Noch sind die Preise für Agrarland aber relativ stabil oder nur geringfügig niedriger. Doch die Anzeichen für Preiskorrekturen nehmen zu. Die Ackerlandpreise im Mittleren Westen sind unter dem Druck der Corona-Krise und den Befürchtungen über sinkende landwirtschaftliche Einkommen etwas niedriger oder stabil im Vergleich zum Juni des vorigen Jahres.
Das berichtet das größte US-amerikanische Farmmanagement- und Immobilien-Verkaufsunternehmen Farmers National Company (FNC). "Der Bodenmarkt entwickelt sich in den Gebieten mit Milchproduktion, Viehhaltung und Ethanolproduktion sehr vorsichtig, da diese Produktionszweige unter besonderem wirtschaftlichem Druck stehen", sagt FNC.
Gleichzeitig ergab eine Umfrage unter Banken und Landexperten, dass die Ackerlandpreise in Iowa, einem der wichtigsten Agrarstaaten des Mittelwestens, bis November um 2,3 Prozent sinken könnten. Das dürfte selbst dann geschehen, wenn sich die Marktpreise für Mais und Sojabohnen, den beiden Hauptkulturen des Staates, wieder erholen.
Nach dieser Umfrage könnten die Bodenwerte bis November 2021 nochmals um 1 Prozent sinken. Längerfristig sollen die Preise für Farmland jedoch wieder steigen. Davon sind die Experten ebenfalls überzeugt – und vieles spricht auch dafür.
Ein Farmland-Makler sagt, dass gegensätzliche Faktoren in den kommenden Monaten die Bodenpreise drücken und ziehen werden, und es ist schwer zu entscheiden, was als Nächstes am Bodenmarkt passiert.
Corona-Krise drückt auch die Bodenpreise
Der Boden macht in den USA rund 80 Prozent des landwirtschaftlichen Vermögens aus und ist in vielen Fällen die Basis für die Finanzen des Landwirts. Die Verschuldung der landwirtschaftlichen Betriebe steigt jedoch kontinuierlich und die Messung der finanziellen Indikatoren der Branche, wie beispielsweise die Verschuldungsquote, verschlechtert sich immer weiter.
Das agrarökonomische FAPRI-Think-Tank (Food and Agricultural Policy Research Institut der University of Missouri) schätzt, dass das landwirtschaftliche Einkommen in diesem Jahr trotz rekordverdächtiger staatlicher Zahlungen um 3 Prozent sinken wird und 2021 um weitere 12 Prozent zurückgeht.
Als sich die Folgen der Corona-Krise für die Agrarwirtschaft immer mehr verschärften, drückte auch der Bodenmarkt „auf die Pause-Taste, denn Käufer und Verkäufer bremsten ihre Aktivität spürbar", berichtet die Farmers National Company. Die Verkaufspreise sind in diesem Zeitraum in Illinois, Indiana, Iowa, Nebraska und South Dakota gesunken und waren in Kansas, Michigan, Minnesota, Missouri, North Dakota, Ohio und Oklahoma unverändert.
Vor COVID-19 war der Markt für qualitativ hochwertiges Ackerland aufgrund niedriger Zinsen, und einer hohen Nachfrage aber sehr robust, sagt Randy Dickhut, Senior Vice President bei Farmers National Company.
Erneuter Anstieg bis 2024 erwartet
"Zu den Herausforderungen, die Druck auf die Bodenpreise ausüben könnten, gehören die Wirkungen, die von sinkenden landwirtschaftlichen Einkommen ausgehen und damit auch der weitere Rückgang des Betriebskapitals für die Farmer", schreibt die FNC. Anderseits sind die niedrigen und nochmals gesunkenen Zinsen und die geringe Menge an Land die überhaupt auf dem Markt ist, Faktoren die die Preise oben halten, heißt es weiter.
Nichtlandwirtschaftliche Anleger dürften Agrarflächen als sicheren Hafen für ihr Geld oder als langfristige Absicherung gegen fallende Kurse bei Aktien und Anleihen betrachten, berichtet der FNC. Die an der oben genannten Iowa-Umfrage teilnehmenden Farmbanker, Farmmanager, Makler, und Landgutachter erwarten, dass das Farmland – trotz einer vorübergehenden Schwäche – mittel- und langfristig wieder an Wert gewinnt.
Bis November 2024 soll das Farmland danach wieder 10 Prozent mehr wert sein als in diesem Herbst, sagten die Teilnehmer der Befragung. Die Befragten nannten die sehr niedrigen Zinssätze, gute Ernteerträge und eine starke Nachfrage bei einem insgesamt knappen Landangebot als Hauptfaktoren für den erneuten Anstieg der Bodenpreise.
Noch ist es zu früh für eine sichere Prognose
Die Farmlandpreise sind seit 2014 relativ stabil und schwanken leicht von einem landesweiten Jahresdurchschnitt von 4.030 USD pro Acres bis 4.100 USD pro Acres, zeigen die USDA-Daten (siehe Grafik). Im selben Zeitraum sank jedoch das landwirtschaftliche Nettoeinkommen mit dem Zusammenbruch des Rohstoffbooms um 50 Prozent und erholte sich ab 2017 nur leicht.
Verschiedene Faktoren, die sich auf die Bodenpreise auswirken können, ziehen derzeit in entgegengesetzte Richtungen. Positive Einflüsse sind das anhaltend knappe Angebot an guten Grundstücken und historisch niedrige Zinsen. Zu den Herausforderungen, die Druck auf die Bodenpreise ausüben könnten, gehört das gesunkene landwirtschaftliche Einkommen und der weitere Rückgang des Betriebskapitals für die Erzeuger.
"Es ist noch zu früh, um genau zu sagen, was als Nächstes für den Bodenmarkt kommt, außer dass landwirtschaftliche Flächen weiterhin gekauft und verkauft werden. Land, das an die nächste Generation weitergegeben wird, ist eine Konstante, die auf jeden Fall im Spiel bleibt. Entscheidungen von Landbesitzern, Produzenten, Kreditgebern, Gesetzgebern und Investoren werden in den kommenden Monaten zusammenkommen, um die Antwort auf die nächsten Fragen zu Bodenpreisen zu geben“, sagt Randy Dickhut.
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