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Landwirtschaft und Solarenergie

Solarparks auf Ackerland: Auch in den USA ein Riesenproblem

solarfarm
am Donnerstag, 08.04.2021 - 09:30 (11 Kommentare)

Auch in den USA schießen die Solarparks wie Pilze aus dem Boden. Und sie stehen immer häufiger auf fruchtbarem Ackerland.

Solarparks

Damit stehen die Farmer in den USA vor einem ähnlichen Dilemma wie die Bauern in Deutschland. Nämlich: Angesichts unsicherer ökonomischer Verhältnisse und schrumpfender Einkommen bietet die Verpachtung von Ackerland an Energieunternehmen so hohe Einnahmemöglichkeiten, wie mit Ackerbau niemals zu erwirtschaften sind.

Das gilt für Deutschland ebenso wie für die USA – wo die auch Solarfarmen genannten Großanlagen zunehmend auf ackerbaulich genutzten Flächen errichtet werden. Und die Angebote der Energieunternehmen sind für die Landwirte mehr als verlockend – denn sie bieten neben sehr hohen Pachtpreisen eine sehr lange Laufzeit. Einfacher und sicherer kann man sein Geld nicht verdienen.

Nicht wenige Farmer installieren auch auf eigene Rechnung oder im Verbund mit Berufskollegen Solaranlagen. Sie versuchen damit zum einen, die eigenen Stromkosten zu senken und zum anderen, den Solarstrom ins Netz einzuspeisen und so Geld zu verdienen.

Dabei ist der Zuwachs der Solarenergie auch aus politischen Gründen groß – und dürfte unter der Biden-Administration noch einen kräftigen Schub erhalten. Wohl auch wegen der hohen Subventionen, die sowohl die Bundesstaaten als auch die US-Regierung in den Ausbau der Solarenergie stecken.

Nach den Daten der US-Landwirtschaftszählung von 2017 stieg die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit Solaranlagen allein zwischen 2012 und 2017 um fast 150 Prozent - von 36.000 auf 90.000 Farmen.

Immer mehr Ackerland wird zu Solarfarmen

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Trotz der finanziellen Verlockungen und der massiven poltischen Unterstützung sind in den USA beileibe nicht alle Farmer und Ökonomen für die massenweise Errichtung von Solarparks. Dennoch ist die Enwicklung offenbar nicht aufzuhalten, wie die hohen Zuwächse zeigen.

Zwei Haupttreiber sind für diese Dynamik mitverantwortlich: Zum einen erhöhen viele US-Bundesstaaten ihre Ziele für erneuerbare Energien, wobei sie die Stromversorger verpflichten, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen einzukaufen – und sie subventionieren diese Entwicklung massiv. Einige Bundestaaten wie Hawaii, Kalifornien und New Jersey haben sich sogar verpflichtet, bis 2045 oder 2050 eine zu 100 % kohlenstofffreie Stromerzeugung zu ermöglichen.

Ein zweiter wesentlicher Grund sind die sinkenden Kosten. Die Investmentbank Lazard stellte im vorigen Jahr fest, dass die Kosten für den Bau von Photovoltaikanlagen seit 2009 um knapp 90 Prozent gesunken sind.

Die stark wachsende Nachfrage zwingt die Solarunternehmen zudem dazu, Standorte zu suchen, die weiter von den Ballungsräumen entfernt sind. Ackerland, insbesondere wenn es sich nur wenige Kilometer von einem vorhandenen Umspannwerk befindet, wird deshalb als ideal angesehen. Es ist normalerweise flach und frei von Bewuchs und somit direkt dem Sonnenlicht ausgesetzt.

Außerdem finden viele Farmer die Möglichkeit eines garantierten zusätzlichen Einkommens sehr gut, um die großen Schwankungen auszugleichen, denen die Agrarpreise ausgesetzt sind.

Doch es gibt auch Probleme: Nicht selten sind die Nachbarn der Solar-Bauern nämlich nicht mit der Errichtung großer Anlagen einverstanden. Das zeigen zahlreiche Klagen, die in verschiedenen Bundesstaaten von Landwirten gegen die Errichtung von Solarparks geführt werden. Der Grund: Viele große Grundstücke werden für 20 bis 30 Jahre der Bewirtschaftung entzogen, was die Pachtpreise für die verbliebenen Flächen deutlich erhöht und auch noch andere Folgen hat.

