Wegen der oft sehr kleinen Erntemengen haben auch die deutlich höheren Getreidepreise nicht viel genützt. Es war einfach weniger Ware zum Verkaufen da. Außerdem sind die Preise nicht bei allen Kulturen so kräftig gestiegen wie etwa für Getreide und Kartoffeln. Bei Raps und bei Zuckerrüben bekamen die Ackerbauern trotz kleinerer Ernten weniger Geld.
Hinzu kam, dass die Dürre die erzeugte Menge Raufutter drastisch reduzierte. Deshalb ist eine qualitativ und mengenmäßig ausreichende Futterversorgung der Tierbestände gefährdet. Die Folge sind Futtermangel, kostspieliger Futterzukauf und nicht selten eine Reduzierung der Tierbestände.
Ein Teil des eigentlich zum Verkauf gedachten Futtergetreides blieb deshalb in den Betrieben. Aber nicht nur die Ernte von Getreide, Ölsaaten, Kartoffeln und Rüben war miserabel und reduzierte die Erlöse. Bei den Tierhaltern drückten die rückläufigen Preise für Milch, Schweine und Rinder ebenfalls auf das Betriebsergebnis.
Zugespitzt hat sich die Lage zudem durch die dramatische Kostenexplosion im zweiten Halbjahr 2018. Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes erreichten die Produktionskosten in der deutschen Landwirtschaft im Herbst 2018 den höchsten Stand seit sechs Jahren.
Ackerbau mit hohen Verlusten
Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat nun auf Grundlage der bis zum Herbst vorliegenden Daten eine erste Prognose zur Einkommenssituation in der Landwirtschaft abgegeben. Für die Ermittlung des sogenannten Produktionswertes der Landwirtschaft werden die Ernte- und Produktionsmengen mit den Verkaufspreisen bewertet.
Berücksichtigt werden hier auch der innerbetriebliche Verbrauch von Raufutter, Futtergetreide und Zucht- und Nutzvieh. Deshalb unterscheidet sich insbesondere der Produktionswert von Getreide sehr deutlich von den entsprechenden Verkaufserlösen. Grund ist offenbar der hohe innerbetriebliche Verbrauch als Futtergetreide.
Nach der Berechnung der BLE schrumpft der Produktionswert bei den wichtigsten Ackerbaukulturen Getreide, Ölsaaten und Zuckerrüben wegen der erheblich kleineren Ernten zwischen gut 10 Prozent und knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Produktionswert von Futter bricht mengenbedingt ebenfalls um etwa 30 Prozent ein.
Andere pflanzliche Kulturen und Produktionszweige stehen besser da. So steigt der Produktionswert von Obst um 21 Prozent, bei Gemüse wird ein Plus von 9 Prozent erwirtschaftet und bei Wein bleibt der Wert der Erzeugung stabil. Insgesamt ergibt sich per Saldo deshalb lediglich ein Minus für die gesamte pflanzliche Erzeugung von knapp 13 Prozent.
Tierproduktion auf Vorjahresniveau
Für Rinder errechnete die BLE immerhin ein Produktionsplus von knapp 11 Prozent. Grund sind wohl die aus Futtermangel zeitweise höheren Schlachtzahlen an weiblichen Tieren. Den stärksten Zuwachs in der tierischen Erzeugung ermittelte die BLE mit knapp 20 Prozent beim Produktionswert von Geflügel.
Außerdem geht man bei Schweinen trotz niedrigerer Preise von einem leichten Plus des Produktionswertes aus. Offenbar wird eine etwas größere Erzeugung unterstellt. Etwa 6 Prozent niedriger als im vorigen Jahr ist wegen der schlechteren Preise der Produktionswert von Milch. Dennoch ist die Milchproduktion weit vor der Schweinemast und der Getreideproduktion bezüglich der Wertschöpfung der weitaus größte Produktionszweig der deutschen Landwirtschaft.
Ein Minus von 10 Prozent wurde bei Geflügel ermittelt. Insgesamt bleibt der Wert der tierischen Erzeugung damit im Vergleich zum vorigen Jahr nahezu unverändert und ist zudem erheblich höher als in den beiden Jahren zuvor, als die Milchkrise zu Buche schlug. Der Produktionswert der gesamten landwirtschaftlichen Erzeugung schrumpft jedoch um gut 5 Prozent.
Das ist deutlich weniger, als vor dem Hintergrund des drastischen Einbruchs im Ackerbau und der niedrigeren Preise in der tierischen Erzeugung zu erwarten war. Mit gut 53,2 Mrd. Euro wäre der landwirtschaftliche Produktionswert damit höher als in den wegen der damaligen Milchkrise sehr schwachen Jahren 2015 und 2016.
Betriebseinkommen brechen um 30 Prozent ein
Etwas überraschend hat die BLE die Vorleistungen (Kosten) der Landwirtschaft für das Kalenderjahr 2018 mit 36,5 Mrd. ähnlich hoch angesetzt wie im Jahr zuvor. Das würde bedeuten, dass die Kosten für die landwirtliche Produktion im Jahresvergleich kaum gestiegen sind. Die letzten Daten des Statistischen Bundesamtes sprechen jedoch eine andere Sprache.
Danach waren die von Destatis veröffentlichten Betriebsmittelpreise im Oktober rund 7 Prozent höher als im Jahr zuvor. Energie hatte sich um 12 verteuert, die Treibstoffpreise waren um 19 Prozent gestiegen und Einzelfuttermittel waren 25 Prozent teurer. Auch andere wichtige Kosten wie Bauten, Fahrzeuge und Maschinen waren höher als im Jahr zuvor.
Diese Daten schlagen sich offenbar erst in geringerem Umfang in den vorläufigen Berechnungen der Vorleistungen nieder. Auf der anderen Seite sind die Einnahmen (Produktionswert) der landwirtschaftlichen Betriebe um 5,1 Prozent auf 43,3 Mrd. Euro gefallen. Abzüglich der Vorleistungen ergibt sich eine Bruttowertschöpfung von 17,8 Mrd. Euro. Das wäre ein kräftiger Rückgang zum Vorjahr von etwa 16 Prozent.
Unter Berücksichtigung der Abschreibungen errechnet sich damit eine Nettowertschöpfung (Betriebseinkommen) von etwa 8,3 Mrd. Euro. Zum Vorjahr wäre dies ein sehr kräftiger Einbruch von 27 Prozent. Dennoch wäre die Nettowertschöpfung 2018 noch immer höher als in den Jahren der Milchkrise 2015 und 2016.
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