
Aus dem wichtigsten Maiserzeugerland Iowa melden die Behörden Schäden auf 1,6 Millionen Hektar. Das ist fast ein Drittel der gesamten Maisfläche in diesem Bundesstaat. Dabei dürften große Teile der Maisernte geschädigt worden sein, sagte Iowas Landwirtschaftsminister Mike Naig am Dienstag.
Erste Meldungen aus den Regionen zeigen, dass auch die Getreidelager der großen Getreidehändler im Umfang von mehreren zehn Millionen Buschel, sowie weitere Millionen Buschel der Lagerbestände auf den Farmen, vom Sturm entweder zerstört oder schwer beschädigt wurden, sagte Naig auf einer Pressekonferenz.
Die Farmer in Iowa erzeugen mit rund 65 Millionen Tonnen, noch deutlich vor den Bundesstaaten Illinois und Nebraska, die größte Menge an Mais in den Vereinigten Staaten und mit knapp 14 Millionen Tonnen, nach Illinois, die zweitgrößte Menge an Sojabohnen.
Schwere Zerstörungen – unklare Lage

Die Zerstörungen an den Lagern und Silos kurz vor der neuen Mais- und Sojaernte könnten dazu führen, dass viele Farmer gezwungen sind, alternative Lager für die neue Ernte zu finden, sagte Naig außerdem. Wie viel von den stark geschädigten Maispflanzen zur Ernte überhaupt noch in der Lage sein wird, einen einigermaßen akzeptablen Ertrag zu bringen, ist noch unklar.
Im vorigen Jahr hatten Überflutungen und Extremwetter in den USA schon einmal zu einer heftigen globalen Preisrallye an den Getreidemärkten geführt.
Außerdem ist noch zu früh, einen Gesamtwert für die Schäden an der neuen Ernte und am gesamten Agrarsektor in Iowa mitzuteilen, sagte Naig weiter. Nach Aussagen von Agronomen ist es für eine Wiederbepflanzung der zerstörten Mais- und Sojaflächen ebenfalls viel zu spät, denn die Ernte beginnt im September oder im Oktober.
"Obwohl wir derzeit nicht in der Lage sind, die Anzahl der verlorenen Hektar zu quantifizieren, hören wir von großen Schäden", sagte auch Keely Coppess, eine Sprecherin des Iowa Department of Agriculture. "Wir sind uns auch der Verluste bei der Lagerung von Getreide im Handel und auf den Farmen bewusst, die sich auf die Lagerkapazität während der Ernte auswirken werden."
Das schlimmste Wetterereignis im Jahr 2020

Der schwere Sturm – vom US-Wetterdienst als Derecho bezeichnet – zog am Montag über den gesamten Mittleren Westen der USA und verursachte schwere Sachschäden in vielen Städten und ländlichen Regionen. Mehr als eine Million US-amerikanische Haushalte und Unternehmen waren am frühen Dienstag zeitweise ohne Strom.
Laut einer Unternehmenssprecherin des Getreidehändlers Archer Daniels Midland (ADM) waren auch die Werke in Cedar Rapids und Des Moines, Iowa, von den Stürmen betroffen und wurden auf Schäden untersucht. Mais ist das wichtigste Produkt in Iowas Agrarwirtschaft. Der Staat produzierte 2019 nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums etwa 19 Prozent des gesamten in den Vereinigten Staaten angebauten Mais und etwa 14 Prozent der Sojabohnen.
In diesem Jahr haben die Farmer in Iowa etwa 5,7 Millionen Hektar mit Mais bestellt. Das waren rund 200.000 Hektar mehr als im vorigen Jahr. Damit wird auf mehr der der Hälfte des gesamten Ackerlandes des Staates Iowa Mais angebaut.
Der Meteorologieprofessor der Northern Illinois University, Victor Gensini, bezeichnete den Sturm als das wohl schlimmste Wetterereignis in den USA im Jahr 2020.
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Sturm verschärft die Agrarkrise

Der Sturm verschärft die Probleme der US-amerikanischen Agrarwirtschaft, die bereits von extremen Wetterbedingungen, dem Handelskrieg zwischen den USA und China und zuletzt durch die COVID-19-Pandemie schwer getroffen war.
Neben den zerstörten Ackerflächen wurden in Dutzenden von Landkreisen und in Iowa auch Viehfarmen beschädigt und zerstört. Iowa ist nämlich nicht nur der größte Mais- sondern auch der größte Schweineproduzent des Landes.
Der Sturm begann am frühen Montag und verursachte ein größeres Ausmaß an Schaden als ein Tornado normalerweise, sagten Meteorologen. Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 160 Meilen je Stunde wurden in Nebraska, Iowa, Wisconsin und Teilen von Illinois gemessen, teilte der National Weather Service mit. Am Montagabend zog der Sturm weiter nach Osten, in Richtung Michigan und Indiana.
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