Der Verband der Landwirtschaftskammern (VLK) hat die ersten Unternehmensergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2019/20 ausgewertet. Die Bilanz ist ausgesprochen durchwachsen. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob die landwirtschaftlichen Betriebe voriges Jahr steigende Gewinne verzeichnet hätten.
Doch das Bild wird durch – den inzwischen zusammengebrochenen – Boom der Schweinefleischausfuhren nach China völlig verzerrt. Kurzfristig haben die Schweinehalter 2019/20 gutes Geld verdient. Jetzt stecken sie mitten in einer dramatischen Krise. Und die übrigen Betriebe haben bereits 2019/20 in vielen Fällen keine nachhaltig tragfähigen Ergebnisse erwirtschaftet.
Bei einem Drittel der Unternehmen in der Auswertung betrug der Gewinn unter 30.000 Euro. Etwa ein Zehntel, davon der Großteil Milchviehhalter, lag sogar in der Verlustzone.
Die Trockenheit war der begrenzende Wachstumsfaktor

Die VLK-Auswertung stützt sich auf die ersten Buchführungsergebnisse aus dem Testbetriebsnetz des Bundeslandwirtschaftsministeriums. In die Auswertung einbezogen wurden nur Haupterwerbsbetriebe in Ländern mit Landwirtschaftskammern, insgesamt knapp 2.300 konventionelle und – getrennt ausgewertet – 77 ökologische Betriebe.
Im Durchschnitt entwickelten sich die Unternehmensergebnisse 2019/20 im Vergleich zum Vorjahr in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz deutlich positiv. Nur im Saarland gingen die Unternehmensergebnisse erneut zurück.
Allein der damalige Export-Boom bei Schweinefleisch machte die Stabilisierung der Wirtschaftsergebnisse möglich, so der VLK. Durch die auch im Sommer 2019 herrschende Trockenheit wurden erneut unterdurchschnittliche Ernten eingefahren. In Verbindung mit rückläufigen Preisen auf dem Getreidesektor sowie für Milch und Rindfleisch sanken die Unternehmensergebnisse der Ackerbau- und Futterbaubetriebe im Vergleich zum Vorjahr.
Ackerbauern verzeichnen überwiegend Einbußen
Nach den jetzt vorliegenden Auswertungen gaben die Unternehmensergebnisse im Ackerbau 2019/20 überwiegend nach. Die Negativspanne reichte von minus 1 Prozent in Rheinland-Pfalz bis zu minus 19 Prozent im Saarland. Damit erzielten die Ackerbauern im Saarland einen Gewinn von nur 47.000 Euro, während die Kollegen in Niedersachsen aufgrund ihrer strukturellen Vorteile 77.000 Euro erwirtschafteten.
Gegen den Trend steuerten Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen. Der Anstieg reicht nach Einschätzung des VLK aber nicht aus, um Betriebe nachhaltig sichern zu können.
Per Saldo ergibt sich im Ackerbau eine Faktorvergütung für Arbeit, Boden und Kapital zwischen 58 und 95 Prozent.
Futterbaubetriebe mit Umsatzrückgängen und hohen Futterkosten
Gesunkene Milchpreise und geringe Erlöse aus der Altkuh- und Rindfleischvermarktung, sowie hohe Futterkosten belasteten die Wirtschaftlichkeit der Futterbaubetriebe. So gaben die Unternehmensergebnisse 2019/20 gegenüber dem Vorjahr nach. Die Spanne reicht von 1 Prozent im Saarland bis zu 8 Prozent in Nordrhein-Westfalen.
Erreicht wurden Gewinne zwischen 47.000 Euro in Nordrhein-Westfalen und 66.000 Euro im Saarland. Die damit verbundene Nettorentabilität der Betriebe lag, wie schon im Vorjahr, weit unter dem Soll.
Sonderkonjunktur durch die ASP in China
Gute Exportmöglichkeiten für Schweinefleisch führten im Wirtschaftsjahr 2019/20 zu höheren Preisen und hohen Betriebsergebnissen für Schweinehalter. Aktuell hat sich die Lage umgekehrt, denn seit dem Auftreten der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen in Brandenburg sind wichtige Exportmärkte weggebrochen und die Preise auf einem Rekordtief.
Durch den Ausbruch der Corona-Pandemie müssen zudem immer wieder Schlachtstätten vorrübergehend geschlossen werden. Die aktuelle Situation für Schweinehalter ist hochgradig angespannt.
Im zurückliegenden Wirtschaftsjahr sah das noch anders aus: Nach einer großen Durststrecke hatte sich das Blatt für die Schweinehalter 2019/20 endlich gewendet. Sie konnten ihre Gewinne mehr als verdoppeln. In den Zentren der Schweinehaltung wurden Unternehmensergebnisse von 110.000 Euro in Nordrhein-Westfalen und 114.000 Euro in Niedersachsen erreicht. Erwartungsgemäß legten auch die Werte der Nettorentabilität in kaum gekanntem Umfang zu. In Nordrhein-Westfalen wurden 142 Prozent und in Niedersachsen 127 Prozent erzielt.
Ökolandbau rangiert gleichauf
Die Ökobetriebe konnten ihren Gewinn 2019/20 im Schnitt aller Länder mit einer Landwirtschaftskammer um 7 Prozent verbessern. Der Gewinn in Höhe von 59.000 Euro hat aber nicht das Niveau der konventionell wirtschaftenden Höfe erreicht. Durch ihre besondere Betriebsstruktur erreichten sie aber eine höhere Faktorentlohnung, nämlich 89 Prozent. Spezialisierte Marktfruchtbetriebe mussten einen deutlichen Rückgang des Betriebsergebnisses hinnehmen. Zulegen konnten die Ökobetriebe demgegenüber im Milchbereich.
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