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CERES AWARD

CERES AWARD: Das machen die Landwirte des Jahres heute

Hauke-Pein-CERES-AWARD-2014
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Redaktion agrarheute, agrarheute
am Samstag, 02.09.2023 - 05:30 (Jetzt kommentieren)

2023 wird der CERES AWARD zum zehnten Mal vergeben. Aus diesem Grund haben wir Gespräche mit den „Landwirten des Jahres“ gesucht und sie gefragt, wie es ihnen heute geht.

Am Anfang stand die Aufregung: Zuerst die eigene Kategorie beim CERES AWARD gewonnen und etwa bester Junglandwirt, Energielandwirt oder Ackerbauer geworden zu sein. Dann noch eines oben drauf gesetzt und den Titel Landwirtin bzw. Landwirt des Jahres gewonnen. Doch was kam danach? Glückwünsche, Lob, Medienanfragen – oder Kritik, Neid und letztlich wieder der normale Alltag? Wir sprachen mit acht unserer „Landwirten des Jahres“ und wollten von Ihnen wissen: „Was hat sich durch den Sieg beim CERES AWARD bei Ihnen verändert“ und „wie hat sich Ihr Betrieb seitdem entwickelt?“.

Hauke Pein: Mit dem CERES AWARD kam die Liebe

Vor knapp zehn Jahren wurde Hauke Pein als Landwirt des Jahres ausgezeichnet. Mit der Wertschätzung, die ihm für seine Arbeit zuteil wurde, kamen auch vermehrt Anfragen von der Lokalpresse, die auf den aufstrebenden Landwirt aufmerksam wurden. Der Betrieb wurde dank seiner Auszeichnung nicht nur regional, sondern auch deutschlandweit bekannt. „Von besonderer Bedeutung war für mich der Besuch des Bundesvorstands der Landfrauen“, erzählt Pein, die den damaligen Landwirt des Jahres auf seinem Betrieb in Schleswig-Holstein besuchten. Dadurch lernt er seine heutige Frau Swantje kennen. Die beiden sind sich sicher, dass sie sich ohne den CERES AWARD nicht begegnet wären.

Heute arbeiten nicht nur Haukes Eltern und seine Schwester auf dem Betreib mit, sondern auch Swantje ist eine aktive Unterstützerin. Durch gezielte Erweiterungen zieht der Betrieb städtische Tagesbesucher als auch Schulklassen an. In Planung ist eine Mehrzweckhalle für Direktvermarktung und mit weiteren Seminarräumen. Das ursprüngliche 20er Innenmelkkarussell wird derzeit mit der Umstellung auf drei Melkroboter erweitert. In einem Jahrzehnt hat Pein seinen Betrieb kontinuierlich ausgebaut, weiterhin widmet er sich mit besonderer Leidenschaft der Arbeit mit Kindern und möchte ihnen die Landwirtschaft auf seinem Betrieb näherbringen. Der Erfolg dieses Engagements zeigt sich darin, dass er bereits für das ganze Jahr über ausgebucht ist.

Martin Wimmer: Engagierter Öffentlichkeitsarbeiter

Martin Wimmer überzeugte die Jury 2015 mit frischen Ideen für seine Schweinehaltung. Er erweiterte den Stall um freilaufende Abferkelbuchten und vergrößerte den Sauenbestand auf 900 Tiere. Mit einem zusätzlichen Pachtstall umfasst der Betrieb heute drei Maststandorte. Die Ackerflächen seines Betriebs verdoppelten sich auf 250 Hektar. Seit der Betriebserweiterung unterstützen nun auch Mitarbeiter, Lehrlinge und Praktikanten bei der effizienten Bewirtschaftung.

