Boden, Wetter, Politik – Alle diese Einflussgrößen schlagen sich auch in der betrieblichen Ausrichtung und im wirtschaftlichen Erfolg der Betriebe nieder. Natürlich: Vergleiche hinken immer etwas – doch die Daten des Testbetriebsnetzes des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) machen einen groben Vergleich der betrieblichen Ausrichtung, der regionalen Besonderheiten und der mit den jeweiligen Produktionsverfahren erzielten Umsatzlöse möglich.
Wirklich überraschend sind die dabei gemachten Erkenntnisse zwar nicht – dennoch ergibt sich ein ziemlich differenziertes Bild der regionalen betrieblichen Strukturen und der dominierenden Ausrichtung der Betriebe.
Als Vergleichsmaßstab dienen dabei die Umsatzerlöse je Flächeneinheit (Produktivität) :
- aus der Tierproduktion,
- der Pflanzenproduktion
- und dem sonstigen Bereich – wie etwa Dienstleistungen und Lohnarbeit.
Landwirtschaft: Im Nordwesten wird am meisten Geld verdient

Auf den ersten Blick ist das Ranking unter den Regionen und Bundesländern eindeutig – zumindest was die Umsatzerlöse je Hektar betrifft: Deutlich an der Spitze liegen danach die Betriebe in Nordrhein-Westfalen, gefolgt von den Bauern in Niedersachsen. In beiden Regionen dominiert die Schweineproduktion und trägt weit überdurchschnittlich zu den Umsatzerlösen und zum Betriebseinkommen bei – nämlich mit fast 40 bzw. bzw. 30 Prozent.
Die Kehrseite der Medaille: In beiden Bundesländern haben die Bauern auch deutlich höhere Kosten – und um nur eine wichtige Kostenart zu nennen: Die mit Abstand höchsten Pachtpreise unter allen Ländern.
Dennoch: Mit knapp 6.500 Euro und 5400 Euro je Hektar bilden beide Bundesländer die Spitzengruppe bei den Umsatzerlösen – das liegt allerdings auch dran, das die Bauern in beiden Bundesländern auch in anderen Produktionsbereichen ganz vorne mit dabei sind: Das betrifft unter anderen auch den Ackerbau, die Milch und den Gartenbau, aber auch die Dienstleistungen. Also so einseitig – etwa nur aus der Veredlung – ist die führende Position nicht entstanden.
Hinter den beiden Spitzenreitern bildet eine Gruppe von vier Bundesländern das Mittelfeld:
- Rheinland-Pfalz,
- Bayern,
- Baden-Württemberg
- und Schleswig-Holstein – mit Umsatzerlösen zwischen 3500 und 3950 Euro.
Allerdings sind die Produktionsschwerpunkte völlig unterschiedlich: So machen die Bauern in Bayern und Schleswig-Holstein bundesweit die meisten Umsatzerlöse mit Milch, während in Rheinland-Pfalz mehr als ein Drittel der Erlöse aus dem Weinbau kommen.
Deutlich abgeschlagen bei den gesamten Umsatzerlösen liegen die ostdeutschen Betriebe – denn sie halten erheblich weniger Tiere als die Bauern im Westen und diese Erlöse fehlen dann. Im Ackerbau sind die Bauern aus dem Osten jedoch ganz vorne mit dabei – zeigt die Statistik.
Schweine im Nordwesten – Milch im Norden und Süden

