Die Zinsen für Baugeld steigen steil an. Die Vier-Prozent-Marke wurde nach den Daten des Baufinanzierers Interhyp bereits überschritten werden. Ein zehnjähriges Standarddarlehen wird danach aktuell mit 4,04 Prozent verzinst. Für ein Darlehen mit fünfzehnjähriger Laufzeit müssen 4,18 % abgedrückt werden.
Noch vor einem Jahr lagen die Bauzinsen bei unter einem Prozent. Nach Daten des Finanzierungsvermittlers Interhyp sind die Immobilienkredite damit auf den höchsten Wert seit 2011 gestiegen. „Dass die Zinsen zeitnah wieder spürbar sinken werden, ist unwahrscheinlich", sagte Mirjam Mohr, die bei der Interhyp für das Privatkundengeschäft zuständig ist. An der gesamtwirtschaftlichen Gemengelage aus gestiegener Inflation, gestraffter Geldpolitik der EZB und hohen Renditen für deutsche Staatsanleihen werde sich in den kommenden Wochen und Monaten vermutlich nichts ändern.
Deshalb erwartet die Interhyp weiterhin steigende Zinsen, heißt es weiter. Die rasante Verteuerung der Immobilienzinsen bedeutet vor allem für neue Bauvorhaben und Modernisierungen – auch in der Landwirtschaft eine immense Kostensteigerung.
Ende vorigen Jahres lag lag der Durchschnittszins für ein zehnjähriges Darlehen nur unter einem Prozent, im Juni bereits bei über drei Prozent und jetzt über 4 Prozent. In der ersten Jahreshälfte war die Nachfrage nach Immobilienkrediten noch ziemlich hoch, doch seit dem Sommer brach der Markt regelrecht ein.
Allein der Zinsanstieg der vergangenen Wochen von 3,5 auf 4,0 Prozent kann für Käufer bereits eine monatliche Mehrbelastung von deutlich über 100 Euro bedeuten.
Immobilienpreise sind in 10 Jahren um 85 % gestiegen
„Eine derartige Entschleunigung hat der deutsche Wohnimmobilienmarkt in den letzten 25 Jahren noch nicht erlebt", sagte Vorstandschef des Finanzvermittlers Hypoport Ronald Slabke gegenüber der Tageschau. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern klafften seit einigen Wochen weit auseinander. Das habe nicht nur dazu geführt, dass es länger dauere, bis Immobilien einen neuen Eigentümer fänden, sondern dass sich Käufer ganz zurückgezogen hätten.
Ursachen sind der sprunghaften Zinsanstieg, die hohe Inflation und Rezessionsängste sowie die Hoffnung auf fallende Immobilienpreise. In einigen Städten haben die steigenden Bauzinsen und die wachsende Unsicherheit am Markt bereits zu sinkenden Preisen für Immobilien geführt.
Nach einer Auswertung der Interhyp sind die Preise für Immobilien in Leipzig im zweiten Quartal im Vergleich zu den ersten drei Monaten um 7,2 Prozent zurückgegangen, in Köln um 6,9 Prozent und in Berlin um 1,0 Prozent. Im Durchschnitt fielen die Preise im zweiten Jahresviertel aber nur um 0,9 Prozent.
Seit 2012 sind die Immoblienpreise nach den Daten der Interhyp jedoch um fast 85 Prozent gestiegen.
Hier ist Ihre Meinung gefragt
Werden Sie Teil unserer Community und diskutieren Sie mit! Dazu benötigen Sie ein myDLV-Nutzerkonto.