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Ökolandbau in Deutschland

Ökobauern: Wie erfolgreich sind sie wirklich? – Einkommen & Erlöse

biolandbau in deutschland.
am Mittwoch, 27.07.2022 - 12:23 (8 Kommentare)

Woran wird wirtschaftlicher Erfolg gemessen? Ginge es nach Politik und Medien, gäbe es bald nur noch Ökobauern. Aus vielen Gründen. Das heißt jedoch nicht, dass sie höhere Erlöse erwirtschaften als die konventionellen Kollegen. Dennoch waren die Einkommen der Ökobauern 2021 höher. Wie geht das?

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Ende 2021 wurden etwa 10,9 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche nach ökologischen Kriterien beackert. Rund 14 Prozent aller Landwirte waren Ökobauern, sagen jedenfalls die aktuellen Strukturdaten zum ökologischen Landbau. Fast 14.000 Bio-Höfe sind in letzten 10 Jahren hinzugekommen. Insgesamt 36.300 Öko-Betriebe gibt es jetzt.

Gleichzeitig hat die Zahl der konventionellen Betriebe um 36.300 abgenommen – auf zuletzt 263.000, sagt die Landwirtschaftszählung. Wenn das kein Argument für Bio ist! Doch der Anteil der Bioproduktion an den einzelnen Produktionsbereichen – etwa bei Milch oder Getreide – ist weiterhin erheblich kleiner als der Anteil der Bio-Produzenten – und das hat vor allem mit der Produktivität zu tun aber auch mit Preisen und Kosten.

Währen der Corona-Krise 2020 hat die Nachfrage nach Bioprodukten in Deutschland sogar noch einmal einen kräftigen Schub bekommen. Jetzt, wo das Geld bei den Verbrauchern knapp wird, und man jeden Euro zweimal umdreht, haben es die hochpreisigen Bioprodukte deutlich schwerer am Markt. Hinzu kommt, dass ein wichtiger Anreiz für die Bauern auf Bio umzustellen sich relativiert hat. Nämlich die im Vergleich hohen Erzeugerpreise. Diese sind derzeit bei Getreide und Milch und auch bei Rindfleisch fast so hoch wie im Biobereich.

Die konventionellen Landwirte haben außerdem wesentlich höhere Erträge und Tierleistungen und können so die ebenfalls explodierenden Kosten besser abfedern – und ihre Überschüsse auch noch exportieren, um die Nahrungskrise am Weltmarkt zu lindern. Leider liegen für 2022 noch keine betriebswirtschaftlichen Auswertungen vor – doch für 2021 liefert das Testbetriebsnetzt des Bundeslandwirtschaftsministerium Daten über den wirtschaftlichen Erfolg der Ökobauern.

Produktivität entscheidet über Erfolg - eigentlich

Ein wichtiger Grund für konventionelle Landwirte auf Bio umzustellen, sind die hohen Preise. Vergessen wird dabei aber oft, dass die Kosten, bezogen auf die produzierte Menge, ebenfalls sehr hoch sind. Grund sind die erheblich niedrigeren Erträge und Tierleistungen.

Vergleicht man einmal die in beiden Bereichen wichtigsten Produktionszweige, also Ackerbau und Milchproduktion, dann zeigt sich: Die Getreideerträge der konventionellen Landwirte lagen im Schnitt der letzten 10 Jahre bei 70 dt/ha – gleichzeitig ernteten die Ökobauern nur 34 dt/ha, also gerade einmal halb so viel. Daran hat sich bis zuletzt wenig geändert. Das hat natürlich Einfluss auf die Umsatzerlöse. Wenn man sämtliche Aspekte berücksichtigt, hat die große Ertragslücke am Ende auch Einfluss auf die Nachhaltigkeit der Produktion – das zeigen jedenfalls verschiedene Studien.

Die Hauptursache der Ertragsdifferenz ist der Verzicht auf mineralischen Dünger und chemischen Pflanzenschutz. Das spart zwar Kosten – kostet jedoch gleichzeitig die Hälfte des Ertrags. Ganz ähnlich ist die Situation bei der Milch – auch wenn die Differenz nicht ganz so groß ist. Fakt ist aber auch, dass Biobauern für ihre Produkte bis 2021 deutlich höhere Preise bekamen – die außerdem bisher sehr viel stabiler waren als im konventionellen Bereich.

