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Vor Ort

Raus aus der Milchviehhaltung: „Mineralwasser ist teurer als Milch“

Landwirt Trautmann vor leerem Kuhstall 1
am Freitag, 03.12.2021 - 12:33 (2 Kommentare)

In diesem Jahr haben Hunderte Betriebe in Deutschland die Milchviehhaltung aufgegeben. Die Agrargenossenschaft Hedersleben ist einer davon. Landwirt Lutz Trautmann spricht über Dumpingpreise, vergebliche Streiks und unrentable Milchtankstellen.

Wer zum ersten Mal mit Lutz Trautmann über den Hof geht, bemerkt vielleicht gar nicht, dass etwas fehlt. Stattdessen sieht alles wohlgeordnet aus. Aber die großen, offenen Ställe, in denen früher Kühe standen, sind heute leer. Hier werden nun nach und nach Mastrinder aufgestallt. Lediglich dem Melkkarussell ist anzusehen, dass es schon monatelang stillsteht: Spinnweben hängen an den grauen Eisengeländern. Von oben fällt der Kot der Schwalben auf die Anlage.

Abschied von der Milchviehhaltung

Im Dorf Hedersleben 40 km südwestlich von Magdeburg, im Jahr 978 erstmals urkundlich erwähnt, hat es immer Kühe gegeben. Nun nicht mehr: Im Mai wurden die rund 300 Tiere der Agrargenossenschaft Hedersleben verkauft. Der schlechte Milchpreis hatte keine Alternative gelassen.

31,5 Cent/kg habe der Betrieb im Frühjahr von der Molkerei für die Milch erhalten. „Das reicht nicht, um finanziell zu bestehen“, so Trautmann. Verantwortlich macht er dafür den Handel: „An der Tankstelle ist Mineralwasser vielfach teurer als Kakao. Milch ist ein Billigprodukt.“ Dem Landwirt ist der Zorn anzumerken.

Milchtankstelle: nur kurzfristig erfolgreich

Die Agrargenossenschaft, die 4.500 ha Acker bewirtschaftet, hat versucht, einen Teil der Milch selbst zu vermarkten. Dazu wurden 2017 in Supermärkten sogenannte Milchtankstellen aufgestellt. „Anfangs kamen wir mit den Lieferungen kaum nach“, schildert Trautmann. Doch nach und nach sei das Interesse der Kunden erlahmt. „Es ist doch bequemer, einen Tetra-Pack zu kaufen, als eine Flasche abzufüllen.“
Das Kapitel Milchkühe ist für Lutz Trautmann vorerst beendet. „Dass tierische Produkte in Deutschland so günstig sind, liegt auch daran, dass große Mengen der Futtermittel importiert werden“, sagt er. „Sollte dieser ökologische Wahnsinn mal beendet werden, würden auch tierische Produkte wieder einen Preis erreichen, der ihre Qualität widerspiegelt“. Bis es aber soweit ist, steht das Melkkarussell in Hedersleben weiter still.

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