Seit August muss Matthias Augst nicht nur seine Milchkühe täglich versorgen, sondern auch rund 200 Legehennen. Schon bevor er das Hühnermobil kaufte, machte er sich Gedanken, wie er die Eier vermarkten kann. Hierbei waren ihm zwei Dinge wichtig:
- Eine gewisse Menge an Eiern an feste Abnehmer zu verkaufen, um sicher zu gehen, dass er nicht ständig auf einem großen Teil der Eier sitzen bleibt.
- Der Verkauf der Eier muss so in den Arbeitsablauf integriert sein, dass zunächst möglichst nur wenig zusätzliche Arbeitszeit zu investieren ist.
„Die zwei Punkte konnten wir recht schnell gut lösen. Es fanden sich zwei größere Kunden, die jede Woche eine feste Anzahl Eier abnehmen,“ erklärt Augst, der 2014 Ceres-Finalist war.
Der Verkauf der übrigen Eier findet momentan zwischen 17 und 18 Uhr am Milchviehstall statt. Das Ei kostet 35 Cent. „Zu dieser Zeit gehen wir eh routinemäßig unserer Stallarbeit nach“, sagt Augst.
Marketing entscheidend
Im Vorfeld spielte das Marketing eine große Rolle. Als die Entscheidung für das Hühnermobil getroffen war, haben Augst und seine Frau dies sofort überall erzählt, um das Interesse bei potentiellen Kunden zu wecken. „Über unsere Facebookseite „Augst Farming“ schlug die Nachricht ein wie eine Bombe. Die Reichweite erhöhte sich sehr schnell und wir bekamen durchweg positives Feedback“, schildert der Hühnerhalter seine Erfahrungen mit den sozialen Medien.
Nun musste die Familie Augst am Ball bleiben. Zusammen mit der Firma Rowa entstand die Idee, die angehenden Kunden mit einem Projekt zu informieren und neugierig zu machen. So mieteten sie einen kleinen Rowa 30 mit 20 Hennen und einem Hahn und stellten dieses Mini-Hühnermobil an ihren Hof. Spaziergänger und Bekannte zeigten reges Interesse an den Hühnern.
„Unseren Kindern und uns selber machte es großen Spaß, sich mit den Tieren zu beschäftigen, zu lernen und Erfahrungen zu sammeln“, erzählt Augst. Die Freude steht ihm heute noch ins Gesicht geschrieben.
Die Familie Augst hatte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:
- Sie konnte sich in die Hühnerhaltung ein klein wenig einarbeiten und
- die erste Werbemaßnahme lief quasi von allein.
Vorteil Lernort Bauernhof

Da der Betrieb ein zertifizierter Lernort Bauernhof Rheinland-Pfalz ist, konnte der Landwirt Rowa 30 nutzen, um ein nachhaltiges Lernprogramm für Kinder zu starten. Die Hühner zogen für 4 Wochen in den Kindergarten seines jüngsten Sohnes ein.
Spätestens jetzt wurden viele Verbraucher in der Umgebung darauf aufmerksam, dass es bei Augsts bald leckere Freilandeier geben würde. Dank dem Kindergarten wurde das Projekt in der Lokalpresse vorgestellt, worüber er und seine Frau sich sehr gefreut haben, denn es war im Prinzip kostenlose Werbung für den neuen Betriebszweig.
Augst war bewusst, dass dies allein noch nicht ausreichen würde. „Wir wollten in aller Munde bleiben und einen Wiedererkennungswert für unseren Betrieb schaffen“, umreißt er seine weiteren Ziele. Hierbei spielte auch die Marketingabteilung der Firma Rowa eine große Rolle. So ließen sich die Augsts ein neues Logo für ihre Direktvermarktung entwerfen. Dieses ist nun auf dem Hühnermobil, den Eierschachteln und extra angefertigten Flyern zu finden.
Aktiv auf Weihnachtsmärkten

Um das Angebot für die Kunden abzurunden, verkaufen die Augsts inzwischen Mehl von der Michelbacher Mühle, die der Betrieb seit Jahrzehnten beliefert. Ebenso bieten sie Honig von einem Imker an, der seine Bienenvölker an die Felder von Augst stellt. Aus den Freilandeiern lassen sie Nudeln herstellen, die sie mitverkaufen.
Derzeit sind er und seine Frau in der Vorweihnachtszeit auf drei Weihnachtsmärkten vertreten. Aus Nudeln, Eiern, Mehl und Eierlikör hat Augsts Gattin ein kleines Geschenkpaket zusammengestellt. So halten sie auch außerhalb der Verkaufszeiten den Kontakt zu den Kunden und können Öffentlichkeitsarbeit für ihren Betrieb leisten.
„Wir sind froh und dankbar, dass alle Waren in unserem Sortiment gut und konstant angenommen werden. Jetzt können wir überlegen, wie wir unsere Direktvermarktung in Zukunft für einen stabilen Absatz stärken und ausbauen“, zieht Matthias Augst ein vorläufiges Fazit.
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