Der Grund: Wettbewerbs-Verzerrungen in Europa und auch am Weltmarkt bedrohen den Rübenanbau in Deutschland. Das berichteten Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, und Fred Zeller, Rübenbauer und Geschäftsführer des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer, am Donnerstag vor Journalisten in Berlin.
Das Fazit der beiden Experten: Für die Zuckerwirtschaft ist die Situation existenzgefährdend – Das hat nicht nur Folgen für landwirtschaftliche Betriebe. Betroffen sidnd auch die Beschäftigten der Zuckerindustrie sowie die ländlichen Räume und die Umwelt. Die Politik müsste unbedingt handeln, um noch Schlimmeres zu verhindern.
Wettbewerbsverzerrungen in Europa
Ein Riesen-Problem für die deutsche Zuckerwirtschaft: Die Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU. Dahinter stehen die gekoppelten Zahlungen für den Rübenanbau in einer Reihe von Mitgliedstaaten – derzeit sind dies elf EU-Länder. Das bedeutet erhebliche Preisvorteile für den Zucker aus diesen Ländern.
Außerdem wurden für das Jahr 2019 in 13 europäischen Ländern Notfallzulassungen für den Einsatz von Neonicotinoiden im Zuckerrübenanbau genehmigt. In Deutschland war das nicht der Fall. Deutsche Landwirte können nur Mittel einsetzen, die teurer und gleichzeitig weniger wirksam sind.
Das Ergebnis: Erhebliche Ertragseinbußen für die deutschen Anbauer. Außerdem drohen Deckungsbeitragsverluste von bis zu 48 Prozent.
Deutschland braucht die Zuckerrübe
Der hohe Preisdruck macht den Zuckerrübenanbau in Deutschland unwirtschaftlich. Die Folge: Die deutsche Zuckerwirtschaft ist massiv bedroht. Im Brandenburger Elbe-Elster-Kreis und im Westfälischen Kreis Höxter müssen bereits Zuckerwerke schließen. Dabei leistet die Rübe viel für den ländlichen Raum und die Umwelt. Das ist gut für die Wirtschaft, für die Menschen und für die Kommunen. Die Zuckerrübe und die Zuckerproduktion bringt ihren Anbauregionen also bedeutende wirtschaftliche Vorteile.
Rund 80 Prozent der Wertschöpfung verbleiben in den Regionen. Das bedeutet: Einnahmen für Kommunen und deren Infrastruktur. Immerhin 25.000 Zuckerrübenanbauern sichert die Rübe ein Einkommen. Weitere 5.000 Menschen sind in der Zuckerindustrie beschäftigt. Dazu kommt: Jeder Job in einer Zuckerfabrik trägt zu über 14 weiteren in vor- und nachgelagerten Bereichen bei. Die deutsche Zuckerwirtschaft ist damit für die Einkommenssicherung von rund 80.000 Menschen in ländlichen Räumen verantwortlich.
Preisdumping am Weltmarkt
Zu den Problemen in Europa kommt noch eine weitere Schwierigkeit: Der Preisdruck vom Weltmarkt. Heute können rund 95 Länder ihren Zucker zollfrei oder zum günstigen Tarif in die EU einführen. Seit 2013 sind die EU-Importkontingente für Drittländer um 73 Prozent angestiegen. Das entspricht der Kapazität von drei deutschen Zuckerfabriken.
Doch die meisten - und vor allem die größten - Zuckererzeugerländer der Welt subventionieren direkt oder indirekt die Erzeugung bzw. die Ausfuhr von Zucker auf den Weltmarkt. Die Folge: Der Weltmarktpreis für Zucker ist dramatisch gesunken.
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