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Mitarbeiterführung

So halten Sie gute Mitarbeiter im Betrieb

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am Donnerstag, 05.12.2019 - 12:25 (Jetzt kommentieren)

Gute Angestellte wollen in erfolgreichen Unternehmen arbeiten. Dabei ist ein intaktes
Betriebsklima mindestens so wichtig wie ein fairer Lohn, sagt Betriebsberater Andreas Lieke von der LBB Göttingen im Interview mit agrarheute.

Andreas Lieke

Industrie und Handel beklagen einen Fachkräftemangel. Wie ist die Lage in der Landwirtschaft?

Man kann schon sagen, dass es in der Landwirtschaft einen Fachkräftemangel gibt. Den spüren nicht alle Betriebe akut, denn in der Regel sind die Arbeitsverhältnisse sehr langfristig.

Aber wenn eine Stelle neu besetzt werden muss, merkt man: Es ist schwieriger geworden. Anders als vor fünf oder zehn Jahren sind nicht immer für alle Aufgaben genug Bewerber verfügbar. Da müssen die Betriebe schon mal Abstriche machen bei der Qualifikation oder Aufgabengebiete umverteilen.

Wie wichtig ist es, den Mitarbeitern Wertschätzung zu vermitteln?

Das ist absolut entscheidend. Und damit meine ich nicht nur Wertschätzung gegenüber den Spitzenkräften, sondern für alle Mitarbeiter. Regelmäßiges Feedback ist sehr wichtig. Das müssen keine formalen Personalgespräche sein. Die werden häufig als zu steif empfunden. Aber sich einfach ein paar Minuten Zeit nehmen, um am Feldrand oder im Stall zu plaudern und dabei Lob und Tadel zu vermitteln, das hilft. Schweigen passt nicht mehr in die Zeit, gerade im Umgang mit jungen Kollegen. Falls man ausländische Kräfte beschäftigt, schadet es auch nicht, ein paar Begriffe wie „gut gemacht“ oder „danke“ in ihrer Landessprache zu lernen.

Welche Rolle spielt das Gehalt?

Geld spielt natürlich eine Rolle. Als Mitarbeiter muss ich das Gefühl haben, dass mir mein Chef einen fairen Lohn bezahlt, und zwar pünktlich. Wenn ich einem Schlepperfahrer weniger zahle als die örtliche Spedition ihren Lkw-Fahrern, bin ich nicht mehr bei einem fairen Lohn.

Zahlen Betriebe, die keine Mitarbeiter finden, einfach zu schlecht?

Das kann eine Ursache sein. Als Unternehmer muss ich das durchschnittliche Lohngefüge in der Region im Blick haben und mich daran orientieren. Allerdings warne ich vor zu hohen Gehältern. Sie bergen die Gefahr, eine Söldnertruppe heranzuziehen. Dann sind die Mitarbeiter nur noch wegen des Geldes da.

Welche anderen Kriterien sind entscheidend, um gute Mitarbeiter zu halten?

Verlässlichkeit ist auch hier ein wichtiges Stichwort, nämlich dass beispielsweise zugesagte freie Wochenenden eingehalten werden. Dass nach unvermeidlichen Arbeitsspitzen in ruhigeren Phasen auch mal früher Feierabend gemacht wird.

Grundsätzlich gilt: Die Verbundenheit zur Landwirtschaft ist den Menschen in der Branche unheimlich wichtig. Gute Mitarbeiter freuen sich einfach, wenn ein neuer Stall bessere Leistungen ermöglicht, über einen neuen Schlepper oder auch einfach das gemeinsame Feierabendbier.

Berechenbare Arbeitszeiten scheinen gerade für junge Mitarbeiter immer wichtiger zu werden?

Die Arbeitszeit ist zunehmend ein Thema. Wir kommen in der Landwirtschaft an langen Tagen saisonbedingt nicht ganz vorbei. Wenn ich aber ein freies Wochenende zusage, muss ich das einhalten. In der Tierhaltung sind verlässliche Arbeitszeiten durch Schichtpläne und Arbeitsorganisation machbar.

Ab drei bis fünf Mitarbeitern ist das recht gut steuerbar und bringt sehr viel. Im Marktfruchtbau ist es schwieriger, aber dort stoßen Arbeitsspitzen bei guten Mitarbeitern auf viel Verständnis. Im Gegenteil, in der Ernte oder Herbstbestellung wollen die Mitarbeiter auch voll mitziehen und nicht nach acht Stunden nach Hause geschickt werden.

Wir haben das Interview für das Internet gekürzt. Die ausführliche vollständige Version des Gesprächs mit LBB-Berater Andreas Lieke können Sie im agrarheute-Magazin Dezember 2019 lesen.

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