Wie fruchtbar ein Boden ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Da spielt der Humusgehalt eine Rolle, die Kationenaustauschkapazität, die Korngrößen etc. Wichtig sind auch Lage und Wasserverfügbarkeit. So ist der Preis für landwirtschaftlichen Boden immer das Ergebnis vieler Faktoren. In Zeiten des Klimawandels, der zunehmenden Trockenheit und veränderten Niederschlägen könnten die Karten neu gemischt werden. Was passiert mit den Faktoren?
Ausgangslage auf den Äckern verschiebt sich
Grundlage der Bodenbewertung sind Schätzungen, wie sich die verschiedenen Faktoren auf die Erträge auswirken können. Die individuelle Bodenwertzahl steht dabei im Verhältnis zu den besten Reverenz-Böden. Das sind in Deutschland die Böden in der Magdeburger und der Hildesheimer Börde. Maß ist heute der Acker eines Betriebes bei Machtsum mit der Bodenwertzahl 100.
Neben der Bodenzahl ist auch die Ackerzahl, beziehungsweise Gründlandzahl ein wichtiges Maß. Sie bezieht noch Standortbedingungen mit ein. Ursprünglich waren die Böden der Magdeburger Börde die mit der höchsten Bodenzahl. Doch bereits in den 1980er Jahren wurde festgestellt, dass die Ackerzahlen in den Trockengebieten Sachsen-Anhalts um bis zu 20 Punkte niedriger angesetzt sein müssten. Der Trend zu längeren Trockenperioden wird auch im Sommer 2022 wieder deutlich.
Häufiger Trockenheit, manche Regionen stärker betroffen
Das Jahr 2022 macht wieder mit Dürre Schlagzeilen. Es fiel im Juni im deutschlandweiten Mittel 25 Prozent zu wenig Niederschlag. Ganz ungewöhnlich ist das nicht, so gab es in den Jahren 2018 insgesamt 25 Prozent weniger Niederschlag, 2019 7 Prozent und auch 2020 zirka 10 Prozent. Regional sind die Unterschiede noch augenfälliger.
In Sachsen-Anhalt, in Thüringen und im östlichen Brandenburg herrscht auch in tieferen Bodenschichten Trockenstress. Das bedeutet, selbst prinzipiell hochwertige Böden in der Magdeburger Börde können ihr Potential hinsichtlich der Erträge nicht ausspielen. Im Prinzip fallen Pflanzen nicht tot um, wenn sie in eine Trockenperiode kommen; sie greifen auf Wasser aus tieferen Bodenschichten zurück. Nur, wenn da auch keines ist, kommt es zu Ausfällen.
In Erinnerung bleibt da vor allem das Jahr 2018, als es aufgrund der Kombi aus hohen Temperaturen und Wassermangel zu Einbußen in Ackerkulturen und Grünland kam. Gerade Norddeutschland, Teile Bayerns, Sachsen und Sachsen-Anhalts waren betroffen.
Boden im Trockenstress
In trockeneren Böden leidet das Bodenleben; Regenwürmer, Asseln und andere ziehen sich in tiefere Bodenschichten zurück. Das Leben schaltet auf Sparflamme und damit stockt auch die Humusproduktion. Zudem verändert sich die Physik im Boden. Bei Lehm- oder Tonboden steigt die Gefahr eines Verbackens. Im Prinzip halten sie Feuchtigkeit gut. Bis sie komplett ausgetrocknet sind. Die Böden verhärten und sind nicht zu leicht wieder zu benetzen.
Erträge und Preise im Klimawandel
Das heißt auch, das Dünger nicht mehr in der gewünschten Art und Weise von den Pflanzen aufgenommen werden. Ihre Wirkung verpufft. Unterm Strich bedeutet der Klimawandel nichts Gutes. Nach einer Publikation der Europäischen Umweltagentur könnte der Verlust landwirtschaftlichen Einkommens in der EU bis 2050 bis zu 16 Prozent betragen. In der Forstwirtschaft könnte der Rückgang von wirtschaftlich wertvoller Baumarten bis 2100 den Wert der Waldflächen in Europa um 14 bis 50 Prozent senken.
Das alles könnte sich irgendwann auf die Preise für Böden und Flächen niederschlagen. Schon 2019 hatte die Europäische Umweltagentur darauf hingewiesen, dass einige Regionen in Nordeuropa attraktiver für Landwirtschaft werden und damit auch die Preise steigen. In Südeuropa würden sie in der Klimakrise aber wohl fallen. Auch in Deutschland sollte man sich für Teile Nordrhein-Westfalens und Sachsens auf bis zu 20 Prozent geringere Werte von Ackerböden einrichten.
Flächenkonkurrenz ist ein zusätzlicher Faktor
Bislang spürt man davon in Deutschland noch nichts. Im Gegenteil: DIe Preise legen weiter zu. Gerade auch, weil neue Mitspieler Interesse an Boden haben. So bieten Betreiber von Solaranlagen mitunter Summen für die Flächennutzung, bei denen Landwirte aussteigen müssen.
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