
Das meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) Ende der vorigen Woche. Danach stiegen die Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke in Deutschland im vorigen Jahr um 1.288 Euro je Hektar bzw. 4,7 Prozent auf 27.667 Euro je Hektar LN. Das ist ein stärkerer Anstieg als im Jahr zuvor als die Preise um 954 Euro oder 3,7 Prozent auf 26.439 Euro je Hektar nach oben gingen.
Damit hat sich der Preisaufrieb zwar wieder beschleunigt, andererseits steigen die Bodenpreise jedoch deutlich langsamer als etwa in den "Boom-Jahren" 2011 bis 2016, als es erheblich stärker nach oben ging. Auf der anderen Seite kosten landwirtschaftliche Flächen in Deutschland mittlerweile mehr als doppelt so viel wie vor 10 Jahren. Damals konnten deutsche Landwirte den Hektar noch für knapp 12.000 Euro je Hektar kaufen.
Die Zahl der Veräußerungsfälle ist im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen – auf 37.054 Stück. Außerdem hat die insgesamt gehandelte landwirtschaftliche Nutzfläche (LN) abgenommen – um etwa 3 Prozent auf 82.069 Hektar. Damit wechseln deutlich weniger Flächen den Besitzer als in den Jahren 2007 bis 2015. Damals wurden zeitweise deutlich mehr als 100.000 Hektar gehandelt.
Die durchschnittlich bei einer Verkaufsaktion gehandelte LN lag 2020 bei 2,21 Hektar und war damit geringfügig größer als 2019 als es 2,20 Hektar waren.
Insgesamt wechselten beim Verkauf landwirtschaftlicher Flächen im Jahr etwa 2,27 Mrd. Euro den Besitzer. Das sind fast 1 Mrd. Euro mehr als vor 10 Jahren beim Bodenverkauf bewegt wurden.
Sehr starker Preisanstieg im Nordwesten

Nach Bundesländern war die Preisentwicklung jedoch keineswegs einheitlich – um nicht zu sagen sehr unterschiedlich. Zunächst fällt auf: Mit Abstand am stärksten gestiegen sind die Bodenpreise in den nordwestdeutschen Hochburgen der Tierhaltung und Agrarproduktion.
So haben die Statistiker für Niedersachsen eine fast dreimal so starke Verteuerung der Bodenpreise ermittelt wie für den Durchschnitt der deutschen Bundesländer: Nämlich um knapp 8400 Euro je Hektar auf 46.559 Euro verteuerte sich das Land für die niedersächsischen Bauern. Damit liegen die Niedersachsen jedoch nur auf Rang drei im Ranking der teuersten Bodenmärkte in Deutschland.
Ebenfalls steil nach oben gingen die Preise in Nordrhein-Westfalen: Nämlich um 5.500 Euro auf 59.470 Euro je Hektar LN – in den verschiedenen Regierungsbezirken lag die Preise zwischen 38.591 und 82.789 Euro. Das ist weiterhin Platz zwei im Ranking der teuersten Bodenmärkte in Deutschland – hinter Bayern.
Deutlich dahinter kommt dann der Preisanstieg – nein nicht in Bayern – sondern in Rheinland-Pfalz: Dort stiegen die Bodenpreise um 2.024 Euro auf 15.794 Euro je Hektar. Im Vergleich der Bundesländer rangiert Rheinland-Pfalz mit diesen Preisen jedoch nur auf Position 9.
Im Bundesland mit dem teuersten Boden – nämlich in Bayern – sind die Preise 2020 nur moderat gestiegen. Gerade einmal 337 Euro mehr als im vorigen Jahr mussten die bayerischen Bauern für die gehandelten Flächen zahlen. Insgesamt waren das jedoch knapp 64.000 Euro je Hektar – und damit mehr als doppelt so wie im Durchschnitt der Republik und noch 4516 Euro als in Nordrhein-Westfalen. In den verschiedenen bayerischen Regierungsbezirken lag die Preisspanne zwischen 29.849 Euro in Unterfranken und sage und schreibe 112.118 Euro in Oberbayern.
Die Nummer 4 im Ranking der teuersten Bodenpreise ist weiterhin Schleswig-Holstein. Hier steigen die Preise um reichlich 1000 Euro auf 30.460 Euro je Hektar LN.
Nichtplausibler Preisrückgang in Baden-Württemberg

