
Gerade in Zeiten von ASP und den Forderungen nach hoher Biosicherheit für die Schweinebestände - insbesondere auch für Freilandschweine, scheinen einige der ursprünglichen Vorteile des Schweinemobils zumindest risikobehaftet und fragwürdig.
Allerdings hat es auch vor ASP schon nicht nur Freunde der mobilen Schweinehaltung gegeben – und das sowohl unter Landwirten als auch unter den für die Biosicherhit zuständigen Behörden. Der Pionier der mobilen Schweine ist der junge Biolandbauer Peer Sachteleben aus Osnabrück. Sein rund 34 Hektar großer Betrieb hat es sogar schon bis ins ZDF oder in den NDR geschafft und ist mehrfach ausgezeichnet worden.
Die Idee hinter dem Schweinemobil hört sich einfach an – ist es aber nicht unbedingt, wie die Schwierigkeiten bei der Umsetzung zeigen: Jungbauer Sachteleben will mit seinem Konzept die Vorteile der Freilandhaltung und der Stallhaltung verbinden.
Doch Schwierigkeiten fangen bereits bei der Genehmigung an. Wegen der Gefahr, die von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) ausgeht, müssen zahlreiche Auflagen des Veterinäramtes erfüllt werden.
Hinzu kommt: Das örtliche Veterinäramt verbietet die Freilandhaltung von Schweinen in der Region komplett. Zu groß ist die Gefahr, dass sich die im Freiland gehaltenen Tiere mit der ASP infizieren könnten.
Mobilstall umsetzen alle zwei bis der Wochen

Doch der Jungbauer hat alle Probleme gelöst. Er baute einen vollwertigen Stall mit Auslaufmöglichkeit, den er jederzeit umsetzen konnte, sagt Sachteleben gegenüber dem landwirtschaftlichen Wochenblatt Land und Forst . Auf diese Weisen konnte er Eigenschaften der Stall- und der Freilandhaltung miteinander verbinden, und das Veterinäramt hat am Ende zugestimmt.
Allerdings benötigte er für mobilen Ställe außerdem auch noch eine Baugenehmigung und ein Immissionsschutz-Gutachten. Für seine 34 Hektar wurden ihm am Ende 25 Mobilställe bewilligt. Er will aber maximal 14 Ställe bauen, sagt der Landwirt selbst.
Gemistet werden muss, je nach Wetter und Gruppengröße, ungefähr alle zwei bis drei Wochen. Das schmutzige Stroh schiebt Peer Sachteleben dann einfach durch eine Klappe an der Längsseite des Mobilstalls nach draußen. Alle drei bis sechs Wochen, je nach Wetterlage, setzt er die Mobilställe für die Schweine auf eine neue Fläche um und zäunt die einzelnen Parzellen für die Gruppen ein.
Vorteile von Freiland und Stall verbinden
Der Biobauer ist überzeugt: Die mobile Auslaufhaltung verbindet die Vorteile der Freiland- und Stallhaltung miteinander. Die Stallhaltung bietet den Tieren einen warmen Ort, an den sie sich zurückziehen können. So sind sie vor äußeren Einflüssen wie Wind, Regen und zu viel Sonne geschützt.
Im mobilen Schweinestall können die Schweine sich jederzeit mit Wasser und Futter versorgen. Den Rückzugsort bietet der mobile Stall direkt auf dem Acker. Die Tiere haben die Wahl, ob sie sich draußen auf der Auslauffläche aufhalten, sich suhlen oder graben möchten, oder ob sie sich zurückziehen wollen.
In den mobilen Ställen werfen die Sauen auch ihre Ferkel und säugen sie 8 Wochen lang. Die Muttermilch verleiht den Ferkeln Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und fördert die Stärkung des natürlichen Immunsystems. Nach dem Absetzen bleiben die Jungschweine bis zum Schlachten im Familienbund zusammen in dem mobilen Stall.
Vermarktung: Hofläden und Wochenmarkt
Sollte es dennoch einmal zu einer Erkrankungsgefahr von außen kommen, wie z.B. durch die afrikanische Schweinepest, haben auch die mobilen Ställe genau wie ein klassischer fester Stall die Möglichkeit, die Tür zu verschließen.
Seit Ende 2017 setzt Sachteleben sein Konzept um. Vorher waren die Flächen des elterlichen Betriebes jahrelang verpachtet. „Ich kannte die typische Freilandhaltung aus meiner Ausbildung und halte sie nicht für zukunftsfähig", sagt Sachteleben, der in Kassel Ökologische Landwirtschaft studiert hat gegenüber dem landwirtschaftlichen Wochenblatt land und Forst.
Mittels Traktor lässt sich der mobile Schweinestall beliebig auf verschiedene Weiden versetzen – ein Wohnwagen für glückliche Schweine sozusagen: Die Bunten Bentheimer stammen aus eigener Züchtung – die außerdem auch dem Arterhalt einer vom Aussterben bedrohten Rasse dienen. Damit er nicht kastrieren muss, lässt Peer Sachteleben die männlichen Tiere bereits mit rund 80 Kilogramm Lebendgewicht schlachten.
Die anderen folgen in den darauffolgenden Wochen. „Im Moment ist es durchschnittlich ein Tier pro Woche“, sagt Sachteleben, der das Fleisch neuerdings auch auf dem Osnabrücker Wochenmarkt anbietet. Das übrige Fleisch vermarktet er als zertifizierter Bioland-Bauer über den eigenen Hofladen und beliefert drei weitere Hofläden in der Umgebung.
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