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Aldi erhöht die Preise für 400 Produkte – Preisexplosion im LEH

Aldi.
am Freitag, 18.03.2022 - 09:24 (3 Kommentare)

Die Preise für Lebensmittel steigen im LEH steil an. Der Grund: steigende Rohstoffpreise, der Ukraine-Krieg und explodierende Kosten. Jetzt bestimmt der Verkäufer den Preis und nicht mehr die Einkäufer.

Eine vergleichbare Preiserhöhungswelle hat es im deutschen Einzelhandel zuvor noch nicht gegeben: Der Discounter Aldi will für rund 400 Artikel aus seinem Sortiment die Preise erhöhen. Andere Lebensmittelhändler dürften dem Beispiel von Aldi folgen. Ursache sind die rekordhohen Rohstoffpreise, massive Lieferkettenprobleme und der Krieg in der Ukraine.

Die Folge: Die Preise im deutschen Lebensmittelhandel steigen für viele Produkte stark an. Bei Milch, Fleisch, Backwaren, Pflanzenölen und vielem mehr. Im Großhandel waren zuletzt bei vielen Produkten zweistellige Zuwächse zu beobachten. Nun berichtet die Lebensmittelzeitung (LZ), dass Aldi die Preise jetzt ebenfalls auf breiter Front nach oben setzt. Begründet wird das damit, dass die Hersteller ebenfalls deutlich höhere Kosten haben.

Diese Woche hatten Tönnies und andere Großschlachter vom LEH deutliche Anhebungen der Verkaufspreise gefordert, damit die stark gestiegenen Kosten über die Produktpreise weitergegeben werden können. Auch die Transport- und Logistikbranche hatten wegen der explodierenden Treibstoffpreise eine Umlage der Kosten auf die Endprodukte gefordert.

Insgesamt sind nach Recherchen der Lebensmittelzeitung rund 400 Artikel von den Preiserhöhungen betroffen.

Jetzt bestimmen die Verkäufer die Preise

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Aldi bestätigte gegenüber der LZ die geplanten Preiserhöhungen. „In den letzten zehn Jahren hatten wir einen Markt, in dem die Einkäufer bestimmten. Das hat sich komplett gedreht. Jetzt haben die Lieferanten eine stärkere Position“, erklärt ein Einkäufer der „LZ“. Die Hersteller wollen ein Verlustgeschäft vermeiden. „Dort, wo sich die Kosten im Einkauf durch die derzeitige Marktsituation verändern, müssen auch wir die Verkaufspreise erhöhen“, sagte ein Unternehmenssprecher im Namen von Aldi Nord und Aldi Süd.

Die starken Preiserhöhungen des Discounters dürften großen Einfluss auf die Preisentwicklung im übrigen LEH haben, da sich diese erfahrungsgemäß an den Preisen von Aldi orientieren. Der Aldi-Sprecher erklärte, die Marktlage sei bereits seit Monaten geprägt von anhaltenden Herausforderungen der internationalen Seefracht, der Corona-Pandemie, dem Mangel an Lkw-Fahrern und den gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe.

Durch den Ukraine-Krieg habe sich die Situation zusätzlich verschärft. Dies führe bei vielen Produkten zu steigenden Einkaufspreisen. Zum Discounter-Modell gehöre es, dass Aldi die Verkaufspreise reduziere, wenn die Einkaufspreise sinken und die Verkaufspreise erhöhe, wenn die Einkaufspreise steigen, sagt Aldi. „Wir möchten darauf verweisen, dass sich unsere Margen durch diesen Schritt nicht verändern.“

Schlachter und Bäcker fordern Preiserhöhungen

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Die Preiserhöhungen fallen nach den Recherchen der Lebensmittel Zeitung unterschiedlich relativ unterschiedlich. Mal setzt man den Preise um zehn oder 20 Cent nach oben, andere Produkte würden gleich um einen Euro teurer. Besonders stark sind die Preissprünge bei Kaffee. Hier haben die Preise jedoch weniger mit dem Ukraine-Krieg als vielmehr mit der schlechten Ernte in Brasilien zu tun. Außerdem werden wohl auch zahlreiche Backwaren, Fleisch, Milch und Tiefkühlprodukte teurer. Nicht nur Tönnies und die Fleischbranche hatte den LEH wiederholt aufgefordert, die Verkaufspreise zu erhöhen.

Diese Woche verlangte auch die kartoffelverarbeitende Industrie eine Neukalkulation der Preise vom LEH. Neben den stark gestiegenen Energiepreisen müsse auch der Preisanstieg bei wichtigen Agrarrohstoffe Sonnenblumenöl- und Rapsöl, klagte der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie. Das gleiche gilt für Backwaren und Getreide,  Milch, Fleischprodukte. Der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks hatte ebenfalls gewarnt, dass die Ukraine-Krise und der russische Ausfuhrstopp für Weizen, Roggen und Gerste die Getreidepreise weiter nach oben treibe.

Große Probleme haben Bäcker und die übrige Lebensmittelindustrie auch mit den stark steigenden Energiekosten. Es sei absehbar, dass  auch die Bäckereien die steigenden Preise an die Kunden weitergeben müssten. Die Verbraucherpreise für Nahrungsmittel lagen im Februar nach Angaben des Statistischen Bundesamtes allerdings bereits um 5,3 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Brot und Backwaren sind 5,2 Prozent teurer, für Fleisch und Fleischwaren haben sich die Preise um 4,1 Prozent erhöht. Für Milch und Molkereiprodukte müssen die Verbraucher 6,2 Prozent mehr zahlen als im vorigen Jahr und bei Pflanzenölen liegt der Preisaufschlag im Februar bei 19 Prozent. Auch für Gemüse müssen 10,1 Prozent mehr ausgegeben werden, der Preisanstieg bei Kaffee und Tee lag im Februar bei 5,6 Prozent.  

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