Update vom 13. Juli, 12:30 Uhr:
Für Aldi Nord und Aldi Süd teilt ein Pressesprecher gegenüber agrarheute mit, dass beide Unternehmensgruppen "ein wichtiges Bekenntnis zum Tierwohl" und zugleich einen Beitrag leisteten, "um verlässliche Perspektiven für Landwirte zu schaffen".
Aldi stünde zu seinen im Rahmen der Initiative Tierwohl abgegebenen Zusagen. So sei seit dem 1. Juli das "Natur Schweinefleisch aus Haltungsform 1" aus dem Sortiment genommen worden. Weiter erfolge im September die Umstellung der bearbeiteten Schweinefrischfleischartikel auf Haltungsform 2. Bei bestimmten verarbeiteten Geflügel- und Schweinefleischartikeln sei die Umstellung auf ITW-Ware ebenfalls erfolgt. Das werde künftig vor allem auch bei der Wurst weitergeführt.
"Damit steigert Aldi die Abnahme von Ware der Haltungsform 2 in diesem Jahr wie vereinbart deutlich und erfüllt den in der Branchenvereinbarung festgehaltenen Geltungsbereich der umzustellenden Artikel", so der Pressesprecher.
Dass es im Moment ein Überangebot an Schweinefleisch gebe, sei den Unternehmensgruppen bewusst. "Deshalb laufen im Rahmen der Initiative Tierwohl (ITW) bereits Gespräche, um die Möglichkeiten für eine Entspannung der Situation zu prüfen – etwa durch die kurzfristige Ausweitung von nämlichen ITW-Artikeln in verarbeiteten Fleischprodukten", heißt es.
Seit Beginn der zweiten Jahreshälfte tragen mehr Schweine- und Geflügelfleischprodukte das ITW-Siegel. Mit der Ausweitung des Angebots wurden für Schweinefleischprodukte hohe zweistellige Prozentanteile erwartet. „Für die Haltungsform-Kennzeichnung bedeutet das eine massive Verschiebung von Stufe 1 in Stufe 2“, teilte ITW-Geschäftsführer Robert Römer Ende Juni mit.
Doch zumindest für die ersten Tage im Juli stellte sich heraus, dass die Nachfrage unter Aldi-, Lidl-, Edeka- und Rewe-Kunden für das Schweinefleisch aus Haltungsstufe 2 kleiner ist als erwartet. Die Einzelhandelsunternehmen halten ihre Zusage nicht ein, den Landwirten beziehungsweise den Schlachtunternehmen das Schweinefleisch aus der höheren Haltungsform abzunehmen.
Schweinehalter haben pünktlich für das Angebot gesorgt
Nach Angaben des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) haben sich viele Schweinehalter auf die höhere Tierwohlstufe eingestellt und ihre Tierhaltung der Stufe 2 entsprechend angepasst. Wegen der fehlenden Nachfrage bei Aldi, Lidl, Edeka und Rewe hielten die Einzelhändler den Schweinehaltern aber das Tierwohlentgelt von 5,28 Euro pro Schwein vor.
Der WLV-Präsident und Sprecher für Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband (DBV) Hubertus Beringmeier sagte, dass er an den Einzelhandel mit Nachdruck appelliere, „ihre Zusagen gegenüber der Landwirtschaft einzuhalten und die Bauern nicht im Regen stehen zu lassen“. Auch wenn sich die Warenströme erst sortieren müssten, dürfe es nicht vorkommen, dass Landwirte auf das Tierwohlentgelt warten.
Staack: Tierwohlmotor säuft jetzt schon ab
Laut Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) widerspreche die aktuelle Situation den großspurigen und medienwirksamen Verkündungen des Handels. Dieser hatte in den letzten Tagen seine Ziele zur Einführung der Haltungsstufen 3 und 4 bekanntgegeben. „jetzt säuft der Tierwohlmotor schon bei der Umsetzung der Stufe 2 ab“, sagte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Das sei „ein ganz schlechter Treppenwitz - zu Lasten der Bauern“.
Auch Beringmeier ist der Ansicht, dass von den Haltungsformen 3 und 4 nicht die Rede sein könne, wenn noch nicht einmal die Zwischenstufe 2 umfassend gelistet werde. Staack warnte davor, dass sowohl der Einzelhandel als auch die Schlachtunternehmen Gefahr liefen, das Vertrauen der Landwirte leichtfertig zu verspielen.
Wie der ISN-Geschäftsführer ankündigte, werde seine Organisation den Beschwerden der Landwirte nachgehen und darauf bestehen, dass die Zahlungen für ITW-Schweine wie vereinbart erfolgten.
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