Martin-Wimmer-CERES-AWARD

Als Mitgründer der „Heimatlandwirte“ setzt Wimmer sich für mehr Akzeptanz der Landwirtschaft in der Region ein. Ein Projekt ist das „Altstadt Grillen“ mit regionalem Fleisch. Zudem lädt der Verein regelmäßig zu offenen Hoftagen ein und bietet interessierten Besuchern geführte Rundgänge durch die Schweine – oder Rinderställe an. Durch solche Veranstaltungen möchten die Landwirte aus Niederbayern das Verständnis für moderne Landwirtschaft fördern und Vorurteile abbauen. Gleichzeitig arbeitet Wimmer schon länger in enger Kooperation mit „Agrar-Kids“ an Schulpatenschaften. „Damit bringen wir Inhalte, die Kindern einen verständlichen Einblick in die Landwirtschaft geben und helfen, ein Verständnis für die Arbeit auf dem Hof zu entwickeln“, erklärt er. Mittlerweile genießt Wimmer auch mehr Zeit mit seiner eigenen sechsköpfigen Familie.

Michael Dörr: Effizienz im Stall durch Automatisierung

2016 wurde Michael Dörr aus Roßdorf bei Darmstadt zum Landwirt des Jahres.

Michael Dörr, CERS AWARD-Sieger 2016, hat einen innovativen Weg gefunden, den Herausforderungen der Branche zu begegnen: Angesichts der Schwierigkeiten, qualifiziertes Fachpersonal zu finden und Aushilfen langfristig zu halten, setze er vollständig auf Automatisierung. Für seine 340 Milchkühe kommen modernste Technologien zum Einsatz. Die Melktechnik, Fütterung und Einstreu erfolgen vollautomatisch. Durch den Einsatz von sechs neuen Melkrobotern soll zukünftig die Milchleistung von 12500 Litern weiter gesteigert werden. Die Automatisierung bietet Dörr nicht nur den Vorteil der Effizienzsteigerung, sondern ermöglicht auch einen besseren Einblick in die Tiergesundheit. Dank moderner Technologien kann er Informationen über die Fruchtbarkeit und Zellzahl in der Milch genau erfassen und auswerten. Trotz der zeitintensiven Umstellung auf Vollautomatisierung vernachlässigt Dörr die Öffentlichkeitsarbeit nicht. Sein Betrieb bleibt für Interessierte zugänglich, und jährlich besuchen ihn rund 30.000 Gäste, um sich über moderne Landwirtschaft und Tierhaltung zu informieren. „Für mich bedeutet die Rationalität und Automatisierung nicht nur wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch eine Steigerung der Lebensqualität“, so Dörr. Die eingesparte Zeit durch die Automatisierung eröffnet ihm neue Möglichkeiten. Durch diese moderne Betriebsführung zeigt er, wie sich mit zukunftsorientierten Technologien und einem rationalen Ansatz eine nachhaltige und erfolgreiche Landwirtschaft gestalten lässt.

Georg Mayrhofer: Brückenbauer, der auf Bio umgestellt hat

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Georg Mayrhofer hat seit seiner Auszeichnung im Jahr 2017 einen bemerkenswerten Wandel auf seinem Betrieb erlebt. Er investierte ein Jahr in intensive Öffentlichkeitsarbeit mit über 100 Vorträgen im In- und Ausland. Mayrhofer bezeichnet sich als Brückenbauer zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Seit 2021 stellt er auf Bio um und baut seine Schweineställe für mehr Tierwohl um. Laut Mayrhofer war es die Summe aus persönlichen Eindrücken und Einflüssen außerhalb der Landwirtschaft. Er setzt auf Kreislaufwirtschaft: Beginnend mit dem Eigenanbau von Futtermitteln für die Schweine, welche Reststoffe für die Biogasanlage erzeugen. Auf 350 Hektar legt er besonderen Wert auf Kleegras für Humusaufbau und Erosionsschutz. Sein Ziel: Eine nachhaltige Landwirtschaft, die Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit vereint.