Das ist sicher einer der Hauptgründe für die Umstellung gewesen. Doch das hat sich 2022 erheblich geändert – und der Abstand ist deutlich geschrumpft.  2021 war das allerdings noch nicht der Fall und die durch ASP und Corona verursache schwere Krise am Schweinemarkt, hat die Einkommen der konventionellen Schweinehalter abstürzen lassen, mit fatalen Folgen für die wirtschaftliche Situation in der konventionellen Landwirtschaft.

Die Statistik zeigt für 2021 zeigt trotz dieser Krise: Die Umsatzerlöse – bezogen auf die bewirtschaftet Fläche - waren in der konventionellen Landwirtschaft auch 2021 höher – eben wegen der höheren Produktivität.

Umsatzerlöse bei Biobauern ein Viertel niedriger

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Im konventionellen Getreideanbau erwirtschafteten die Bauern im Wirtschaftsjahr 2020/2021 Umsatzerlöse von 361 Euro/ha, im Vergleich zu 217 Euro/ha bei den Biobauern. Ein Abstand von rund 40 %. Bei der Milch lag das Verhältnis 2021 deutlich enger bei 912 Euro/ha zu 880 Euro/ha. Ein Rückstand von 4 Prozent für die Biobauern. Allerdings waren die konventionellen Milchreise 2021 deutlich niedriger als 2022 und der Preisabstand ist mittlerweile erheblich zusammengeschrumpft. Das heißt, die Differenz dürfte sich vergrößert haben.

In der Schweinehaltung erwirtschafteten die konventionellen Bauern 2021 Umsatzerlöse von 597 Euro/ha, ein Absturz von 33 % gegenüber dem sehr guten Vorjahr. Die Biobauern kommen jedoch trotz stabiler Preise nur auf 248 Euro/ha – fast 60 % weniger. Über alle Produktionszweige hinweg erwirtschafteten die konventionellen Landwirte 2021 Umsatzerlöse von 3.363 Euro/ha. Biobetriebe kommen auf 2581 Euro – rund ein Viertel weniger.

Trotz der für konventionelle Betriebe niedrigeren Preise und hohen Kosten für Dünger, Pflanzenschutz, Saatgut und Tierzukäufe, ist ihre Erlössituation auch im Jahr 2021 besser als die der Biobetriebe. Der Grund ist eindeutig die höhere Produktivität.

Doch die Einkommen (Gewinn + Personalaufwand) der Biobauern waren am Ende dennoch höher – wie geht das? Während die Einkommen der konventionellen landwirte vor allem wegen der Schweinekrise 2021 um fast 10 % auf 34.052 Euro je AK schrumpfen, ginge es für die Biobauern um 14 % auf 42.100 Euro je Ak nach oben.

Subventionen geben weiterhin den Ausschlag

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Der Hauptgrund für die höheren Einkommen der Biobetriebe sind nicht die höheren Preise oder die niedrigeren betrieblichen Kosten, sondern vielmehr die deutlich höheren Subventionen. So machten die Subventionen bei den konventionellen Bauern im Mittel der letzten 10 Jahre knapp die Hälfte des betrieblichen Einkommens aus – bei Biobetrieben waren immerhin drei Viertel des Betriebseinkommens Subventionen.

Im Jahr 2021 waren 50 % der konventionellen Betriebseinkommen Subventionen und bei den Biobauern waren es zwei Drittel (68 %). Am Ende sind die Einkommen der Biobetriebe im Schnitt der letzten Jahre etwa 10 Prozent höher und 2021 beträgt der Einkommensvorsprung – wegen des Einbruchs in der Schweinhaltung 24 % bzw. rund 8.000 Euro je AK. Dazu kommen dann noch verschiedene regionale Fördermaßnahmen der Bundesländer obendrauf.

Deutlich wird dabei jedoch: Die scheinbare ökonomische Vorteilhaftigkeit der Biobetriebe ist vor allem eine politische Entscheidung – und keine wirtschaftliche. Der „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ für die vorteilhaftere Bewirtschaftungsform ist also zumindest verzerrt. Der Ökonom und Nobelpreisträger Friedrich von Hayek sagte: „Wettbewerb ist ein Verfahren zur Entdeckung von Tatsachen, die ohne sein Bestehen entweder unbekannt blieben oder doch zumindest nicht genutzt werden.“

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