Im letzten Vierteljahr haben sich die Milcherzeugungskosten (ohne Umsatzsteuer) um 0,32 Cent auf 41,30 Cent pro Kilogramm erzeugter Milch erhöht. Beim Milchauszahlungspreis kam es zu einer erneuten deutlichen Anhebung um 3,16 Cent auf 40,35 Cent im Durchschnitt.
Entsprechend verbesserte sich das Preis-Kosten-Verhältnis, und es wurde eine 98-prozentige Deckung der Milcherzeugungskosten erreicht, stellt das MEG Milch Board fest. So nah an die Kostendeckung war die Preis-Kosten-Ratio seit der ersten Berechnung im Jahr 2014 noch nie gekommen.
Im Norden und Osten gibt es Unternehmergewinne
Die Milcherzeugungskosten haben sich in allen drei Untersuchungsregionen Nord, Ost und Süd leicht erhöht. In Ostdeutschland gab es mit 0,85 Cent pro Kilogramm erzeugter Milch den stärksten Kostenanstieg. Die leicht gesunkenen Preise für Mischfuttermittel für Rinder motivierten die Milcherzeuger im Herbst 2017 teilweise zu höheren Ausgaben für zugekauftes Futter, auch die Energiekosten waren in allen Regionen leicht angestiegen.
Mit einem Plus von 3,8 Cent auf 40,78 Cent pro Kilogramm profitierten norddeutsche Milcherzeuger im letzten Vierteljahr am deutlichsten von einer verbesserten Vergütung der Erzeugermilch. In Ostdeutschland stiegen die Preise um weitere 2,58 Cent auf 40,48 Cent pro Kilogramm.
Demgegenüber verharrten die Auszahlungspreise in Süddeutschland trotz eines weiteren Anstiegs um 2,8 Cent mit durchschnittlich 39,83 Cent pro Kilogramm immer noch unter der 40-Cent-Marke, und die Milcherzeugungskosten blieben zu 15 Prozent nicht gedeckt.
In Nord- und Ostdeutschland lag die Preis-Kosten-Ratio erstmalig über 1 (bei 1,16 beziehungsweise 1,09). Deutlich geringere Milcherzeugungskosten auf der einen und eine höhere Milch-Vergütung auf der anderen Seite sorgten in diesen beiden Regionen zumindest erst einmal kurzfristig für mehr als eine volle Kostendeckung.
Kosten bald schon nicht mehr gedeckt

Für Peter Guhl, den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board, ist das knappe Erreichen der Kostendeckung im vierten Quartal kein Grund zu überschwänglicher Freude.
Der Zenit der Milchauszahlungspreise wurde bereits im Dezember überschritten, und nun stehen für Guhl die Zeichen nach drei Monaten des Aufatmens wieder auf Sturm. Der Butterpreis habe in den letzten Wochen viel von seiner marktstützenden Wirkung verloren, die Preise für Milchpulver bleiben unterirdisch, und auch im so wichtigen Käsesegment sieht es nicht gut aus. Alles in allem führe dies aktuell leider zu deutlichen und zügigen Milchpreisrückgängen.
Guhl: "Bauern melken sich selbst in die Krise"
Für Guhl wird dies an der „Mengenfront“ entschieden: „Wir sehen aktuell einen deutlichen Mengenanstieg in Deutschland und anderen wichtigen Milcherzeugungsländern der EU. Dies geschieht vollkommen unkontrolliert auf der Basis von einzelbetrieblichen Entscheidungen.
Im Klartext bedeutet dies laut Guhl: "Die Milcherzeuger melken sich aktuell kollektiv in die nächste Krise, weil innovative Modelle zum Mengenmanagement bisher nicht umgesetzt wurden.“ Hätte laut Guhl im Sommer 2017 jeder Milcherzeuger einen Milchkaufvertrag über Mengen und Preise in der Tasche gehabt, wäre eine unkontrollierte Mengensteigerung kaum in diesem Ausmaß möglich gewesen.
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