
Deutschland gehört zusammen mit Italien, dem Vereinigten Königreich und Irland, zu den Ländern mit den teuersten Ackerböden. An die Preise in den Niederlanden reicht insgesamt zwar niemand heran – einzelne Regionen in Deutschland haben aber noch höhere Preise. Gleichzeitig gibt es eine Gruppe großer Agrarländer mit erheblich niedrigeren Bodenpreisen – wie etwa Frankreich, Spanien, Polen und noch einige andere.
Am billigsten ist der Boden nach wie vor im Baltikum und in einigen osteuropäischen Ländern – wie etwa Rumänien. Doch speziell in Rumänien hat sich der Boden zuletzt so stark verteuert, dass der Handel staatlich stärker reguliert wurde.
Die Gründe für die großen Preisunterschiede und für die abweichende Preisdynamik sind komplex. Dennoch lassen sich einige Einflussfaktoren benennen: (1) Die Produktivität der Landwirtschaft, (2) Der Anteil von Bodeneigentum und Pachtland und die entsprechende Verfügbarkeit von Flächen, (3) Die Situation an den Kredit- und Kapitalmärkten und der Einfluss sogenannter außerlandwirtschaftlicher Investoren.
(4) Hinzu kommen noch weitere Faktoren, wie der Umfang der staatlichen Regulierung und Kontrolle des Bodenmarktes und die Höhe der sogenannten Transaktionskosten – gemeint sind Steuern und andere Abgaben.
Nicht zu vergessen sind (5) die Höhe der Direktzahlungen und der sogenannte Flächenfrass – oder anders gesagt: Der alternative Flächenverbrauch durch kommunalen Wohnungs- und Straßenbau, Gewerbegebiete und den Bau von Solarparks oder Windkraftanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen.
Ein Muster: Viel Bodeneigentum – besonders hohe Bodenpreise

Eine wichtige Einflussgröße für die Höhe der Bodenpreise ist offenbar die Größe des Bodenmarktes – oder anders gesagt: Das Verhältnis von Pacht- und Eigentumsflächen und die Mobilität der vorhandenen Flächen.
Ein Vergleich der in Eigentum befindlichen Flächen mit der Höhe der Bodenpreise bestätigt diese Vermutung. So haben einige, vor allem westeuropäische Länder – mit hohen Eigentums- und niedrigen Pachtanteilen an der insgesamt bewirtschaften Fläche – die höchsten Bodenpreise.
Beispiel Niederlande: Das Land in Europa mit den höchsten Bodenpreisen – dort sind etwa 75 Prozent der Flächen im Eigentum und nur 25 Prozent verpachtetet. Ähnlich ist die Situation in Italien und in Irland. Dort gehören den Bauern über 80 Prozent der Flächen. In Deutschland sind nur knapp 40 Prozent der Flächen im Eigentum der Landwirte – im Süden mehr als im Norden oder im Osten.
In den meisten osteuropäischen Ländern hat der Bodenmarkt – nach dem Ende des Sozialismus einen langen Transformationsprozess durchgemacht – mit recht unterschiedlichen Ergebnissen. So liegt der Anteil an Bodeneigentum in Polen und Rumänien ebenfalls über 80 Prozent – gleichzeitig sind die meisten landwirtschaftlichen Betriebe in beiden Ländern ziemlich klein.
In Tschechien und der Slowakei sind nur 17 bzw. 11 Prozent der Flächen im Eigentum – der Rest ist Pachtland – und die landwirtschaftlichen Betriebe sind ähnlich wie in Ostdeutschland sehr groß. Dazwischen liegt Ungarn, mit einem Eigentumsanteil von 44 Prozent und eher gemischten Betriebsgrößen.
Niederlande und Italien: Boden am teuersten

