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Landwirtschaftszählung 2020

Tierhalter sind Verlierer der Agrarkrise – Biobauern die Gewinner

Zwei Männer in einem Kuhstall
am Montag, 25.01.2021 - 09:48 (3 Kommentare)

Die Landwirtschaftszählung zeigt: Die Zahl der Tierhalter nimmt in Deutschland dramatisch ab. Die Zahl der Biobauern nimmt zu.

milchbauern und schweinehalter.

Ein Grund für die stark abnehmende Anzahl der Tierhalter in Deutschland dürften die immer höheren Auflagen und die schrumpfenden Einkommen aus der Tierhaltung sein. Negativ wirken auch die anhaltenden gesellschaftlichen Diskussionen über Tierhaltung und Klimaschutz sowie über den Verzehr von Fleisch. Die Folge des immer stärkeren ökonomischen und gesellschaftlichen Drucks auf die Tierhalter sind jedenfalls eindeutig.

Das Statistische Bundesamt (Destatis) stellt dazu im Rahmen der aktuellen Landwirtschaftszählung fest: „Bei den tierhaltenden Betrieben ist ein Trend zu immer größeren Betrieben erkennbar. Zwar sinken auch die Tierbestände, jedoch wird diese Entwicklung durch den noch stärkeren Rückgang der Zahl der tierhaltenden Betriebe begleitet. Als Folge nimmt der durchschnittliche Tierbestand je Betrieb zu.“

Landwirtschaftszählung: immer mehr Tiere in immer weniger Betrieben

Grafik zur Anzahl der Schweinehalter in Deutschland laut Destatis

Die stärkere Konzentration der Produktion zeigt sich sehr deutlich in der Schweinehaltung: Zum einen hat sich die Zahl der Betriebe mit Schweinehaltung im letzten Jahrzehnt nahezu halbiert (-47 %). Zum anderen nahm im gleichen Zeitraum der Schweinebestand gerade einmal um 4 Prozent ab.

Während also 2010 jeder Betrieb im Schnitt rund 459 Schweine hielt, waren es 2020 bereits 827 Schweine – also beinahe doppelt so viele. Auch die Spezialisierung der verbleibenden Betriebe mit Tierhaltung nimmt zu, stellt Destatis fest. Das gilt vor allem in den Betrieben mit Schweinehaltung – aber auch bei den Geflügelbetrieben.

Im Jahr 2020 befanden sich in den rund 10.000 Betrieben, die ausschließlich Geflügel hielten, 70 Prozent des gesamten Geflügelbestandes. Ähnlich ist es in der Schweinehaltung: In den 14.200 Betrieben, die ausschließlich Schweine halten, wurden 72 Prozent des gesamten Schweinebestandes gehalten.

Noch 10 Prozent der Rinder in Anbindehaltung

Rückgang der Milchkuhhalter von 2011 bis 2020 auf 57.000 Milchviehhalter

Bei den Rindern wurde die Laufstallhaltung in den letzten 10 Jahren weiter ausgebaut. Ihr Anteil an allen Haltungsplätzen erhöhte sich im letzten Jahrzehnt von 75 Prozent auf 83 Prozent – also um 8 Prozentpunkte.

Nur noch 10 Prozent aller Rinder befanden sich 2020 in Ställen mit Anbindehaltung. Gut die Hälfte (52 Prozent) der Betriebe mit Anbindehaltung arbeiten allerdings in einer Kombination mit Weidehaltung.

In der Schweinehaltung stieg dagegen der Anteil der Ställe mit Vollspaltenboden. Wurden 2010 rund zwei Drittel (67 Prozent) aller Schweine auf Vollspaltenboden gehalten, waren es 2020  bereits 79 Prozent. Andere Haltungsverfahren, wie beispielsweise Haltungsplätze mit Tiefstreu, waren mit nur 4 Prozent kaum verbreitet.

In der Legehennenhaltung stiegen die Haltungskapazitäten sowohl in der Freilandhaltung als auch in der Bodenhaltung an. Letztere Haltungsform dominiert die Geflügelhaltung, mit einem Anteil von 65 Prozent im Jahr 2020. Auf die Käfighaltung entfallen noch 4 Prozent aller Plätze.

Mehr Ökobauern – Anteil jetzt bei 10 Prozent

Größe ökologisch bewirtschafteter Flächen in Deutschland in Hektar von 1996 bis 2019

Der Anteil der ökologisch wirtschaftenden Betrieb wächst weiter – nicht zuletzt wegen der umfangreichen staatlichen Förderung, die in der Summe deutlich höher ist als für konventionelle Betriebe. Im Jahr 2020 wirtschafteten knapp 26.400 Betriebe nach den Regeln des ökologischen Landbaus, das sind 10 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe.

Gegenüber 2010 nahm die Zahl der Ökobetriebe damit um rund 9.900 (+60 %) zu. Auch die die ökologisch bewirtschaftete Fläche hat deutlich zugenommen, und zwar um 69 Prozent auf 1,6 Millionen Hektar im Jahr 2020. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche ist damit von 5,6 Prozent auf 9,6 Prozent gestiegen.

Auch die Tierhaltung nach ökologischen Kriterien nahm weiter zu, auch wenn ihr Anteil an der Gesamtproduktion – insbesondere bei Schweinen – weiterhin sehr klein ist. Die Zahl der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung ist nach den Daten von Destatis in den letzten zehn Jahren um 43 Prozent auf rund 17.500 gestiegen. Das sind jetzt etwa 10 Prozent aller tierhaltenden Betriebe.

Bei Rindern werden immerhin 8 Prozent des gesamten Rinderbestandes in Deutschland nach ökologischen Kriterien gehalten, bei Schweinen kommt die ökologische Haltung aber nicht einmal auf 1 Prozent des Bestandes und der Produktion.

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