Die US-Milchindustrie setzt ihr rasantes Größenwachstum fort. Die Betriebe werden immer riesiger, und damit steigt ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit. Kleinere Milchviehhaltungen sind hingegen nach einem Bericht der Rabobank im Niedergang begriffen.
Die niederländische Agrarbank hat Zahlen des US-Agrarzensus analysiert, der alle fünf Jahre durchgeführt wird. Sie zeigen, dass in den USA 2017 schon 55 % der Milchkühe auf Farmen mit mehr als 1.000 Kühen standen. Vor zwanzig Jahren lag der Anteil der Mega-Betriebe noch unter 20 %.
Im Gegenzug verringerte sich der Anteil der Milchkühe in Betrieben mit weniger als 100 Kühen von 40 % auf rund 10 %. Wachstum findet nur noch oberhalb der Schwelle von 1.000 Kühen statt.
Der Kostenvorteil der Großstruktur
Für die Rabobank liegt die Erklärung auf der Hand: Längere Phasen niedriger Milchpreise haben die Farmer gezwungen, den Kostenvorteil großer Einheiten zu nutzen. Nach Berechnungen des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) haben große Farmen mit mehr als 2.000 Kühen generell niedrigere Kosten als Betriebe mit 100 bis 200 Kühen.
Pro kg produzierte Milch, sind die Futterkosten im Großbetrieb 12 % niedriger, der Betriebsaufwand um 20 % und die zurechenbaren Gemeinkosten um 45 %. Zugleich erzielen sie im Durchschnitt um 17 % höhere Milchleistungen pro Kuh.
Produktion verlagert sich
Inzwischen werden in den USA laut Rabobank 58 % der Milch in Betrieben mit mehr als 1.000 Kühen ermolken. Weil diese Farmen auch über einen längeren Zeitraum niedrige Milchpreise durchhalten, ohne die Produktion zu drosseln, üben sie Druck aus auf die kleineren Familienbetriebe.
Das führt zu Feindseligkeiten zwischen kleineren Milcherzeugern in den traditionellen Milchregionen im Mittleren Westen und Nordosten der USA und den Riesen-Farmen, die häufig in Staaten wie Idaho oder Texas entstehen, die an sich für die Milcherzeugung nicht prädestiniert sind. So zählen Idaho und Texas 35 beziehungsweise 25 Farmen mit mehr als 5.000 Milchkühen, der Bundesstaat New York aber nur eine und Wisconsin neun.
Aktivisten machen Stimmung gegen "Big Dairy"
Die Rabobank warnt allerdings - trotz der unbestrittenen Kostenvorteile - vor einem spezifischen Risiko, dass das großbetriebliche Wachstum mit sich bringt: Tierschutzaktivisten sei es gelungen, in der amerikanischen Bevölkerung ein kritisches Bewusstsein dafür zu wecken, dass eine zu große Abhängigkeit von wenigen Riesen-Farmen riskant sei.
Sollten sich die Verbraucher in hoher Zahl von "Big Dairy" abwenden, würde das die gesamte Wertschöpfungskette unter Anpassungszwang setzen. Die Agrarbank sieht darin eine Chance für kleinere Milcherzeuger, sich mit Spezialitäten von der Masse abzuheben und eine höhere Wertschöpfung zu erzielen. In einer Wirtschaftskrise könnte diese Premiumnische allerdings in den Abschwung mitgerissen werden.
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