
Ganz so überraschend kommt das Ergebnis nicht. Immer wieder haben Ökobauern in diesem Jahr von Absatzproblemen und - im Vergleich zu den stark gestiegenen Kosten – von zu geringen Erlösen berichtet. Nicht wenige Ökobetriebe rutschten in die roten Zahlen und manch Milchviehhalter oder Ackerbauer wechselte angesichts der Probleme auch zurück in die konventionelle Landwirtschaft.
Diese Entwicklung bestätigt nun auch die regelmäßige jährliche Sonderbefragung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) im Rahmen des DBV-Konjunkturbarometers zum Öko-Umstellungsinteresse. Danach waren im Dezember 2022 rund 11 % der deutschen Landwirte offen für eine Öko-Umstellung.
Damit sank das Öko-Umstellungsinteresse in der deutschen Landwirtschaft gegenüber der letzten Umfrage von vor einem Jahr deutlich. Im Dezember 2021 äußerten sich noch 20 % bzw. doppelt so viele Landwirte an einer Umstellung interessiert. Der aktuelle Wert zeigt das niedrigste Umstellungsinteresse seit Dezember 2014. Damals lag der Wert bei 10,1 %. Zuvor lag das Umstellungsinteresse im Mittel über viele Jahre bei 11 %. Der DBV lässt das Umstellungsinteresse der Landwirte seit über 15 Jahren messen.
Die reale Öko-Umstellungsrate belief sich nach den Erkenntnissen des DBV 2022 nur noch auf 3,7 %. Im Jahr 2018 betrug die Umstellungsrate unter den Landwirten immerhin noch 9,1 %. Bereits in den letzten vier Jahren ging sie also deutlich zurück.
Zu niedrige Preise und Absatzprobleme
Die Ursachen für den starken Rückgang des Umstellungsinteresses von konventionelle auf ökologische Bewirtschaftung sind offenbar vor allem wirtschaftlicher Art. Nach den Erkenntnissen des DBV wirken sich besonders das „geringen Preispremium der Öko-Erzeugerpreise (also der Rohwarenpreise)“ aus. Hinzu kommt die als zu gering wahrgenommenen Absatzsicherheit, die von Landwirten dieses Jahr immer wieder thematisiert wurde.
Auf diese Probleme weisen jetzt auch die Antworten der Landwirte nach den wichtigsten Voraussetzungen für eine Öko-Umstellung hin. 53% der an einer Umstellung interessierten Landwirte sehen höhere Preise (Vorjahreswert 35%) und 42% gesicherte Abnahmeverträge (Vorjahreswert 34 %) als erforderlich an. Die Relevanz der Öko-Flächenprämie sinkt hingegen von 33 % Nennungen auf 23%.
„Wichtig für die geänderte Einstellung ist sicherlich auch, dass die konventionellen Erzeugerpreise im Ackerbau, in der Milchviehhaltung und beim Rindfleisch 2022 auf einem Rekordniveau lagen, während der Öko-Absatz das erste Mal nach Jahrzehnten des Wachstums unter einem Umsatzrückgang litt“, erläutert der DBV.
Insgesamt verhielt sich der deutsche Öko-Umsatz angesichts hoher Inflationsraten und Reallohneinbußen mit unter minus 4% dennoch erstaunlich stabil, sagt der DBV und konnte damit den Großteil des Nachfragebooms der Coronajahre von rund 25% Zuwachs halten. Allerdings wird dieser Wert vor allem durch die ebenfalls kräftig gestiegenen Preise im Einzelhandel erreicht und nicht etwa durch höhere Absatzmengen.
Das heißt: Der Umsatz blieb trotz gleicher oder schrumpfender Absatzmengen stabil. Hinzu kommt: Nach GfK Daten gab es 2022 auch Verlierer und Gewinner im Ökomarkt. So wuchs der Öko-Umsatz in den Discountschienen 2022 um mehr als 14%, während der Naturkostfachhandel und die Direktvermarkter zweistellige Umsatzeinbußen hinnehmen mussten.
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