Sehr hohe Pachtpreise geben den Ausschlag

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Der Agrarökonom Ron Heiniger von der North Carolina State University hat sich schon vor einiger Zeit mit dem Für und Wider der Solarfarmen befasst. Er kommt zu dem Schluss: In der Summe sind Solarfarmen „keine gute Nutzung von Ackerland“. Dabei hat Heiniger die Entwicklung der Solarparks beobachtet und damit verbundene Probleme untersucht. Dazu gehört die schwierige Bekämpfung von Unkräutern und vor allem von holzigen Sträuchern unter den Paneelen.

Der Ökonom nennt drei Möglichkeiten, wie Solarparks mit dieser unerwünschten Vegetation umgehen können: Herbizide, Mähen oder Bodendecker. Doch alle Verfahren sind unter den errichteten Solarpanels schwierig und aufwendig. Der Boden kann auch verdichtet und mit Unkrautschutzgewebe und Kies bedeckt werden. „Nach einigen Jahrzehnten dieser Behandlung könnte der Boden für die Landwirtschaft jedoch tot sein“, befürchtet der Energiespezialist und Journalist Chuck Ross.

Wichtiger für die meisten Farmer ist allerdings die ökonomische Seite. Heiniger hat beobachtet: „Der Verlust knapper Ressourcen wie Ackerland hat für die übrigen Farmer Folgen. Die Pachtpreise steigen meist schnell, wenn immer mehr Solarunternehmen um die verfügbaren landwirtschaftliche Flächen konkurrieren.“ Derzeit pachten sie die Flächen zu Preisen zwischen 400 und 2.000 US-Dollar pro Acres – das sind zwischen 1.000 und 5.000 USD je Hektar.

Landwirte können es sich nicht leisten, solch hohe Pachtpreise für die Bewirtschaftung des Landes zu zahlen. Das heißt auch: Die Landwirtschaft wird aus den Regionen, mit rasch wachsenden Solarparks verdrängt. Darauf weist auch Chuck Ross in einem Bericht über die Entstehung von Solarparks im Nordosten der USA hin. Er sagt: Nicht wenige Farmer betrachten die Paneelen in den Solarparks deshalb „als invasive Spezies“.

Folgen für den ländlichen Raum – und Rückbauprobleme

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Agrarökonom Heiniger weist noch auf einen weiteren Aspekt hin: Die Verdrängung der Landbewirtschaftung durch große Solarfarmen führt mittelfristig zur Abwanderung der ländlichen Industrie. Gemeint sind kleinere Saatgut-, Düngemittel- und Chemiehändler sowie Maschinenverkäufer und andere ländliche Gewerke, die für die Landwirte arbeiten. Davon sind dann auch die Steuereinnahmen der Gemeinden betroffen.

Ökonom Heiniger geht davon aus, dass sich die Agrarmärkte an die veränderte Situation anpassen werden, indem Ackerbau und Viehhaltung in andere Gebiete mit niedrigeren Pachtpreisen abwandern. Heiniger ist sicher: Im Laufe der 20-Jahres-Pachtverträge wird sich die Landwirtschaft so verändern, dass die Farmer es sich gar nicht mehr leisten können, das Land wieder in Bewirtschaftung zu nehmen, selbst wenn es wieder verfügbar würde.

Hinzu kommt noch ein anderes Problem: Derzeit müssen die meisten Solarbetreiber keinen Stilllegungsplan vorlegen oder die Stilllegungskosten übernehmen (das ist ähnlich wie wie bei Windrädern). Tatsache ist jedoch, dass die Paneele aufgrund der Verwendung von Metallen wie Cadmium als Giftmüll gelten und eine Entsorgung extrem teuer und schwierig wird. Dann wird es für den Landwirt schwer, wenn nicht unmöglich, den ursprünglichen Zustand seiner Flächen wiederherzustellen.

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