Tobias Ilg: Energiegeladener Klimaschützer

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Tobias Ilg, CERES AWARD-Gewinner 2018, beeindruckt mit kontinuierlichen Innovationen im Klimaschutz. Sein Betrieb hat die Fernwärmeversorgung erweitert und produziert jährlich 3.500 m³ Pflanzenkohle mithilfe von zwei Holzkraftwerken. Bisher wurde die Pflanzenkohle hauptsächlich in der Landwirtschaft verwendet, beispielsweise als Futtermittelzusatz und als Zugabe in der Gülle. Der österreichische Landwirt geht einen Schritt weiter und verkauft CO2-Zertifikate aus Pflanzenkohle über die Carbon Future Plattform an Konzerne. So erhalten Landwirte bei regionalem Einsatz kostengünstige Pflanzenkohle und leisten gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz.

Im Jahr 2020 präsentiert Ilg seine jüngste Innovation -den Klimabeton- und baut das erste kohlenstoffspeichernde Haus. Diese neuartige Betonvariante, die aus einem modifiziertem Pflanzenkohle-Gemisch besteht, trägt zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei. Neuerdings ist der Bau einer CO2-Abscheidungsanlage (CCS) am Holzkraftwerk geplant. Neben den betrieblichen Erfolgen ist Tobias Ilg stolz, dass sich nun auch seine Tochter für eine nachhaltige Zukunft im Unternehmen einbringt. Das Energiewerk Ilg will auch in Zukunft Vorreiter in Sachen Innovation und Klimaschutz bleiben.

Linda Kelly: Motivation und Netzwerk durch den CERES AWARD

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Durch ihren Sieg beim CERES AWARD gelang es Linda Kelly, in kurzer Zeit ein sehr großes Netzwerk aufzubauen. Dabei knüpfte sie nicht nur Kontakte zu anderen landwirtschaftlichen Kollegen, sondern auch außerhalb der „grünen Blase“. „Diese Vielfalt an Verbindungen hat es mir ermöglicht, neue Perspektiven einzunehmen“, so die Landwirtin. Die Auszeichnung war für sie eine Bestätigung, dass sie betrieblich auf dem richtigen Weg ist. Mit Leidenschaft und Entschlossenheit will sie auch andere Frauen ermutigen, ihre Träume in der Branche zu verwirklichen. Sie strebt nach organischem Wachstum und plant mit ihrem Mann den alten Kuhstall in einen Bereich für die Produktion und Verarbeitung von Lupinen umzubauen. Zusätzlich erbauen die Kellys gerade ein kleines Ferienhaus im irischen Stil. Sie öffnet ihre Türen, um Besuchern die Landwirtschaft näherzubringen und ihnen die Gastfreundlichkeit ihres Hofes zu zeigen. Ein Hofladen mit Selbstbedienung rundet das Angebot ab.

Für Kelly war der gewonnene Preis nicht nur ein festlicher Moment. Vielmehr dient er ihr als Quelle der Kraft, wenn persönliche Rückschläge sie belasten. Die Auszeichnung motiviert sie und sie schöpft Inspiration aus der Innovationskraft der Landwirtschaft, auch bei den anderen Gewinnern. Mit Interesse verfolgt sie die Fortschritte ihrer Mitstreiter und lässt sich von ihrer Kreativität und ihrem Unternehmergeist inspirieren.

Felix Hoffarth: Mit dem Pony in die Medien

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Felix Hoffarth erlangte durch die Auszeichnung große mediale Aufmerksamkeit. So drehte er einen REWE Spot über den Biohafer-Anbau. Die mediale Präsenz ermöglichte es dem jungen Landwirt, seine Botschaft einer nachhaltigen Landwirtschaft einem breiten Publikum zu vermitteln. Weitere Meilensteine waren zahlreiche Presseberichte sowie ein Gastauftritt mit seinen Ponys beim Hessischen Rundfunk. „Die Medienpräsenz stärkte die Wertschätzung für unseren Betrieb“, so Hoffarth und betont gleichzeitig die Beteiligung seiner Eltern am Erfolg. Er baute sich durch den CERES AWARD ein großes Netzwerk auf. Hoffarth musste aufgrund von Zeitmangel die Direktvermarktung von Angus Fleisch einstellen. „Von dieser Entscheidung haben andere Betriebszweige profitiert“, berichtet er. Insgesamt zieht Hoffart ein positives Fazit aus seiner Erfahrung beim CERES AWARD. Er betont, dass er sich jederzeit wieder bewerben würde: die Auszeichnung eröffnete seinem Betrieb neue Perspektiven.

