
Rund 20.000 Schweinehalter gibt es noch in Deutschland. Und die machen mit jedem verkauften Schwein oder Ferkel massive Verluste. Das heißt: Die Kosten für die Produktion übersteigen die Erlöse deutlich – und das nun schon seit Monaten. Lange werden die Bauern das nicht mehr durchhalten, denn die Reserven sind in vielen Betrieben aufgebraucht und es geht an die Substanz.
Und als wenn die Lage nicht schon schlimm genug wäre: Die Schweinepreise sind diese Woche weiter gefallen – auf 1,30 Euro je kg Schlachtgewicht. Bisherige Berechnungen haben gezeigt, dass die Mastbetriebe im Mittel der letzten Jahre - bei einer Vollkostenrechnung - etwa 1,70 Euro je kg oder rund 165 Euro je Tier brauchen, um ihre Kosten zu decken. Dabei bleibt für den Mäster noch nichts übrig. Möglicherweise liegt der Vollkostenwert, wegen der sehr niedrigen Ferkelpreise, derzeit auch etwas niedriger - jedoch nicht viel, denn die Futterkosten und die übrigen Kosten sind derzeit extrem hoch.
Bei einem Schweinepreis von 1,30 Euro bleibt also eine Lücke in der Bilanz von 40 Cent je kg. Bei einem Schlachtkörpergewicht von zuletzt 96 kg je Schwein und einem Schlachterlös von 125 Euro, machen die Mäster rund 36 Euro Miese pro Schwein.
Ein Durchschnittsbetrieb hält nach Daten der letzten Viehzählung vom Mai etwa 675 Mastschweine. Das heißt: Würden die Schweine verkauft, summiert sich der Verlust auf 24.300 Euro. Bei einem Umtrieb von 2,8 je Mastplatz, wären wir schon bei gut 68.000 Euro Verlust – wenn der Preis so niedrig bliebe. Fakt ist jedoch: Auch in den übrigen Monaten des Jahres lagen die Preise deutlich unter der kritischen Marke von 1,70 Euro und es blieb nichts bei den Mästern hängen.
Krise bei den Ferkelerzeugern ist dramatisch

Noch dramatischer ist die Situation bei den Ferkelerzeugern. Dort liegt der Preis derzeit bei 31 Euro für ein 25-kg-Ferkel. Um sämtliche Kosten zu decken, werden aber etwas mehr als 60 Euro je Ferkel gebraucht – zeigt eine ausführliche Beispielkalkulation der Landesanstalt in Thüringen. Wahrscheinlich sind die Kosten sogar noch etwas höher, wegen der exorbitanten Futterpreise und der stark gestiegenen übrigen Kosten.
Das heiß aber auch: Pro Ferkel werden derzeit nur die Hälfte der Kosten gedeckt. Und von höheren Preisen ist man weit entfernt. Reine Ferkelaufzuchtbetriebe gibt es nach den Daten der letzten Viehzählung noch rund 7.500 – die durchschnittlich knapp 1000 Ferkel bis zum Weiterverkauf halten. Würden diese 1000 Ferkel verkauft, ergibt sich ein Verlust von 30.000 Euro.
Bei einem Umtrieb von etwa 6,5 je Haltungsplatz, das wären rund 50 Haltungstage bis zum Weiterverkauf, kommt man auf eine durchschnittliche Produktion von 6.500 Ferkeln je Betrieb. Das würde bedeuten, dass ein durchschnittlicher Ferkelaufzuchtbetrieb, bei den derzeitigen Preisen, 195.000 Euro Verlust im Jahr machen würde.
Auch in den übrigen Monaten dieses Jahres lagen die Ferkelpreise unter 60 Euro – lediglich im Mai haben die Kurse kurz an der 60-Euro-Marke gekratzt. Seitdem haben sich die Ferkelpreise mit den abstürzenden Schweinepreise aber wieder halbiert. Dabei gehören die Ferkelerzeuger ohnehin zu den Betriebszweigen, die mit am stärksten unter poltischen und ökonomischen Druck stehen.
Höfesterben ist vorprogrammiert

Ein guter Indikator für die geradezu permanente Krise in der Schweinhaltung ist die Zahl der Betriebsaufgaben. Während von den Schweinehaltern (insgesamt) in den letzten 10 Jahren knapp 12.000 Betriebe oder etwa 30 Prozent aus der Produktion ausgeschieden sind, haben bei den Zuchtschweinehaltern bzw. Ferkelerzeugern im gleichen Zeitraum 8.400 Betriebe also deutlich mehr als die Hälfte das Handtuch geworfen.
Diese Differenz, lässt zumindest erkennen, dass die ökonomischen Bedingungen für die Schweinezücher hierzulande offenbar noch schlechter sind als für die Mäster. Das Resultat dieser Politik ist: Die Ferkel-Produktion wandert schon seit Jahren ins benachbarte Ausland nach den Niederlanden oder Dänemark ab – oder anders gesagt: Immmer mehr deutsche Schweinemäster müssen ihre Ferkel im Ausland kaufen, um überhaupt noch produzieren zu können.
Die nun schon seit Monaten anhaltende schwere Preiskrise am Schweine- und Ferkelmarkt, dürfte das allseits beklagte Höfesterben erneut beschleunigen. Denn neben den sehr schlechten Preisen müssen die Schweinehalter sich noch mit einem anderen Problem herumschlagen – nämlich mit den explodierenden Produktionskosten.
Das heißt: Die Schere zwischen den Erlösen aus der Schweinehaltung und den Produktionskosten geht steil auseinander und sorgt bei den Schweinehaltern für leere Kassen.
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