Im Bundesmittel tragen die Erlöse aus der Tierproduktion etwa 60 Prozent zu den Gesamterlösen bei – in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind es zwei Drittel und Bayern und Schleswig-Holstein erwirtschaften die Bauern mehr als 60 Prozent ihres Einkommens mit tierischen Erzeugnissen. Bezogen auf Gesamtdeutschland bildet die Milch die größte „tierische Einkommensquelle“ – vor der Schweineproduktion, der Rinderhaltung und der Geflügelwirtschaft.
Vor allem in Nordrhein-Westfalen steuert die Schweinehaltung jedoch mehr als doppelt so viel zum Einkommen der Bauern bei als die Milch. Und in Niedersachsen verdienen die Bauern im Landesmittel noch rund ein Drittel mehr mit Schweinen als mit Milch. In den anderen drei führenden Ländern mit Tierhaltung: Nämlich Bayern, Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg – ist die Milch als Einnahmequelle deutlich vorn.
In Bayern und Schleswig-Holstein ist die Milchproduktion, bezogen auf die Erlöse der Bauern, mehr als doppelt so wichtig wie die Schweinehaltung – völlig anders als in den beiden nordwestdeutschen Ländern. Vergleicht man jedoch die absoluten Zahlen wird klar: Auch bei der Milch liegen NRW und Niedersachsen bei den Umsatzerlösen je Hektar auf einem ähnlichen Niveau wie die beiden anderen großen Milchländer.
Deutlich weniger als im Bundesmittel erwirtschaften die ostdeutschen Bauern mit tierischen Erzeugnissen:
- Nämlich nur zwischen 29 Prozent in Sachsen-Anhalt und 43 Prozent in Brandenburg.
- Mit Abstand stärkster tierischer Produktionszweig im Osten ist die Milch – mit Ausnahme von Brandenburg.
In Brandenburg wird nämlich mit Geflügel und mit Schweinen mehr Geld verdient als mit Milch. Und auch die Rinderhaltung ist in Brandenburg von den Umsatzerlösen ähnlich groß wie die Milcherzeugung. Auch im Bundesvergleich rangieren die Brandenburger Landwirte mit ihren Einnahmen aus der Geflügel- und Eierproduktion – nach Niedersachsen und deutlich vor NRW und Baden-Württemberg – auf Position zwei. Das hat vielleicht nicht jeder erwartet.
Im Ackerbau ist der Osten stark – und der Nordwesten

Vielleicht nicht ganz selbstverständlich: Auch bei den Erlösen aus der pflanzlichen Erzeugung, liegen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen mit an der Spitze. Zwischen beide schiebt sich im Ranking der umsatzstärksten Pflanzenproduzenten jedoch ein ostdeutsches Bundesland auf Platz zwei: Nämlich Mecklenburg-Vorpommern. Das sind auch die drei Bundesländer in denen die Umsatzerlöse, die aus der Pflanzenproduktion kommen – bezogen auf die Fläche – deutlich über dem bundesdeutschen Mittel liegen.
Erwartungsgemäß wichtigste Einnahmequelle der deutschen Ackerbauern ist die Getreideproduktion – mit 44 Prozent der pflanzenbaulichen Erlöse. Dahinter kommen von den Erlösanteilen dann: Kartoffeln, Ölsaaten, Zuckerrüben und Energiepflanzen.
Der Vollständigkeit halber ein Blick auf den Gartenbau: In diesem Produktionszweig erwirtschaften die Landwirte in NRW, Sachsen und Bayern die höchsten Einnahmen.
Immer wichtiger: Einnahmen aus dem Nebenerwerb

Zum Schluss eine Sache, die für Landwirte immer wichtiger wird: Immer häufiger müssen sie nämlich Geld außerhalb der eigentlichen Landwirtschaft verdienen, um ihren Betrieb am Laufen zu halten. Im Bundesmittel liegt der Erlös-Anteil aus Handel, Dienstleistungen und nebenerwerblichen Einnahmen nach den BMEL-Daten bei 440 Euro je Hektar.
Das sind immerhin 11 Prozent der Gesamterlöse bei den erfassten Haupterwerbsbetrieben. Am meisten Geld verdienen die Bauern in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz mit dem solchen „Nebentätigkeiten“ – nämlich 739, 594 und 572 Euro je Hektar. Das ist deutlich mehr als die Landwirte in den anderen Bundesländern.
In Rheinland-Pfalz hat das sicher mit dem sehr hohen Anteil Weinbau zu tun. Deutlich unter dem Bundesmittel liegen die Nebeneinnahmen in den ostdeutschen Ländern – nämlich zwischen 100 (MV) und 160 (BB) Euro je Hektar.
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