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Wirtschaftskrise und die Folgen

Corona: Diese Krise übertrifft alles Bisherige

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am Freitag, 20.03.2020 - 12:04 (1 Kommentar)

Die Maßnahmen zur Bekämpfung des Corona-Virus stürzen Deutschland in eine tiefe Rezession.

„Prognosen darüber, wie tief die Rezession ausfällt, sind derzeit mit extrem hoher Unsicherheit behaftet“, sagte der Chef des ifo-Instituts Clemens Fuest am Donnerstag in München. Fuest sagte weiter: „Sowohl die Unsicherheit als auch die Abwärtsrisiken sind sehr groß.Niemand weiß genau, wie sich Absagen und Schließungen wirtschaftlich auswirken. Der weitere Verlauf hängt stark von den weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie und von Entscheidungen in anderen Ländern ab.“

In einem sehr günstigsten Szenario schrumpft die Wirtschaft nach Meinung der Wirtschaftsforscher 2020 „nur“ um 1,5 Prozent. In einem zweiten Szenario, halten die Wirtschaftswissenschaftler einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 6 Prozent für möglich.

Bei seiner letzten Prognose im Dezember hatte das ifo Institut noch 1,1 Prozent Wachstum für 2020 erwartet. Uwe Burkert, der Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg, sagte nach der Bekanntgabe der Ifo-Daten: "Das war so in etwa zu erwarten. Freier Fall in die Rezession. Das wird jetzt vermutlich schlimmer als in der Finanzkrise.“

Unternehmen extrem pessimistisch

Wirtschaftskrise

Der Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser sagte: „Es gibt keine historischen Erfahrungen mit vergleichbaren Ereignissen, aus denen wahrscheinliche Krisenverläufe abgeleitet werden könnten. Schließlich stehen aktuell nur sehr wenige Konjunkturindikatoren zur Verfügung, mit denen sich das gesamtwirtschaftliche Ausmaß der Folgen der Corona-Krise abschätzen ließe.

Die meisten aktuell verfügbaren Indikatoren spiegeln bestenfalls die Lage im Februar wider. Der historische Absturz des Ifo-Geschäftsklima-Index im März deutet allerdings darauf hin, dass der Konjunktureinbruch im zweiten Quartal alles Bisherige übertreffen wird.“ Die Stimmung in den deutschen Unternehmen hat sich  danach zuletzt massiv verschlechtert.

Der vorläufige Ifo-Geschäftsklimaindex ist im März auf 87,7 Punkte eingebrochen, nach 96,0 Punkten  im Februar. Dies ist der stärkste Rückgang seit 1991 und der niedrigste Wert seit August 2009. Die deutsche Wirtschaft stürzt damit in einen Rezession.

Massive Hilfen für Wirtschaft nötig

Containerhafen

Umso wichtiger ist nun ein massives und gezieltes Gegensteuern von Bundesregierung, EU und Europäischer Zentralbank (EZB). Gleichzeitig müssen dringend Konzepte entwickelt werden, um die Dauer und Intensität des Lockdown zu begrenzen ohne die Bekämpfung der Epidemie zu beeinträchtigen“, sagte ifo-Chef Fuest. Die Europäische Zentralbank hatte in der Nacht zu Donnerstag ein Notkaufprogramm für Anleihen in Höhe von 750 Milliarden Euro angekündigt.

Fuest fügte hinzu: Es ist wichtig, dass die Politik massive und gezielte Maßnahmen ergreift, um damit die Schäden zu begrenzen, die das Einfrieren der Wirtschaft verursacht. Für Selbständige sowie kleine und mittlere Unternehmen sollten für einige Monate alle Steuerzahlungen ausgesetzt werden. „Zusätzliche Hilfen für Beschäftigte, die ihr Einkommen verlieren, sind dringend notwendig. Liquiditätshilfen und staatliche Garantien könnten eine Insolvenzwelle abwenden. Die Regeln des Insolvenzrechts sollten vorübergehend gelockert werden.“

„Akute Gefahr droht aber auch den Staatsfinanzen im Euroraum“, warnte Fuest. Bei hoch verschuldeten Ländern könnte es zu einem Kollaps des Vertrauens kommen. Die Staaten des Euroraums einschließlich der EZB müssen klar signalisieren, dass alle Länder konsequent gestützt werden und Ausfälle bei Staatsschulden ausgeschlossen sind.“

Einige Wirtschaftsbereiche extrem betroffen

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Das Kieler Wirtschaftsforschungsinstitut IfW rechnet damit, dass etwa die Hälfte der deutschen Wirtschaft hart bis extrem hart getroffen wird. Zu den besonders betroffenen Bereichen mit Rückgängen um 90 Prozent zählten Gastgewerbe, Luftfahrt und Tourismus. Beim Fahrzeugbau könnte die Produktion laut IfW um bis zu 70 Prozent einbrechen, der Einzelhandel könnte um um 40 Prozent schrumpfen.

Nur geringe Auswirkungen sehen die Kieler Ökonomen in der Wohnungswirtschaft, der Telekommunikation und im öffentlichem Dienst. Zuvor hatten bereits das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und der Bundesverband deutscher Banken einen kräftigen Rückgang der Wirtschaftsleistung prognostiziert.

Wenn die Corona-Krise überwunden ist, könnte es aber rasch wieder aufwärts gehen. Interessant ist dabei: Die Ökonomen, die einen besonders starken Einbruch fürchten, erwarten nach der Krise einen umso stärkeren Aufschwung. So hält das Kieler IfW für das Jahr 2021 einen Wachstumssprung von 7,2 bis 10,9 Prozent für möglich.

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