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Sachsen

Streit in Insolvenz: Pacht nicht gezahlt, aber Kühe auf der Weide

Braunvieh auf der Weide
am Dienstag, 04.04.2023 - 11:58 (Jetzt kommentieren)

Im Osterzgebirge ist ein Streit zwischen vier Verpächtern und einem insolventen Landwirtschaftsbetrieb entfacht. Obwohl der Betrieb schon länger keine Pacht mehr zahlt, sind die Rinder noch auf den Flächen. Beide Parteien haben bei der Polizei Anzeige erstattet.

Schon im letzten Jahr haben die vier Verpächter auf die Pachtzahlungen für ihre Flächen in einem Ortsteil der sächsischen Kreisstadt Dippoldiswalde vergebens gewartet. Sie befürchten, dass es auch in diesem Jahr nach Kündigung der Pachtverträge so weiter geht. Dabei stehen die 42 Rinder noch immer auf der Weide der Verpächter und der verpachtete Acker verunkrautet zusehends. Über den nicht enden wollenden Streit berichtet die Sächsische Zeitung (SZ).

Verpächter wollen „Pachtnomaden“ loswerden

Gegen die „Pachtnomaden“ – so die Bezeichnung der Flächeneigentümer für die Pächter – ermittle die Polizei bereits. Laut SZ habe der Landwirtschaftsbetrieb im September 2022 Insolvenz beantragt. Die Kündigung der Pachtverträge durch die Verpächter sei im letzten Jahr erfolgt und mittlerweile rechtskräftig.

Es handle sich insgesamt um 15 Hektar, die nun nicht neu verpachtet werden können. Neben der Weide gehörten auch Ackerflächen dazu, auf denen das Unkraut entfernt werden müsse. Es müssten darüber hinaus Folien, alte Silagefutterballen und sonstiges Material entfernt werden.

Verhärtete Fronten

Wie die SZ berichtet, laufe die Anzeige der Verpächter bei der Polizei Dippoldiswalde als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Schon mehrfach hätten es die Tiere geschafft, von der Weide zu gelangen und durch das Dorf zu laufen. Im Winter habe es für die Rinder außerdem keinen Unterstand gegeben. Das Veterinäramt sei aber nach fünf Besichtigungen vor Ort zu dem Entschluss gekommen, dass die Tiere nicht vernachlässigt worden seien.

Doch nicht nur die Verpächter hätten sich nach SZ-Informationen an die Polizei gewandt, sondern auch der Insolvenzverwalter des Landwirtschaftsbetriebs. Dieser ist nämlich – im Gegensatz zu den Verpächtern – nicht der Ansicht, dass der Zaun nicht stabil genug sei. Stattdessen seien die Drähte absichtlich durchgeschnitten worden. Zuvor seien auch Eisenpfähle an den Zaun gelehnt worden, um die Stromzufuhr zu unterbrechen.

Als ein Traktorfahrer, der vom Insolvenzverwalter mit der Versorgung der Tiere beauftragt wurde, von zwei der Verpächter eingekesselt worden sein soll, habe sich auch der Verwalter bei der Polizei gemeldet. Er habe gegen die beiden Verpächter Anzeige wegen Nötigung erstattet.

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