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Investoren am Bodenmarkt

Deutsche sind drittgrößte Landkäufer in den USA - was steckt dahinter?

Farmland in den USA.
am Freitag, 26.03.2021 - 09:00 (Jetzt kommentieren)

Immer mehr Ackerland in den USA befindet sich in ausländischem Besitz: Deutsche gehören zu den größten Eigentümern – nach Kanada und den Niederlanden. Was steckt dahinter?

Farmland in den USA.

Daten des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) zeigen: Ausländische Investoren besitzen entweder durch direktes Eigentum oder über langfristige Pachtverträge mindestens 28,3 Millionen Acres – also 11,5 Millionen Hektar ­– im Wert von reichlich 52 Milliarden US-Dollar. Diese Fläche ist etwa so ​​groß wie der Bundesstaat Ohio.

Ein Bundesgesetz aus dem Jahr 1978 schreibt vor, dass ausländische Unternehmen Transaktionen von Ackerland der USDA Farm Service Agency (FSA) melden müssen. Doch offenbar werden die Landverkäufe nicht genau kontrolliert, kritisieren US-Farm-Organisationen. Bereits sechs Bundesstaaten haben zudem Gesetze erlassen, die ausländisches Eigentum an Ackerland verbieten. Diese Staaten sind Hawaii, Iowa, Minnesota, Mississippi, North Dakota und Oklahoma. In Missouri, Ohio und Oklahoma wollen Farmverbände ähnliche Gesetze durchsetzen bzw. sind diese in Vorbereitung.

Eine Analyse des Midwest Center for Investigative Reporting aus dem Jahr 2017 ergab, dass sich der ausländische Besitz von US-amerikanischem Ackerland zwischen 2004 und 2014 verdoppelt hat. Danach haben ausländische Investitionen in Form von Eigentum oder auch langfristigen Pachtverträgen sogar noch schneller zugenommen.

Allein 2016 erwarben ausländische Investoren mindestens 1,6 Millionen Acres (knapp 650.000 Hektar) landwirtschaftliche Nutzfläche in den USA. Dies war der größte Anstieg seit mehr als einem Jahrzehnt.

Deutsche Investoren liegen auf Platz 3

Ausländische Investoren in den USA.

Die Untersuchung des Midwest Center zeigt: Im Besitz kanadischer Eigentümer befanden sich zuletzt rund 2,8 Millionen Hektar, gefolgt von den Niederlanden mit 2,0 Millionen Hektar, Deutschland kommt auf 785.000 Hektar, das Vereinigte Königreich auf 688.000 Hektar, Italien auf 567.000 Hektar, Portugal auf 559.000 Hektar und Frankreich auf 421.000 Hektar.

Landesweit besitzen kanadische Investoren das meiste Ackerland. In Ohio und in einigen anderen Staaten, gehören deutsche Investoren jedoch zu den größten Landeigentümern. Ein Verwalter, der für deutsche Investoren arbeitet, sagte gegenüber US-Medien, dass diese bereits in den 1980er Jahren in die US-Landwirtschaft eingestiegen sind. „Sie haben zunächst angefangen, Land in Iowa und Minnesota zu kaufen", erklärt er. Dann verschob sich der Schwerpunkt nach Ohio.

Der größte Teil der Flächen in ausländischem Besitz ist kein Ackerland, sondern Wald: Nämlich 54,9 Prozent, etwa 23,6 Prozent sind Weideland und „nur“ 21,5 Prozent Ackerland. Farmverbände befürchten jedoch: Die Daten über das ausländische Eigentums an landwirtschaftlichen Flächen werden möglicherweise nicht korrekt gemeldet. Die Datenauswertungen liegen oft mehrere Jahre zurück. Doch es gibt es viele Hinweise für eine weiter deutliche Zunahme von ausländischem Landeigentum.

Wirtschaftliche Gründe und Geldanlage

Farmland.

Die Gründe für ausländische Investoren, US-amerikanischen Boden zu kaufen, dürften nicht unbedingt einheitlich sein. Im Fall eines der größten kanadischen Landbesitzer Irving Woodlands – einem sehr großen Holzunternehmen – ist die Nutzung der 485.000 Hektar ziemlich klar.

Anders liegt der Fall bei den Niederlanden, Amerikas zweitgrößtem ausländischen Bodeneigentümer. Stephen Raes, ehemaliger Wirtschaftsexperte der niederländischen Botschaft in Washington, hatte in einem Artikel in der Zeitung USA Today erklärt, dass das niederländische staatlichte Rentensystem etwa 130 Prozent der Größe des Bruttoinlandsprodukts seines Landes entspricht und damit sehr groß im Verhältnis zur Größe  seiner Wirtschaft ist. Um dieses System zu finanzieren, sind konservative Anlagen nötig, wie etwa in amerikanisches Ackerland, schrieb er.

Und er fügte hinzu, dass niederländische Einwanderer außerdem während des gesamten 19. Jahrhunderts im Mittleren Westen Bauern wurden – und es jetzt auch weiter werden. Wie groß der Einfluss ausländischer Investoren auf den amerikanische Bodenmarkt und die Preise wirklich ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Untersuchungen dazu gibt es jedenfalls noch nicht.  

China kauft Smithfield und Ackerland

Farmland.

Doch es gibt auch große ausländischen Investoren aus der Agrarindustrie: Im Jahr 2013 hatte das chinesische Unternehmen Shuanghui den großen US-Schlachter Smithfield Foods gekauft. Damals änderte der Gesetzgeber von Missouri ein Gesetz, damit der Verkauf des Unternehmens möglich wurde – und auch der Kauf von Ackerland.

Zuvor hatte Missouri ein Gesetz, das jegliches ausländische Eigentum an Ackerland verbot. Dieser Schritt ermöglichte es dem Unternehmen, dass jetzt als WH Group bekannt ist, mehr als 16.200 Hektar Ackerland in Missouri zu erwerben. Blake Hurst, Präsident des Missouri Farm Bureau, sagte, seine Organisation unterstütze weiterhin die Begrenzung des ausländischen Eigentums.

„Wir sind entschieden gegen ausländisches Eigentum an Ackerland“, sagte er. „Unsere Farmer sorgen für eine bessere Bewirtschaftung und das nutzt auch den ländlichen Gemeinden“. Nach Angaben des Missouri Farm Bureau besitzt Smithfield, der weltweit größte Schweinefleischproduzent der WH Group, mittlerweile knapp 61.000 Hektar Ackerland in den USA.

Die chinesischen Gesamtinvestitionen im Agrarsektor der USA haben sich laut USDA Economic Research Service in weniger als einem Jahrzehnt verzehnfacht.

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