Vielleicht etwas überraschend: Die Bodenpreise gingen 2020 nicht in allen Ländern nach oben. So sind die Preise in Sachsen deutlich um 1.207 Euro auf 13.417 Euro je Hektar gefallen. Und in Mecklenburg-Vorpommern ging es um 412 Euro auf 21.237 Euro je Hektar nach unten.
Damit rangiert das nordostdeutsche Bundesland dennoch auf Position fünf im Ranking der höchsten Bodenpreise in Deutschland und Sachsen auf Platz 10. In den übrigen ostdeutschen Ländern sind die Bodenpreise indessen gestiegen – zwischen plus 1.197 Euro in Brandenburg und plus 1.695 Euro in Thüringen.
Der größte Ausreißer bei der Preisveränderung kommt indessen aus Baden-Württemberg – Hier fallen die Preise nach Angaben der Statistiker im Jahresvergleich um 8.671 Euro – auf 20.006 Euro je Hektar. Dieser Absturz fällt in der Größenordnung nicht nur deutlich aus dem Rahmen – sondern passt auch nicht in die Entwicklung der Pachtpreise und anderer Indikatoren in der Region.
Schaut man auf die verschiedenen Regierungsbezirke Stuttgart, Karlsruhe, Freiburg und Tübingen – mit Preisen zwischen 18.015 und 21.452 Euro je Hektar fällt der Rückgang gegenüber dem Jahr 2019 in Tübingen und Stuttgart am stärksten aus. Dort sind die Bodenpreise nach den Daten der Statistiker um 15.038 Euro und um 10.345 Euro je Hektar gefallen – was man sich schlichtweg nicht vorstellen kann.
In den übrigen beiden Regierungsbezirken Baden_Württembergs ging es um 1.750 und 2.400 Euro nach unten – auch das wäre schon heftig in einer Region, in der Boden knapp ist und die Pachtpreise für Neupachten laut Landwirtschafts-Zählung auf 365 Euro je Hektar angestiegen sind und damit über 100 Euro über den Bestandspachten liegen.
Verkaufte Fläche nimmt fast überall ab

Was die Zahl der Veräußerungsfälle und der gehandelten Flächen betrifft, sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern fast so groß wie bei den Bodenpreisen. Am meisten Fläche wurde auch 2020 in Ostdeutschland gehandelt – nämlich mehr als die Hälfte der insgesamt gehandelten Fläche von 84.831 Hektar. Dabei wechselten in drei ostdeutschen Ländern jeweils mehr als 10.000 Hektar den Besitzer – nur in Thüringen und Sachsen waren es mit 5000 bzw. 5600 Hektar deutlich weniger.
Im Westen – besser im Nordwesten – kommt lediglich Niedersachsen auf einen veräußerte Fläche von mehr als 10.000 Hektar. In Nordrhein-Westfalen wurden nur 3000 Hektar verkauft, in Bayern waren es immerhin 8400 Hektar und in Schleswig-Holstein wechselten knapp 3900 Hektar den Besitzer.
In dem in der Preisentwicklung auffälligsten Bundesland – Baden-Württemberg – melden die Statistiker eine verkaufte Bodenfläche von knapp 2900 Hektar – das sind etwa 500 Hektar weniger als im vorigen Jahr.
Insgesamt ging die verkaufte LNF in 11 Bundesländer zurück. Am stärksten in Bayern und Brandenburg. Nur in zwei Bundesländern – nämlich in Sachsen und Sachsen-Anhalt wechselte mehr Flächen den Besitzer als im Jahr zuvor.
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