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Rindfleischmarkt und Coronakrise

USA: Hamsterkäufe bei Rindfleisch – Justiz ermittelt

Corona stört den globalen Rindfleischhandel.
am Montag, 18.05.2020 - 12:34 (1 Kommentar)

In den USA gehen die Rindfleischpreise durch die Decke – im Einzelhandel. Weil die Farmer davon aber kaum profitiert haben, wurde das US-Justizministerium eingeschaltet. Die Verbraucher versuchen indessen Rindfleisch zu hamstern. Oft stehen sie jedoch vor leeren Kühlregalen. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet dieses Jahr einen deutlichen Rückgang der Erzeugung und des Verbrauchs von Rindfleisch – und auch von anderen Fleischarten.

Fleisch

Präsident Donald Trump hat jetzt das Justizministerium aufgefordert, zu untersuchen, ob die Fleischindustrie gegen das Kartellrecht verstoßen habe. Grund: Der Preis, den die Schlachthöfe den Landwirten für ihre Tiere zahlten, sei zeitweise kräftig gesunken, während die Fleischpreise im Einzelhandel stark gestiegen sind. "Ich habe das Justizministerium gebeten, sich damit zu befassen“, sagte Trump auf einer Veranstaltung im Weißen Haus, an der auch Landwirtschaftsminister Sonny Perdue teilnahm.

Zuvor hatte Trump eine Verordnung erlassen, in der die Schlachter als „kritische Infrastruktur" bezeichnet werden, die auch während der Coronakrise offen bleiben muss. Dennoch haben die Lieferengpässe der Schlachter dazu geführt, dass vor allem Rindfleisch im Einzelhandel immer knapper wurde.

Einige Einzelhändler wie Wendy's Co haben bereits angekündigt, sich deshalb auf die Vermarktung von Geflügel zu konzentrieren. In einigen Restaurantketten mussten zudem die typischen Hamburger – wegen Rindfleischmangels – bereits von der Speisekarte genommen werden.

Farmer beklagen Dumpingpreise

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Landwirtschaftsminister Perdue hatte in der vorigen Woche mitgeteilt, dass die US-amerikanischen Fleischindustrie in spätesten10 Tagen wieder vollständig "hochgefahren" bzw. in Produktion sein würde.

Bereits Ende April hatte Perdue gesagt, man werde die unterschiedlichen Preise für Rinder und Rindfleisch während des Corona-Ausbruchs untersuchen. In den USA hatten sich immer mehr Farmer beklagt, dass Preise und Gewinne für Fleischverarbeiter wie Tyson, Cargill Inc, JBS und National Beef Packing, während der Pandemie kräftig gestiegen sind, während die Schlachtviehpreise aufgrund der Schließung von Schlachthöfen ebenso drastisch gesunken sind.

"Ich bin froh, dass die Probleme endlich gesehen werden, mit denen sich die Viehwirtschaft herumschlägt", sagte Lee Reichmuth, Vorstand der United States Cattlemen's Association und selbst Viehzüchter.

Verbrauch bricht ein – wegen Knappheit und Preisen

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Der amerikanischen Fleischkonsum wird in diesem Jahr um etwa 4 Prozent oder 10 Pfund pro Person sinken, hatte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) am vorigen Dienstag in einer Bewertung der Auswirkungen der Pandemie auf Ernährung und Landwirtschaft geschätzt. Die Rind-, Schweine- und Geflügelproduktion geht spürbar zurück, "da sich der Sektor auf COVID-19 und erhebliche wirtschaftliche Unsicherheiten einstellt", schrieb das USDA.

"Der Pro-Kopf-Fleischkonsum wird in diesem Jahr auf 217,1 Pfund pro Person sinken, was den anhaltenden Anstieg des Konsums der letzten fünf Jahre beendet", so das USDA. Vor dem Coronavirus prognostizierte das USDA den Fleischkonsum in diesem Jahr auf einen Rekordwert von 227,4 Pfund pro Person. Im Jahr 2019 waren es 224,3 Pfund.

„Die Prognosen für 2020 haben sich in wegen Corona sehr stark geändert und die Produktion für alle Fleischarten wird stark reduziert“, sagte Patrick Westhoff, Leiter des FAPRI-Instituts an der Universität von Missouri. "Ich gehe davon aus, dass diese Prognose bereits die Schließungen und Produktionsdrosselungen in Schlachtereien widerspiegelt“, sagte er weiter.

Einkaufslimits und Hamsterkäufe

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US-Medien meldeten indessen, dass sich in den USA eine zweite Welle von Hamsterkäufen anbahnt – speziell bei Fleisch. Tyson Foods, der größter US-Fleischverarbeiter hatte bereits Ende April vor Engpässen bei der Versorgung gewarnt: „Da Schwein-, Huhn- und Rinderschlachter schließen müssen, werden der Lieferkette Millionen Pfund Fleisch fehlen", hieß es.

"Aus diesem Grund wird es nur ein beschränktes Angebot unserer Produkte in den Supermärkten geben", befürchtete Tyson Foods. Diese Engpässe sind jetzt überall zu spüren, vor allem bei Rindfleisch. So ist einem Fünftel aller Restaurants der US-weit tätigen Fast-Food-Kette Wendy’s das Rindfleisch ausgegangen, berichtet die Nachrichtagentur CNBC. Und anderen Anbietern geht es ganz ähnlich.

Auch die Verbraucher bekommen die knappe Versorgung zu spüren. Wie das „Wall Street Journal“ mitteilte, wurden in einigen Supermärkten bereits Limits bei den Fleischeinkäufen eingeführt. Auch bei überregionalen Handelsketten gibt es mittlerweile Einkaufslimits. Gleichzeitig haben US-Supermärkte in der Woche bis zum 25. April etwa 41 Prozent mehr Fleisch verkauft als im Vorjahr. Die Folge: Kunden stehen mitunter vor leeren Kühltruhen. Und die Preise für Rindfleisch kletterten im Groß- und Einzelhandel auf neue Rekordhochs.

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