
Matthias Augst ist begeisterter Milchviehhalter und Ackerbauer. 2014 war er auch im Ceres-Finale. Spätestens seit der Milchkrise 2016 plant er ein neues Standbein für seinen Familienbetrieb. Bei agrarheute berichtet er regelmäßig über seine Erfahrungen mit Hühnern und Eierverkauf.
Der Familienbetrieb Augst in Helmenzen, Westerwald, mit den Betriebszweigen Milchviehhaltung und Ackerbau steht für Nachhaltigkeit und Arbeitszeitoptimierung. „Spätestens nach der Milchkrise 2016 war meiner Frau Silke und mir klar, dass dies allein nicht mehr ausreichen würde“, sagt Betriebsleiter Matthias Augst. Er schildert, welche Überlegungen zum neuen Betriebszweig Legehennenhaltung führten.
B.M.G.-Pleite brachte weitere Verluste
„In der Milchkrise verloren wir viele zehntausende Euro. Nur weil damals unser Stall in wenigen Monaten abbezahlt war, konnten wir die Verluste psychisch einigermaßen ertragen. Kaum hatte sich der Milchmarkt 2017 etwas stabilisiert, traf uns Anfang 2018 der nächste harte Schicksalsschlag: Die Pleite der Berliner Milcheinfuhrgesellschaft B.M.G. mbH im März 2018. Erst Ende 2017 hatten wir uns nach langem Überlegen dazu entschieden, unsere bisherige Molkereigenossenschaft Hochwald wegen unbefriedigender Auszahlungsleistungen zu verlassen. Dies war durch ein Sonderkündigungsrecht sehr schnell möglich. Wir stiegen bei der MEG Rheinland-Pfalz/Saarland ein.
Nachdem die B.M.G Berlin kurzfristig von einem auf den anderen Tag die Milchabholung einstellte, musste die komplett anfallende Milch aller MEG-Mitglieder erst einmal zum Schleuderpreis auf dem Spotmarkt vermarket werden, bis sich ein neuer Abnehmer fand und ein neuer Vertrag zustande kam. Wieder kamen viele tausende Euro Verluste für unseren Betrieb hinzu."
Solidarität der Verbraucher gibt Mut zu neuem Standbein
"Aus der Not heraus, erzählten wir auf unserer Facebookseite, was uns passiert war. Wir baten die Leute, doch frische Milch bei uns ab Tank zu kaufen, um nicht jeden Liter zum Schleuderpreis verkaufen zu müssen. Wir waren überwältigt von der positiven Rückmeldung. An diesem Abend verkauften wir über 60 Liter Milch! Die Wertschöpfung dieser verkauften Milch war wieder komplett in unserem Betrieb.
Diese Erfahrung bestärkte mich und meine Ehefrau, in einen neuen Betriebszweig zu investieren. Schon seit längerer Zeit liebäugelten wir mit eigenen Hühnern, da die Kinder Spaß daran und wir selbst einen hohen Verbrauch an Eiern haben. Fallen mehr Eier an, können wir diese gerne an unsere Milchkäufer direkt absetzen.
Schlussendlich haben wir den Entschluss gefasst, in die mobile Hühnerhaltung einzusteigen. Anfangs wollten wir mit 30 Hühnern starten. Schnell wurde uns aber klar, das wird niemals reichen. Jetzt werden demnächst 200 Hennen und 2 Hähne auf der Wiese unter unsern Häusern laufen und grasen."
Rowa-Konzept überzeugte uns
"Die Auswahl an mobilen Hühnerställen ist mittlerweile groß. Wir haben uns aber ganz klar für die Firma Rowa aus Melle entscheiden! Dafür haben wir mehrere Gründe:
- Die Ställe haben uns von ihrer handwerklichen Konstruktion zugesagt.
- Das Konzept des Stalls ist nachhaltig ausgelegt, was die Haltbarkeit und die Arbeit mit dem Stall anbelangt.
- Rowa unterstützt uns gezielt beim Marketing der Eier, zum Beispiel mit der Entwicklung eines eigenen Logos. Die Unterstützung war sogar teilweise im Preis des Hühnermobils von 27.000 Euro inbegriffen.
- Der Stallbauer betreut uns fachlich rund um die Hühner weiterhin. Wir sind absolute Rookies in der Hühnerhaltung, haben uns natürlich viel belesen und vielfältig beraten lassen. Nichts desto trotz ist ein fester Ansprechpartner hier in unseren Augen unerlässlich. "
Schon Erfahrungen mit Direktvermarktung
"Das Verkaufen ab Hof ist für uns kein völliges Neuland. Bereits seit längerem bieten wir unseren Kunden an, auf Bestellung ein Bullenkalb für sie zu mästen. Wenn das Tier zu groß und die Fleischmenge für einen Kunden zu viel ist, muss dieser sich selbst darum kümmern, das Fleisch in seiner Verwandschaft oder seinem Freundeskreis aufzuteilen und abzurechnen. Wir machen einen Vertrag nur mit einer Person. Sie bekommt das Fleisch direkt frisch von unserer Lohnschlachterei frei Haus geliefert. Damit stellen wir sicher, dass wir den Bullen komplett vermarkten können.
Werbung für unseren Hof machen wir über Schulklassen. Seit 2017 ist unser Betrieb als Lernort Bauernhof zertifiziert. So bekommen wir nicht nur eine finanzielle Entschädigung für die Klassenbesuche, sondern die Bekanntheit unseres Hofes in der Region steigt weiter."