbaubetriebe kamen auf 60 Prozent Subventionen am Einkommen und bei den Veredlungsbetrieben machten die Direktzahlungen und anderen Zuschüsse immerhin noch 40 Prozent des betrieblichen Einkommens aus.

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