Christoph Leiders: Höhen und Tiefen der Direktvermarktung

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Christoph Leiders, Landwirt des Jahres 2021, erlebte in den vergangenen Jahren auf seinem Betrieb eine herausfordernde Zeit, geprägt von den Auswirkungen der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine. Diese Ereignisse haben sich auch auf seinen Hofladen ausgewirkt.„Das Einkaufsverhalten der Kunden hat sich verändert - statt Nachhaltigkeit und gesunder Ernährung stehen oft Existenzängste und auch das Sparen im Vordergrund“, so Leiders. Trotz einer anhaltend hohen Kundenzahl verzeichnet der Hofladen so eine rückläufige Ausgabebereitschaft seitens der Kunden. Trotzdem kümmern sich nach wie vor über 40 Mitarbeiter um den treuen Kundenstamm – das liegt dem Landwirt besonders am Herzen.

Da alternative Absatzkanäle fehlen, versucht er neue Konzepte direkt auf seinem Hof umzusetzen. So geht Leiders aktiv auf neue Kunden zu, insbesondere auf Firmen. Er organisiert beispielsweise ein großes Event in Zusammenarbeit mit der Innungskrankenkasse (IKK) im Bereich Gesundheitsmanagement. Gleichzeitig bemüht er sich um verstärkte Öffentlichkeitsarbeit in der Region. Obwohl die Situation auch seine Familie fordert, bleibt Christoph Leiders optimistisch. „Ich bin Unternehmer und betrachte die Krise als Herausforderung, die es zu bewältigen gilt“, rundet Leiders ab.

Benedikt Bösel: Mit Boden und Bäumen für das Klima

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Benedikt Bösel hat eine Zukunftsvision: „Landwirt zu sein ist im Jahr 2035 längst einer der coolsten Jobs überhaupt.“ Damit das gelingt, will er nicht weniger, als die Welt zu retten. Er setzt dabei auf die Ansätze regenerativer Landwirtschaft und versucht diese auf seinem Gut in Alt-Madlitz so skalieren, dass sie auch im großen Maßstab ökonomisch funktionieren. Bösel ist damit auch unter Landwirten nicht unumstritten. Kann ein ehemaliger Investment-Banker, dem erst als jungem Erwachsenen langsam klar wurde, Bauer werden zu wollen, das überhaupt? Er steht dabei in jedem Fall vor den gleichen Herausforderungen, wie viele Berufskollegen. Besonders dramatisch ist auf seinem Betrieb in Brandenburg insbesondere die Trockenheit (350-500 mm Niederschlag pro Jahr). Bösel setzt dabei stark auf Agroforst-Systeme, um Kulturen durch Baumreihen vor Winderosion zu bewahren und Dürreschäden zu lindern. Humusaufbau und ganzheitliches Weidemanagement sind weitere Schwerpunkte von Bösels Arbeit.

Unbestritten ist der Erfolg, den der Landwirt dabei hat, agrarische Themen einem breiten Publikum nahezubringen. Seit seinem Sieg beim CERES AWARD erschien nicht nur die Serie „Farm Rebellion“ beim Streamingdienst Disney+, er veröffentlichte auch sein erstes Buch „Rebellen der Erde“. Seine Arbeit für die Landwirtschaft hat ihn auch bereits in manche renommierte Talkshow gebracht, in die er Prominenten etwas Boden von seinem Betrieb mitgebracht hat.

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