
Der erneute Absturz der Rohölpreise macht auch Diesel und Heizöl deutlich billiger. So fallen die Heizölpreise in Deutschland Anfang November auf neue Tiefstände. Und ein Ende des Preisrückgangs ist offenbar nicht in Sicht.
Auch Dieselkraftstoff kostet Anfang November an den Tankstellen so wenig wie zum letzten Preistief Anfang 2016. Und die Rohölpreise fallen zum Monatsbeginn weiter. Das US-Leichtöl wird am Terminmarkt in New York am Montag Mittag unter 35 USD Dollar je Barrel gehandelt und das europäische Standardöl Brent wird nur noch mit 37,3 USD je Barrel notiert. Im Vergleich zum Oktober sind die Rohölpreis damit um 16 Prozent gefallen – und bewegen sich weiter auf die letzten Tiefpunkte vom Mai dieses Jahres zu.
Rohöl als Indikator für die globale Wirtschaftsentwicklung
Auslöser für den erneuten Crash der Ölpreise sind die weltweit rasant zunehmenden Covid-19 Infektionen und die in der Folge in vielen Ländern verhängten Wirtschaftsbeschränkungen und Lockdowns. Auf diese Maßnahmen reagieren die Ölpreise sehr empfindlich. Rohöl ist einer der wichtigsten Indikatoren für die globale Wirtschaftsentwicklung.
Für die Agrarwirtschaft bedeuten fallende Ölpreise zwar auch sinkende Kosten – doch gleichzeitig sind sie Ausdruck der schweren globalen Rezession, die auch die Nachfrage und den Absatz negativ beeinflussen. Die Folgen der wirtschaftlichen Turbulenzen und der erneuten Lockdowns für den Arbeitsmarkt und die Kaufkraft dürften erheblich sein.
Das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln geht davon aus, dass der zweite Lockdown allein in Deutschland 600.000 Arbeitsplätze kosten könnte.
Heizöl und Diesel auf neuen Tiefständen

Die Preise für leichtes Heizöl sind in Deutschland Anfang November auf 38,7 Cent je Liter gefallen. Damit ist Heizöl nochmals deutlich billiger als im Oktober und auch billiger als zum letzten Preistief Anfang 2016 als die Preise bei etwa 41 Cent je Liter lagen.
Dabei stehen die Chancen sogar gut, dass es sogar noch weiter abwärts geht, denn die Vorzeichen am Ölmarkt sind mehr als düster, berichte der Branchendienst Tecson. Die Heizöl-Nachfrage hat aufgrund der niedrigeren Preisniveaus allerdings auch merklich angezogen, heißt es weiter. Die Lieferzeiten liegen je nach Händler zumeist bei 3 bis 5 Wochen.
Auch die Dieselpreise folgen den Ölpreisen nach unten. Anfang November kostet der Liter Diesel an den deutschen Tankstellen im Bundesmittel 1,03 Euro je Liter. Vielerorts sind die Preise jedoch auch schon deutlich unter die 1-Euro-Marke gefallen, berichtet der Branchendienst Benzin-Preis-Aktuell.
Neben dem Ölpreisverfall trägt aber auch die corona-bedingte deutlich sinkende Nachfrage mit zum Preisrückgang bei Diesel und Benzin bei. Die Daten des europäischen Mautbetreibers Atlantia zeigen, dass der Verkehr in Italien in der Woche zum 25. Oktober um -17,4 % im Jahresvergleich und -10,2 % gegenüber der Vorwoche zurückgegangen ist.
Der Verkehr in Spanien ging im Jahresvergleich um -24,7 % zurück und fiel -8,7 % kleiner aus als in der Vorwoche. Der Verkehr in Frankreich ging im Jahresvergleich um -13,8 % zurück. Außerdem zeigten britische Daten, dass der Autoverkehr in Großbritannien in der Woche zum 25. Oktober im Jahresvergleich um -12 % schrumpfte und -10 % gegenüber der Vorwoche zurückging.
Corona-Welle droht Wirtschaft abzuwürgen

Die weiter rasant zunehmenden Covid-Infektionen in Europa veranlassten Deutschland und Frankreich, die beiden größten Volkswirtschaften Europas, neue Sperrmaßnahmen zu ergreifen: Diese werden sich jedoch negativ auf das Wirtschaftswachstum und den Energiebedarf auswirken.
Bundeskanzlerin Merkel sagte, dass Bars und Restaurants in Deutschland für einen Monat schließen würden und der französische Präsident Macron ordnete eine neue nationale Sperrung an, bei der Bars, Restaurants und bestimmte Einzelhändler für einen Monat schließen müssen. Ähnliche Maßnahmen treten in Spanien und auch dem Vereinigten Königreich in Kraft.
Das Covid-Virus hat inzwischen weltweit 44,9 Millionen Menschen infiziert, wobei die Zahl der Todesfälle 1,18 Millionen ereichte. Die Kommentare von EZB-Präsidentin Lagarde in der vorigen Woche waren ebenfalls negativ für die Energienachfrage und die Rohölpreise. Sie sagte, dass sich die kurzfristigen Aussichten verschlechtert haben und „die Wirtschaft schneller als erwartet an Dynamik verliert“.
Die Kürzung der Wachstumsschätzung für Japan war für die Rohölpreise ebenfalls bärisch, nachdem die BIP-Prognose für Japan für 2020 von -4,7 % auf -5,5 % gesenkt wurde und es hieß, „die Aussichten für Wirtschaftstätigkeit und Preise sind äußerst unklar" und könnten sich in Abhängigkeit von der Virusausbreitung weiter verschlechtern.
Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich nach Einschätzung des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ebenfalls erheblich verdüstert. „Die zweite Corona-Infektionswelle ist in Deutschland angekommen und droht, den wirtschaftlichen Aufschwung abzuwürgen", heißt es in einer Mitteilung des Wirtschaftsforschungsinstituts.
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