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Produktion und Förderung

Antibiotika-Monitoring: 'Kritische' Varianten nur selten eingesetzt

am Dienstag, 30.07.2013 - 14:50 (Jetzt kommentieren)

Für die Humanmedizin wichtige Antibiotika werden im Veterinärbereich selten eingesetzt. Dies ergaben die erstmals 2011 erhobenen Daten zu an Tierärzte abgegebenen Mengen Antibiotika in Deutschland.

Insgesamt wurden im Jahr 2011 rund 1.706 Tonnen (t) Antibiotika für den Veterinärbereich abgegeben - davon größtenteils ältere Wirkstoffe. Die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) vorgenommene Auswertung ergab, dass die als "kritisch" eingestuften Antibiotika wie Fluorchinolone und Cephalosporine der 3. und 4. Generation in der Tiermedizin eher selten eingesetzt werden.
 
 
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Mengenrekord bei Tetracyclinen

Den mengenmäßig größten Anteil der von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegebenen Antibiotika machten Tetracycline (564 t) und Aminopenicilline (501 t) aus. Mit Abstand folgten Makrolide (173 t), Sulfonamide (185 t) und Polypeptid-Antibiotika (127 t). Weiterhin wurden 47 t Aminoglykoside, 30 t Trimethoprim, 26,5 t übrige Penicilline, 17 t Lincosamide, 14 t Pleuromutiline, 8 t Fluorchinolone sowie 6 t Fenicole abgegeben. Von den gemeldeten 5,5 t Cephalosporine entfielen 3,5 t auf Cephalosporine der 3. und 4. Generation.
 

Verbrauch regional zugeordnet

Durch die Meldung der ersten zwei Ziffern der Postleitzahl, unter der die belieferten Tierärzte ansässig sind, ist eine Zuordnung der abgegebenen Mengen zu Postleitzahlenbereichen möglich. Ein Vergleich mit den bekannten Nutzungsintensitäten in den einzelnen Regionen lässt den Schluss zu, dass in Postleitzahlgebieten mit höherer Nutzungsintensität auch größere Mengen antimikrobiell wirksamer Grundsubstanz abgegeben wurden.
 
 
Darüber hinausgehende Wechselbeziehungen sind nicht möglich, da diese Daten über den Ort der Anwendung des Tierarzneimittels keine Auswertung ermöglichen.
 

Grünen: "Menge doppelt so hoch wie vermutet"

Die Grünen sehen die Ergebnisse kritisch. Laut Grünen-Agrarsprecher Friedrich Ostendorff bestätigten die Zahlen, dass das Problem größer sei als erwartet. "Mit 1.706 Tonnen lag der tatsächliche Antibiotikaverbrauch doppelt so hoch, wie von der Bundesregierung angenommen", so Ostendorff. Problematisch sei bei der Datenerhebung, dass nicht nachvollziehbar ist, welche Tierärzte Antibiotika sorglos verschrieben und auf welchen Betrieben sie eingesetzt werden. Die Partei vermutet sogenannte Autobahntierärzte seien für die großen Mengen verantwortlich, die bundesweit Antibiotika vertreiben ohne die Tiere gesehen zu haben. Die Dokumentation nach den ersten beiden Postleitzahlen bringe, so Ostendorff, keine Lösung.

FDP: "Daten waren längst bekannt"

Dr. Christel Happach-Kasan, die agrarpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, kontert, dass die Gesamtmenge des Antibiotikaverbrauches in der Veterinärmedizin in 2011 seit über einem Jahr bekannt sei und die Novelle des Arzneimittelgesetzes als Reaktion zur Verringerung des Antibiotikaeinsatzes auf den Weg gebracht wurde. Der Vorwurf der Grünen, die Bundesregierung hätte nicht gehandelt, ziele laut Happach-Kasan daneben. Ebenso sei die Kritik am Gesetz heuchlerisch, denn Landesregierungen mit grüner Regierungsbeteiligung, grünen Landwirtschaftsministern hättenen dem Vermittlungsergebnis zugestimmt. Im Übrigen habe die Opposition und der Bundesrat durch Anrufung des Vermittlungsausschusses das In-Kraft-Treten dieser Novelle verzögert.
 

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