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Energiekrise in Deutschland

Energiekrise: Energie-Versorger gehen pleite und kündigen Verträge

strom und windenergie.
am Montag, 18.10.2021 - 13:55 (1 Kommentar)

Die drastisch steigenden Gaspreise und Strompreise zwingen auch immer mehr deutsche Energieunternehmen in die Knie.

erdgaspreise.

Nachdem der Stromanbieter Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft mit der Marke "Immergrün" bereits hunderten Kunden gekündigt hat, meldet nun die Brandenburger Firma Otima Energie Insolvenz an. Gleichzeitig haben der südwestdeutsche Energiekonzern EnBW und die Darmstädter Entega ihre Gasangebote bei Vergleichsportalen wie verivox vorerst zurückgezogen.

„Leider können wir Ihnen derzeit keine Erdgas-Produkte anbieten“, stand vorige Woche auf der Internetseite des Energieriesen E.ON. Grund hierfür seien die massiv gestiegenen Großhandelspreise, die sich innerhalb kürzester Zeit vervierfacht hätten, sagt beispielsweise Otima Energie. Diese hohen zuzüglichen Kosten können vertraglich nur bedingt an die Kunden weitergegeben werden. Die Unternehmen machen also massive Verluste.  

Auch in anderen europäischen Ländern – etwa im Vereinigten Königreich - haben bereits etliche Energieanbieter Konkurs angemeldet. In anderen Ländern – wie in Frankreich, Spanien, Polen oder Italien – versucht der Staat Verbraucher und Unternehmen durch Subventionen oder Preisdeckelung vor den schlimmsten Folgen der Krise zu schützen.

Otima pleite, EnBW und E.ON wollen keine Neuekunden?

Der Brandenburger Energieversorger Otima Energie hatte am vorigen Mittwoch auf seiner Internetseite mitgeteilt, Insolvent zu sein und die Strom- und Gaslieferungen eingestellt zu haben. „Nach der Beendigung der Versorgung werden wir schnellstmöglich die Schlussrechnungen erstellen und bitten Sie in diesem Zusammenhang um die Übersendung der jeweiligen Zählerstände“, teilte Otima mit. Wie viele Unternehmen und Verbraucher das betrifft, war zunächst unklar. 

Bereits im September hatte die Firma Deutsche Energiepool mitgeteilt, vielen Kunden die Gas-Lieferverträge gekündigt zu haben. Doch auch die großen Anbieter stehen unter Druck. Der südwestdeutsche Energiekonzern EnBW und die Darmstädter Unternehmen Entega ziehen sich beim Gas aus der Werbung von Neukunden zurück. Dem Vergleichsportale Verivox zufolge stellten die Versorger in Aussicht, ihr Neukundengeschäft zeitnah wieder aufzunehmen, sobald sie ihre Preise neu kalkuliert haben.

„Auch der Energieriesen E.ON. hatte mitgeteilt, seit einigen Tagen seine Neukundenprodukte für private Gaskunden zu überarbeiten. „Auch wir registrieren die Auswirkungen der gestiegenen Gaspreise“, sagte ein Sprecher des Karlsruher Versorgers EnBW.

Kein immergrüner Strom mehr

strompreise.

Die Rheinische Elektrizitäts- und Gasversorgungsgesellschaft hat ebenfalls an hunderte von Kunden in Bremen und Hessen Kündigungsschreiben verschickt. Ab dem 19. Oktober will das Unternehmen die Versorgung mit Strom einstellen, berichtete zuerst das Handelsblatt.

Das Unternehmen, das den Strom unter der Marke „Immergrün“ angeboten hat, hatte bereits im September mit Preiserhöhungen auf die massiv gestiegenen Großhandelspreise reagiert. Gegenüber dem "Handelsblatt" hatte das Vergleichsportal Verivox bestätigt, über die Kündigungen informiert gewesen zu sein.

Im Unterschied zu den Großanbietern, die sich meist mit langfristigen Verträgen und am Terminmarkt gegen starke Preisausschläge absichern, kaufen kleinere Anbieter oft kurzfristig, so dass sie die Preisexplosion im Großhandel und an den Terminmärkten nun mit voller Wucht trifft.

Die von den Kündigungen betroffen Haushalte und Unternehmen fallen nach Auskunft der Verbraucherzentralen jedoch in die Grundversorgung (der regionalen Anbieter) zurück, bleiben also nicht ohne Strom.

RWE: Die Strom- und Gaspreise bleiben auch weiter hoch

rohölpreise.

Wenn der Anstieg der Energie- und Benzinpreise ungebremst weitergehe, drohe eine "dramatische soziale Schieflage", sagte Klaus Müller, Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, gegenüber dem Tagesspiegel. "Die Politik muss dringend die gegenwärtige Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren, auf Energieeinsparungen setzen und Energiearmut verhindern", so Müller.

Dass die Preise bald wieder sinken könnten, glaubt Markus Krebber, Vorstandschef des Energiekonzerns RWE, nicht – im Gegenteil. Er rechne damit, "dass Strom und Gas in den nächsten Jahren teurer werden", so Krebber gegenüber der "Rheinischen Post". Wie stark der Anstieg ausfallen werde, lasse sich heute noch nicht sagen. "Die derzeitige Explosion der Börsenpreise hat keiner erwartet."

In der Politik wird inzwischen über mögliche Maßnahmen zum Eindämmen der Gaspreise für die Verbraucher diskutiert. Die EU-Kommission schlug eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, die in Frankreich, Spanien, Italien und Polen auch schon umgesetzt werden. Allerdings hält die Kommission den derzeitigen Anstieg der Energiepreise für vorübergehend, da er vor allem von der hohen Nachfrage nach der Corona-Pandemie getrieben sei. Die Situation werde sich demnach spätestens im Frühling stabilisieren, glauben jedenfalls die Kommissions-Experten.

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