Am teuersten ist der Boden in den Niederlanden – mit zuletzt rund 70.000 Euro je Hektar. Die regionalen Preisunterscheide sind ebenfalls recht groß: So müssen die Bauern in Friesland rund 55.000 Euro für den Hektar auf den Tisch legen – während man in der Provinz Noord-Holland 82.000 Euro je Hektar zahlen muss. In den letzten 10 Jahren sind die niederländischen Bodenpreise um etwa 20.000 Euro bzw. fast 40 Prozent gestiegen – die letzten beiden Jahre war das Niveau jedoch relativ stabil.
Trotz der hohen Preise wechseln jährlich gut 3 Prozent der niederländischen Flächen den Besitzer – in Deutschland werden jährlich gerade einmal 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen gehandelt.
Der zweitteuerste Bodenmarkt der EU befindet sich in Italien: Hier kostet der Hektar im Durchschnitt immerhin rund 34.000 Euro. Die Preisspanne ist in Italien ebenfalls groß: Während die Bauern in der norditalienischen Region Venetien rund 60.000 Euro für den Hektar zahlen müssen, sind es auf Sardinien nur 15.000 Euro. Interessant ist auch: In Italien hatten die Preise im Jahr 2015 mit 40.000 Euro ihren bisherigen Spitzenwert erreicht – danach ging es bis 2018 nach unten. Ab 2019 wurde es dann jedoch wieder deutlich teurer. Gehandelt werden auf der Apenninenhalbinsel jährlich etwa 1,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.
Irland liegt im europäischen Ranking der Bodenpreise mit ein Kaufpreis von gut 28.000 Hektar auf Position drei – lässt man das kleine Luxemburg mit 37.000 Euro einmal außen vor. Dabei liegen die Preise in den verschiedenen irischen Provinzen jedoch ziemlich nahe beieinander. Mit etwa 3 Prozent ist der Anteil des gehandelten Bodens etwa so hoch wie in den Niederlanden – wo fast ebenso viel Land im Eigentum der Bauern ist – nämlich über 80 Prozent.
Deutschland mit regionalen Rekordpreisen – von 115.000 Euro

In Deutschland haben sich die Bodenpreise in den letzten 10 Jahren fast verdreifacht – auf zuletzt rund 26.000 Euro je Hektar. Ähnlich starke Preisexplosionen gab es nur in wenigen Ländern: Nämlich in Polen, Ungarn und Rumänien. Dort das Ausgangsniveau allerdings erheblich niedriger. Im Fall von Rumänien haben sich die Preise in 10 Jahren auf 5.300 Euro je Hektar sogar vervierfacht.
Aber zurück nach Deutschland: Im Unterschied zu den teuersten Ländern ist der Pachtlandanteil in Deutschland mit rund 60 Prozent wesentlich höher – während die regionalen Preisunterscheide mit am größten sind. So mussten die Bauern in Niederbayern für den Hektar Land zuletzt 114.700 Euro hinblättern – in Brandenburg und Thüringen waren es knapp 12.000 Euro und im Saarland weniger als 10.000 Euro. Gehandelt wurden in Deutschland jedoch nur 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche.
Ähnliche hohe Preise wie hierzulande müssen die Bauern im Vereinigten Königreich zahlen – allerdings ist hier die Preisspanne in den Regionen mit 21.000 Euro im Nordwesten und 26.000 Euro im Nordosten erheblich kleiner.
Deutlich weniger Geld als in den bisher genannten Ländern müssen die Bauern in Frankreich für den Boden ausgeben – im Schnitt nur 6.000 Euro je Hektar. Ein Grund hierfür dürfte der sehr hohe Pachtlandanteil von 74 Prozent sein. Die Preisspanne in den Provinzen liegt zwischen knapp 3000 Euro in Franche-Comte und 12.000 Euro in Calais.
Deutlich höher als in Frankreich sind die Kaufpreise mittlerweile in Polen – mit knapp 11.000 Euro je Hektar – in einer Spanne von 6.500 Euro bis 14.500 Euro. Das heißt auch: In 10 Jahren haben sich die polnischen Bodenpreise mehr als verdoppelt. Dabei sind in Polen ebenfalls 80 Prozent der Flächen im Besitz der Bauern – gehandelt werden jährlich etwas weniger als 2 Prozent der Flächen.
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