
Wirtschaftlich war 2021 ein schwieriges Jahr. Die Preise für Milch und Getreide waren noch deutlich niedriger als 2022. Und die Schweinhalter befanden sich bereits in einer schweren existenziellen Krise. Für Ackerbauern und Milchbauern haben sich die ökomischen Verhältnisse danach deutlich verbessert. Für die Schweinehalter leider nicht.
Deshalb hätte man auch Fragen können: Wer hat 2021 am wenigsten Verlust gemacht – doch so einfach ist die Sache auch wieder nicht. Fakt ist für die deutschen Schweinhalter war das Jahr 2021 das schlechteste seit vielen Jahren. In Verbindung mit den immer weiter wachsenden gesellschaftlichen Anforderungen und den explodierenden Kosten fährt die wirtschaftliche Krise die Schweinehaltung gerade voll gegen die Wand.
Ein Vergleich der wichtigsten drei Betriebsformen – also Ackerbau, Milch/Futterbau und Veredlung, macht deutlich, wer unter den gegebenen Bedingungen 2021 wirtschaftlich am besten zurechtgekommen ist. Der Einfluss der Landwirte auf die Preise ist dabei sehr gering – um nicht zu sagen gleich Null. Das Ergebnis lässt sich also vor allem durch eine Senkung der eigenen betrieblichen Kosten verbessern. Wenn das möglich ist. Das heißt für Landwirte: Entweder wachsen und die Produktion ausweiten, um die Stückkosten zu senken – oder die Produktion so effizient und kostengünstig wie irgend möglich zu organisieren.
Doch viele äußere Faktoren – wie Inflation, Kostenexplosion, Energiekrise, Corona oder ASP und zuletzt der Ukrainekrieg, lassen sich überhaupt nicht beeinflussen und haben trotzdem Einfluss auf Erlöse und Kosten.
Einkommen: Ackerbau vor Milch – Veredlung stürzt ab

Die Daten für den betriebswirtschaftlichen Vergleich liefert das Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) – mit einem sehr umfangreichen Datenpool. Und um zu Beginn gleich die wichtigste Frage zu beantworten: Wo war das betriebliche Einkommen am höchsten – also der Gewinn plus Personalaufwand – dann zeigt sich für die 2021 eine relativ eindeutige Reihenfolge:
Das höchste Einkommen pro Arbeitskraft erzielten 2021 die Ackerbaubetriebe, mit 40.622 Euro je AK. Das ist außerdem das beste Ergebnis der letzten 6 Jahre. Das höchste Einkommen erwirtschaften die deutschen Ackerbauern in den Jahren 2010 bis 2014 – mit dem absoluten Spitzenjahr 2013/14 und ein Einkommen von knapp 60.000 Euro je AK.
Die Veredlungsbetriebe erwirtschafteten 2021 lediglich ein Einkommen von 27.180 Euro je AK – also etwa ein Drittel! weniger als die Ackerbauern. Und gelichzeitig der schlechteste Wert seit dem Krisenjahr 2015/16. Besonders erfolgreich waren für die Schweinehalter hingegen die Wirtschaftsjahre 2016/17 und 2019/20. Das Wirtschaftsjahr 2019/20 bescherte den deutschen Veredlungsbetrieben mit 72.800 Euro je AK sogar ein doppelt so hohes Einkommen wie in Normaljahren – im Prinzip ausschließlich wegen des boomenden Chinaexports. Der dramatische Absturz kam dann mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und dem Importstopp der Chinesen – und natürlich mit der Coronakrise.
Leicht verbessert hat sich 2021 die wirtschaftliche Situation der Milchbauern auf 32.338 Euro je AK. Kein besonderer Spitzenwert - doch die Aussichten für 2022 sind (anders als bei den Schweinebauern) blendend. Im Mittel der letzten 10 Jahre hatten die Milchbauern allerdings nur ein Einkommen von 30.490 Euro je Arbeitskraft – und damit deutlich weniger als die anderen Betriebszweige. Der Rückstand auf die Ackerbauen beträgt auch 2021 noch etwa ein Fünftel.
Wirtschaftlich am erfolgreichsten war für die Milchbauern bisher das Jahr 2017/18 – mit Milchpreisen von zeitweise über 40 Cent – und einem Einkommen von 44.600 Euro je AK. Auch dieses Ergebnis bleibt jedoch noch weit unter den Spitzenwerten der beiden anderen Betriebsformen zurück. Gleichzeitig stehen bei der Milch auch vier von zehn Jahren mit einem Einkommen von gerade einmal 22.000 bis 24.000 Euro je AK in den Büchern – nämlich als die Milchpreise zeitweise bis auf 22 Cent abgestürzt waren. Diese Krise durchleben nun die Schweinhalter.
Gewinneinbruch bei Schweinhaltern – Ackerbauern vorn
Stellt man sämtliche betrieblichen Aufwendungen den Erträgen gegenüben – also im Prinzip den Kosten die Erlöse und berücksichtigt man außerdem die Zinsen – dann erhält man den betrieblichen Gewinn – bezogen auf das Unternehmen. Hier ist ebenfalls eine eindeutige und wenig überraschende Reihenfolge für 2021 zu sehen – nämlich: Ackerbau vor Milch – und am Ende die gebeutelten Schweinhalter.
Ackerbaubetriebe erwirtschafteten einen Gewinn von 67.028 Euro je Betriebe – ein leichtes Plus zum Vorjahr. Die höchsten Gewinne konnten die Ackerbauen bislang mit knapp 112.000 Euro je Betrieb verbuchen – im Wirtschaftsjahr 2013/14, mit Getreidepreisen von 250 Euro je Tonnen. Trotz der steigenden Kosten könnte es hier 2022 ebenfalls eine Verbesserung geben.
Der Gewinn der Milchviehbetriebe lag im Jahr 2021 bei 50.400 Euro je Betrieb – Die bisherigen Spitzengewinne der Milchbauern stammen aus dem Jahr 2017/18 mit 73.150 Euro. Gleichzeitig gab es auch etliche Katastrophenjahre mit weniger als 35.000 Euro.
Die Veredlungsbetriebe machten 2021 einen Gewinn von 36.978 Euro je Betrieb. Im Spitzenjahr 2019/20 war der Gewinn der Schweinehalter mit 112.936 Euro mehr als dreimal so hoch – was allerdings auch eine absolute Ausnahme war. Im Schnitt der letzten 10 Jahre erzielten die die Schweinebauern einen Gewinn von 62.300 Euro – also fast doppelt so viel wie 2021.
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