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Europa: Preise für Agrarland fallen – außer in Deutschland

Luftaufnahme von Agrarland
am Dienstag, 03.12.2019 - 18:58 (Jetzt kommentieren)

Die globalen Preise für Agrarland sind den letzten 16 Jahren um jährlich 12 Prozent gestiegen. Nun geben die Bodenpreise nach.

In Westeuropa verteuerte sich der Boden in dieser Zeit um knapp 6 Prozent – Rumäniens Agrarflächen verzeichneten einen Preissprung von 40 Prozent. Die Regionen mit dem stärksten Preisauftrieb waren Osteuropa und Südamerika. Der größte Teil des Wertzuwachses entfiel auf die fünf Jahre zwischen 2002 und 2007. In dieser Zeitspanne verteuerte sich Agrarland jährlich um 28 Prozent. In den darauf folgenden fünf Jahren schwächte sich der Preisaufrieb dann auf knapp 11 Prozent jährlich ab.

Zu diesen Erkenntnissen kam die internationale Immobilien-Firma Savills bei einer Analyse zur Entwicklung  der globalen Farmlandpreise (Global Farmland Index). Untersucht wurde die Preisentwicklung für Ackerland in US-Dollar je Hektar. Erfasst wurden die Werte aus 15 wichtigen Ackerlandmärkten: Argentinien, Australien, Brasilien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Neuseeland, Polen, Rumänien, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten und Uruguay.

Boden stärker verteuert als Rohstoffe

Agrarflächen

Zuletzt hat sich der Anstieg der Bodenpreise jedoch deutlich verlangsamt. Savillis berichtet, dass es nach der Bankenkrise 2008 eine Abschwächung der globalen Teuerungsrate bei Agrarland auf zuletzt noch knapp 1 Prozent gab.

Das Wachstum ist jedoch von Land zu Land sehr unterschiedlich und wird von sehr vielen Faktoren beeinflusst. Laut Savills hätten sich die Werte von Ackerland langfristig besser entwickelt als Rohstoffe und böten “Investoren“ in Rezessionszeiten eine Absicherung gegen Inflation. Dabei hätten die langfristigen Grundlagen des Ackerlandbesitzes weiterhin Gültigkeit, sagen Immobilien-Spezialisten.

Angesichts der steigenden Weltbevölkerung und der neuen Dringlichkeit, mit der der Klimawandel in einigen Industrieländern wirkt, wird die langfristige Bedeutung der Ernährungs- und Energiesicherheit voraussichtlich nicht nachlassen, analysiert Savills die Lage. Weltweit erwarten die Analysten deshalb einen weiteren Anstieg der Nachfrage nach produktivem Ackerland.

Westeuropa: Steigende Bodenpreise in Deutschland

In Westeuropa kam es nach einer Phase starken Preisauftriebs für Agrarland in den letzten fünf Jahren zu einem Rückgang der Bodenpreise. Einzige Ausnahme ist Deutschland mit einem jährlichen Preisanstieg von 5,4 Prozent. Das Vereinigte Königreich und Irland verzeichneten mit -3,0 Prozent den stärksten Preisrückgang, gefolgt von Dänemark mit -2,9 Prozent und Frankreich mit einem Abschlag von -1,5 Prozent.

Dennoch beurteilt Savills das Preispotential in Westeuropa – in einer Risikomatrix weiterhin positiv. Grund ist eine solide Infrastruktur und ein gutes Verkehrsnetze sowie ein guter Zugang zu landwirtschaftlichen Betrieben und Märkten. Hinzu kommen ein geringeres politisches Risiko und geringere Beschränkungen für Auslandsinvestitionen in Agrarland.

Die Renditen für potentielle Investoren bzw. Bodenkäufer sind jedoch niedriger und es gibt weniger Potenzial für die "Maximierung der Renditen", da die landwirtschaftlichen Systeme gut entwickelt sind, schreiben die Analysten von Savills.

Bodenpreise in Osteuropa steigen langsamer

Luftaufnahme von Agrarflächen

Ungarn, Polen und Rumänien folgten in den 2000er Jahren dem weltweiten Muster sehr stark steigender Bodenpreise, aber die Teuerung hat sich in den letzten fünf Jahren auf durchschnittlich 5,6 Prozent abgeschwächt gegenüber einen durchschnittlichen Anstieg der Bodenpreise von 17,6 Prozent in den letzten 16 Jahren.

Das relative Investitionsrisiko in den osteuropäischen Ländern ist etwas höher als in Westeuropa. Die Vorschriften für ausländische Investoren, die in Ungarn Ackerland kaufen, sind streng, und ein neues Gesetz in Polen aus dem Jahr 2016 begrenzt die Betriebsgröße auf 300 Hektar.

Laut einer vom Europäischen Parlament durchgeführten Studie, befinden sich derzeit rund 40 Prozent von Rumäniens Ackerland in ausländischem Besitz. Es gibt Hinweise darauf, dass die rumänische Regierung beabsichtigt, zukünftige Investitionen in Ackerland einzuschränken.

Geringere Teuerung in Nordamerika

Die Ackerlandwerte in Nordamerika sind in den letzten 16 Jahren kontinuierlich gestiegen. Dabei hat sich der Anstieg in den letzten fünf Jahren verlangsamt. Kanada verzeichnete in den letzten 16 Jahren einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg der Ackerlandpreise von 9,2 Prozent und in den letzten fünf Jahren einen Zuwachs von 2,4 Prozent.

In den USA verteuerte sich Ackerland in den letzten 16 Jahren um 6,1 Prozent und in den letzten fünf Jahren um 1,6 Prozent. Die USA und Kanada hätten nach Einschätzung von Savills jedoch einen hohen Investitionsrang und böten gute agronomische Chancen. In Kanada gibt es einige Einschränkungen für ausländische Käufer von Ackerland, und in einigen Bundesstaaten der USA gelten Gesetze, die den Besitz oder die Nutzung von Ackerland von Ausländern verbieten.

Umweltfragen beeinflussen die Märkte

Traktor mit Egge pflückt Ackerland

Die Ergebnisse des Global Farmland Index für 2019 zeigen, dass Beschränkungen für Auslandsinvestitionen in Ackerland eine immer stärkere Rolle bei der Entwicklung der Landpreise spielen, schreibt Savills. Die Nachfrage ist nach Meinung der Analysten zwar nach wie vor hoch, aber neue Umwelt- und Sozialvorschriften beeinträchtigen die Investitionsvorhaben und den Bodenkauf, heißt es weiter.

Investoren, die bereits auf dem Ackerlandmarkt tätig sind, konzentrieren sich möglicherweise auf alternative Märkte oder befassen sich mit Fragen der Ernährungssicherheit, einschließlich moderner Agrartechnologie. Savills stellt fest: Wir stehen vor einer Zukunft mit einer steigenden Nachfrage nach Energie und Biomaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen.

Der Bedarf der Landwirtschaft an Ressourcen, die sich ändernden Ernährungsgewohnheiten, die Menge der verschwendeten Lebensmittel sowie die dringende Notwendigkeit, unser Umweltmanagement zu ändern, deuten auch auf Veränderungen an den landwirtschaftlichen Märkten hin, vermutet Savills.

Global Farmland Index - von Savills

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