Mein Auto, mein Fahrrad, mein Haus – bei den meisten Dingen wird Eigentum akzeptiert als das, was es ist: ein Gegenstand mit einem gewissen Wert, der jemandem gehört und von dem andere Menschen unerlaubt bitte die Finger zu lassen haben.
Das gilt aber offenbar nicht für Lebensmittel: Seit Längerem häufen sich die Meldungen über Verbraucher, die sich an Obstbäumen, in Hofläden oder auf Gemüsefeldern bedienen, ohne um Erlaubnis zu fragen, geschweige denn für die entnommene Ware zu zahlen. Während Ladendiebstahl in Supermärkten eindeutig als Diebstahl gesehen wird, verhält es sich mit Lebensmitteln, die auf dem Acker wachsen oder direkt vom Bauern angeboten werden, offenbar anders.
Hofladen ausgeräumt, Erdbeeren gepflückt
Zum Beispiel ein Landwirt aus Bochum-Wattenscheid, in dessen neu eröffnetem Selbstbedienungshofladen bereits nach drei Tagen die Kasse nicht mehr stimmte: Hier hatten gleich mehrere Kunden Ware mitgenommen und zu wenig oder gar nicht gezahlt. Der Landwirt, der bereits seit 30 Jahren in der Direktvermarktung tätig ist, machte seinem Ärger in den Sozialen Medien Luft.
Oder ein Landwirt aus Werne an der Lippe, der eine Familie antraf, die gerade fröhlich sein Erdbeerfeld aberntete und keinerlei Verständnis dafür aufbrachte, dass der Bauer den Selbstbedienungsfamilienausflug alles andere als lustig fand.
Gemüse im Wert von 3.000 Euro geklaut

In ganz großem Stil beklaut wurde Ende Juli ein Landwirt aus Filderstadt in Baden-Württemberg: Hier verschwand das Gemüse gleich kistenweise. Unbekannte hatten, so berichtet die Polizei, etwa 300 kg Auberginen von einem Feld abgeerntet. Das sind, so überschlägt der Bauer, rund 1.000 Früchte. Dem Gemüsebauern entstand so ein Schaden von knapp 3.000 Euro.
Unweit vom Auberginenfeld wurden etwa 800 zusammengeklappte Gemüsekisten, die für die Ernte am nächsten Morgen bereitstanden, entwendet. Ob die geklauten Auberginen direkt in den ebenfalls geklauten Gemüsekisten gelandet sind, ist noch unklar.
Mais vom Bauern stehlen - aber bitte Bio
Im Internet gibt es sogar Rezepte für Maiskolben direkt vom Feld des Bauern - mit dem freundlichen Hinweis: „Bitte bedenken, dass der Mais wahrscheinlich stark mit Kunstdünger versetzt und noch dazu mit Pestiziden gespritzt wurde. Besser verdaulich könnten die Früchte vom Biobauern sein.“ Alles klar, oder?
Was sind uns Lebensmittel wert?
Egal ob es ein Korb voll Erdbeeren ist, den die Familie aus der Stadt pflückt, oder gleich der halbe Gemüseacker, der professionell abgeerntet wird, es stellt sich die Frage: Was ist hier eigentlich verloren gegangen – die Wertschätzung für das Eigentum anderer oder die Wertschätzung für Lebensmittel als hochwertiges Gut?
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